„Sein Licht leuchtet in der Finsternis“ – unter dieses Motto stellte Stadtpfarrer Bernd Walter die Christmette im Münster. Abgedruckt auf eine Postkarte mit der bildlichen Darstellung einer Krippenszene konnten die rund 100 Gottesdienstbesucher diese frohe Botschaft am Ende der Feier auch in Papierform mit nach Hause nehmen. Weitere 130 Gläubige verfolgten den Gottesdienst im Live-Stream. In der Einstimmung vor Beginn der Christmette waren es zunächst musikalische Lichtpunkte, die die hellen, klaren Stimmen des Frauenensembles des Münsterchors von der Empore in das noch dunkle Kirchenschiff zu den nach und nach ankommenden Zuhörern hinunter sandten.
Mit dem festlichen Einzug des Stadtpfarrers und seiner Kerzen tragenden 13 Ministranten erhellte sich der Altarraum, und Andrea Jäger-Waldau verkündete singend die Geburt Jesu Christi. Ein vor dem Altar aufgestelltes lebensgroßes Jesuskind in der Krippe stellte die gesungenen Verse bildhaft dar. In seiner Begrüßung rief Pfarrer Walter die Gläubigen dazu auf, sich von den alten Traditionen an die Hand nehmen zu lassen: „Die dunkle Nacht, in der wir uns versammelt haben, bringt es an den Tag, dass Gott bei uns ist, auch in dem Schlamassel, in dem wir uns derzeit befinden.“
Lektorin Ulrike Moser las Verse aus dem Buch des Propheten Jesaja. „Das Volk, das in Finsternis ging, es sah ein helles Licht“, heißt es dort im 9. Kapitel. Nach dem Weihnachtsevangelium knüpfte Stadtpfarrer Bernd Walter in seiner Predigt an dieses bekannte Jesaja-Wort an. Zunächst sprach er von der „Lichteroffensive“, die er hier und da bei Weihnachtsdekorationen beobachte. „Die einen mögen es dezent, die anderen übertreiben es ein bisschen“, kritisierte Walter und bekannte, er sei da eher klassisch unterwegs und liebe die Kerzen am Adventskranz.
In den Fürbitten gedachte die Gemeinde an die Kranken und Pflegekräfte, aber auch an die Verantwortlichen in Politik, Forschung und Medizin, die in der Pandemie schwierige Entscheidungen zu treffen hätten. Auch für die Opfer von Naturkatastrophen beteten die Besucher, für Menschen auf der Flucht vor Diktatoren sowie für Einsame und Traurige und für alle, die „die Last ihres Lebens zur Krippe tragen“.
Zur Umrahmung ließ der Münsterchor in kleiner Besetzung mehrere vierstimmige Liedgesänge erklingen.
Nach Bethlehem geht‘s auch im Blatterngraben
Es war schon etwas unwirtlich draußen, als Familien mit Kindern bei Nieselregen im Blatterngraben gemeinsam mit Dekanin Regine Klusmann die Geburt Jesu und die stille Nacht feierten. Zwischen den steilen Molassefelsen ertönten Bläserklänge und begleiteten am Ende das „O du fröhliche“ der einzelnen Gruppen. In der herannahenden Dämmerung gab Regine Klusmann das Licht des Friedens in die Runde und vor strahlenden Kinderaugen erstrahlten die Kerzen als leuchtende Punkte.

Begonnen hatte der Stationengottesdienst an der Freitreppe vor der Auferstehungskirche und erstmals in mehreren Etappen. Vier Gruppen von fünf Familien mit kleinen Kindern hatten sich zuvor online mit allen Teilnehmern angemeldet, um den Anforderungen der Corona-Verordnung gerecht zu werden und kein Risiko einzugehen. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ intonierten Lukas und Paul Klusmann und kündigten Jesu Geburt an. Wobei auch draußen im Freien nur mit Maske gesungen werden durfte. Mit neugierigen Augen verfolgten die Kinder mit ihren Eltern die Szenerie, in der plötzlich ein römischer Bote mit Umhang und Schwert auftauchte. „Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg, führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht“ erklang und zwei Kinder durften als Maria und Josef den weiteren Weg antreten.
Hin zum Spielplatz über der Tiefgarage an der Grabenstraße, wo bereits ein Engel und Schafe auf die Suchenden warteten – sicherheitshalber unter einem Regenschirm. „Vom Himmel hoch da komm ich her“, sang das weiße Wesen alias Hannah Klusmann mit Eltern und Kindern, begleitet von Andreas Bücklein mit der Gitarre. Der Engel fand in den teilnehmenden Kindern zahlreiche Unterstützer, die den Weg stolz mit goldenem Stirnband fortsetzen. Bisweilen wechselte eine Maria sogar gerne die Rolle und ging als Engel weiter. Unterdessen waren aus dem Graben schon die Klänge der vorausgehenden Gruppe zu hören und machten neugierig. Einem Wegweiser nach Bethlehem folgten die Familien hinunter zur Grabenstraße und hinauf zum Eingangstor des Stadtgrabens. Im Gegenverkehr passierten die Wanderer nach Bethlehem, die das Licht schon gefunden hatten und erfuhren eine wachsende Vorfreude.