Dass die hohen Corona-Infektionszahlen wieder sinken, ist Hausarzt Dr. Raimund Zerm, der gemeinsam mit Ärztin Sonja Gut in Herdwangen eine Praxis betreibt, ein wichtiges Anliegen. Deshalb bietet der Arzt Sonderimpftage an. Der nächste ist an Silvester, 31. Dezember. Wer geimpft werden will, kann sich telefonisch, per Fax oder E-Mail anmelden.
„Die Überlegung war, dass sich manche doch etwas schlapp nach der Impfung fühlen; häufigere Symptome sind Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit. Nach dem Termin an Silvester haben die meisten Menschen zwei Tage frei wegen des Feier- und Sonntags, sodass sie sich bei möglichen Beschwerden wieder erholen könnten“, schildert Raimund Zerm auf Nachfrage seine Beweggründe, die Aktion auf den letzten Tag in diesem Jahr zu legen.
Corona-Schwerpunktpraxis in Herdwangen
Seit April dieses Jahres werden Menschen in der Corona-Schwerpunktpraxis in Herdwangen gegen das Virus geimpft. Am Anfang waren die Anmelde-Listen der Praxis sehr lang; die Patienten mussten ordentlich Geduld aufbringen, bevor sie sich den lang ersehnten Piks abholen konnten. „Das Dilemma war, dass die Impfzentren bei der Belieferung mit Impfstoff bevorzugt wurden“, erläutert der Mediziner. Als dann die Kreisimpfzentren eröffnet wurden, meldeten sich viele dort an und hatten für die Impfung beim Hausarzt dann doch keinen Bedarf. „Im Sommer gab es zudem ein richtiges Loch, viele Menschen hatten kein Interesse an einer Impfung“, meint Raimund Zerm. Erst im Herbst habe er dann wieder verstärkt in seiner Praxis zur Impfspritze gegriffen. „Seit Oktober und November sind die Zahlen der Impfwilligen wieder richtig hoch“, berichtet er.
Biontech und Moderna werden verimpft
Impfstoffe von Biontech und Moderna stehen in der Praxis zur Verfügung, wobei Biontech für Menschen im Alter von zwölf bis 29 Jahren verimpft wird; ab 30 Jahren impft Zerm mit dem Impfstoff von Moderna. „Leider sind bislang erstaunlich wenige Erstimpfungen mit dabei“, bedauert der Mediziner. Und das, obwohl die Praxis ihre Angebote regelmäßig in den sozialen Medien verbreitet, um viele Menschen zu erreichen. „Es sind überwiegend Booster-Impfungen, also Auffrischungen, die bei uns verabreicht werden“, sagt Zerm.

Impfgegner für Argumente kaum zugänglich
Auch er hat die Erfahrungen machen müssen, dass viele Impfgegner im Gespräch nicht davon zu überzeugen sind, wie wichtig die Corona-Impfung ist. „Da sind Parallelwelten entstanden. In sozialen Netzwerken greifen die Gegner alles auf, was ihre Grundbedenken stützt und verbreiten dies an andere Nutzer“, hat Raimund Zerm beobachtet. „Die Skepsis bezüglich des Impfstoffs erscheint für viele so bedrohlich, dass es nicht möglich ist, mit Argumenten diese Position gerade zu rücken“, bedauert der Mediziner.
Da sich das Boostern als sehr wichtig im Kampf gegen Corona erwiesen hat, freuen sich der Hausarzt und sein Team über jeden, der seine abgeschlossene Grundimmunisierung auffrischen möchte. Über überregionale Verteiler ist er mit anderen Ärzten, die gegen Corona impfen, vernetzt. „Hier gibt es einhellige Berichte, dass bislang keine bedeutsamen Komplikationen nach den Impfungen aufgetreten sind. Viele Befürchtungen sind also nicht eingetreten“, berichtet der Mediziner.
Omikron-Variante extrem ansteckend
Die neue Corona-Variante Omikron ist leider auch in Herdwangen-Schönach angekommen, so Raimund Zerm. So sei unter anderem ein Heimkehrer aus Südafrika positiv auf Omikron getestet worden, wie dem Arzt nach einem Test vom zuständigen Labor mitgeteilt worden ist. „Wir hatten bislang drei Fälle, die bei den stichprobenartigen Kontrollen auf Omikron positiv getestet worden sind“, schildert Zerm. Es sei noch zu früh, um detaillierte Aussagen zur Schwere der Verläufe bei der Ansteckung mit dieser Variante zu machen. Sicher sei aber, dass Omikron extrem ansteckend sei und die zu erwartenden Infektionen das medizinische System überfordern könnten.
30 bis 50 PCR-Tests pro Tag
In der Praxis wird auch viel getestet: Rund 30 bis 50 PCR-Tests werden pro Tag in Herdwangen gemacht. Dabei steht für das Praxisteam an erster Stelle, dass infektiöse Menschen so behandelt werden können, dass sie nicht in die Praxisräume gelangen, wo sie die anderen Patienten anstecken könnten. „Wir behandeln einige höchst vulnerable Patienten – etwa nach Chemotherapien oder Organtransplantationen -, die sich sehr schnell anstecken könnten“, berichtet der Arzt. Deshalb werden die Patienten draußen im Hinterhof der Praxis getestet.
Die Corona-bedingten ärztlichen Leistungen sind für Raimund Zerm und seine Praxiskollegin Sonja Gut schon eine Belastung, wie er auf Nachfrage einräumt. „Weil die Zahlen hoch sind, bindet das Ganze sehr viel Zeit. Das ist schon belastend im Praxisalltag“, bekennt er. Im letzten Quartal dieses Jahr wurden über 2000 Patienten von den insgesamt eineinhalb Arztsitzen, die er gemeinsam mit Sonja Gut ausfüllt, behandelt. „Üblicherweise liegen die Zahlen bei 850 bis 900 Scheinen pro Quartal und Arztsitz“, zeigt Zerm die Dimensionen auf. Trotzdem stellt er klar: „Wir machen das gerne und wollen auch weiterhin testen und impfen.“
Eklatanter Hausärztemangel in der Region
Zum Sonder-Impftag am 31. Dezember können sich auch Impfwillige anmelden, die nicht Patienten der Herdwanger Praxis anmelden. Generell nehmen Raimund Zerm und Sonja Gut als Hausärzte keine Patienten mehr an, da sie in den vergangenen Monaten regelrecht mit Anfragen überrannt worden sind. „Das zeigt den eklatanten Hausarztmangel in der Region“, berichtet Raimund Zerm.
Aggressive Praxisbesucher
Was er sehr bedauert, ist, dass viele Menschen sich sehr aggressiv verhalten. „Gerade unsere Arzthelferinnen sind ja quasi die erste Auffangstation. Die mussten hier einige Krisengespräche führen, weil sich der Tonfall und die Art und Weise des Umgangs massiv gedreht hatte“, schildert er. Man sei sonst in der Herdwanger Praxis sehr verwöhnt gewesen, mit zuvorkommenden, höflichen und geduldigen Patienten. Leider habe die Corona-Zeit viele Veränderungen mit sich gebracht. Im kommenden Jahr will er weitere Sonder-Impftage anbieten, versichert er. „Wir planen schon bis Ende Januar, Anfang Februar. Jede Impfung zählt. Es geht jetzt darum, möglichst viele Menschen zu schützen“, sagt Zerm abschließend.