Eva-Maria Bast

"Es ist ein kleines Paradies, sowohl für die Kinder als auch für uns", sagt Fiona Stöber. "Meine Kinder hatten und haben hier eine Kindheit, wie man sie sich schöner nicht vorstellen kann." Fiona Stöber lebt mit ihrer Familie im Ortsteil Bambergen in der Straße "Im Kirchleösch", einer Spielstraße. Als sie noch kleiner waren, spielten die Stöber-Kinder mit den vielen anderen Kindern, die in der Straße wohnen, von morgens bis abends draußen, zum Beispiel Räuber und Gendarm. "Wir haben eine richtig schöne Nachbarschaft, jeder passt auf jeden auf, ich wohne gegenüber dem Spielplatz", sagt die gebürtige Engländerin. "Meine Tür ist die, an die die Kinder klopfen, wenn sie ein Pflaster oder was zu trinken brauchen."

Fiona Stöber liebt die Straße, die ihr Zuhause ist: "Im Kirchleösch" im Überlinger Ortsteil Bambergen.
Fiona Stöber liebt die Straße, die ihr Zuhause ist: "Im Kirchleösch" im Überlinger Ortsteil Bambergen. | Bild: Magdalena Stoll

Nicht nur gegenüber den Kindern, sondern allgemein herrsche in der Nachbarschaft ein sehr gutes Miteinander. "Wir sind nicht so eng befreundet, dass jeder alles über jeden weiß, aber wir sind doch füreinander da, die Straße ist eine kleine Community." Das gelte aber eigentlich nicht nur für die Straße "Im Kirchleösch", sondern für ganz Bambergen, ergänzt Fiona Stöber. "Der ganze Ortsteil hat etwas sehr Besonderes, das nehmen auch Menschen von außerhalb wahr und sprechen mich darauf an. Und ich werde oft gefragt, was es ist. Ich sage, es ist die Vielfalt der Leute, die hier leben. Ältere Leute, jüngere Leute, viele haben sich auch ganz toll um die Flüchtlingskinder gekümmert, die hier untergebracht sind. Auch sie sind jetzt Teil der Gemeinschaft und voll integriert."

Harmonisches Miteinander

In Bambergen, sagt Fiona Stöber, lebten sehr viele Menschen mit sehr vielen unterschiedlichen Sichtweisen auf das Leben im harmonischen Miteinander, "weil jeder respektiert, wenn jeder sein Leben so lebt, wie er es leben mag".

Zehn Jahre lebte Fiona Stöber schon in Deutschland, bevor sie vor zwölf Jahren in das damalige Neubaugebiet Kirchleösch zog und sie sagt: "In all der Zeit, bevor ich im Kirchleösch lebte, habe ich immer Heimweh gehabt und wollte zurück nach England. Seit ich hier bin, ist das Heimweh wie weggeblasen."
 

Da stört sie auch der Umstand nicht, dass sie als Bewohnerin eines Teilorts öfter ins Auto steigen muss, als jemand, der mitten in der Stadt wohnt. Zumal der dann umgekehrt vielleicht ins Auto steigen muss, um in den Wald oder in die Natur zu kommen. "Wir haben einen Hund und mit dem gehe ich gern in die Auen, ich muss nur durch eine kleine Unterführung gehen, schon bin ich in einer anderen Welt, das ist wirklich ganz zauberhaft", schwärmt sie.

"Ich habe früher in der Stadt gewohnt und freue mich jetzt, immer noch in der Nähe der Stadt zu sein und doch das Ländliche zu genießen. ...
"Ich habe früher in der Stadt gewohnt und freue mich jetzt, immer noch in der Nähe der Stadt zu sein und doch das Ländliche zu genießen. Hier zu wohnen, ist eine tolle Alternative für jemanden, der ein bisschen mehr Ruhe haben möchte. Hier kann man ganz gut Anschluss finden. Wir leben hier eine sehr schöne Nachbarschaft."Wolfgang Biller, 65, Rentner | Bild: Magdalena Stoll

Zum Einkaufen ist das Einkaufszentrum La Piazza nicht weit, "außerdem gibt's den Obsthof Klotz und die Familie Plessing verkauft Pute. Eier und Kartoffeln bekommen wir hier in Bambergen auch, samstags kann man frisch gebackenen Zopf und Brot bekommen." Einen großen Teil von dem, was man zum täglichen Leben braucht, erhalte man also auf dem Dorf, sagt sie. "Und das ist für mich auch Lebensqualität, wenn ich weiß, wo Eier und Fleisch herkommen."

Kleiner Wermutstropfen

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber doch: "Der Kirchleösch ist eine Spielstraße und das respektieren viele Autofahrer nicht, sie fahren viel zu schnell und das ist respektlos gegenüber den Kindern." So viel Zeit müsse sein, hier langsam zu machen, findet Fiona Stöber. Ansonsten wünscht sie sich keine Änderungen. "Wir sind absolut glücklich hier. Hier sind alle sehr füreinander da." Und zwar nicht nur in der Nachbarschaft, auch innerhalb der Familien sei das selbstverständlich und damit habe das füreinander Dasein in Bambergen eine gewisse Tradition.

Was mir hier gefällt, sind die vielen alteingesessenen Familien, die seit Generationen hier leben und die füreinander sehr stark da sind. Die Kinder passen auf die Kleinkinder auf, die Omas und Opas und Tanten, leben auch mit im Haus, das gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit."

Blick in die Geschichtsbücher

Die Straße „Im Kirchleösch“ liegt im Überlinger Stadtteil Bambergen, ist aber viel jünger als der Ortsteil, was kein Kunststück ist, schließlich ist Bambergen als Siedlung in der Merowingerzeit entstanden. In der Ortsmitte befand sich der im 13./14. Jahrhundert abgegangne Sitz derer von Regentsweiler, einer Überlinger Patrizierfamilie. Ihr Besitz ging 1352 samt Herrschaftsrechten an das Spital Überlingen über. Zum Spitalamt Bambergen gehörten auch die Reuthemühle und Ernatsreute, die Stadt Überlingen hatte hier die Niedergerichtsbarkeit inne und besaß auch die landeshoheitlichen Rechte. 1803 fiel Bambergen an Baden.

Bis 2003 stand im Kirchleösch, wo jetzt der Spielplatz ist, ein Hallenbad, das im Zuge des Thermebaus aufgegeben wurde. Das Dorf ist geprägt von einem starken nachbarschaftlichen Miteinander. Den großen Zusammenhalt der Bamberger kann man auch an der Entstehungsgeschichte des Spielplatzes erkennen. Er wurde mit dem finanziellen Engagement der Stadt Überlingen in Höhe von 20 000 Euro und Spenden von den Bamberger Bürgern und Vereinen realisiert. Doch nicht nur mit Geld unterstützten die Bamberger das Vorhaben, sondern sie packten auch mit an. Helfer der Feuerwehr und der Heimschule Georgenhof unterstützten bei der Gestaltung. Die Baumaschinen stellte der Landschaftsgärtner Günter Görlach zur Verfügung. Insgesamt mussten 84 Lastwagenladungen Erdhaushub auf dem Gelände des Hallenbades modelliert werden. Schließlich handelt es nicht nur um einen einfachen Spielplatz, sondern auch um einen Jugend- und Freizeitplatz. Neben den üblichen Spielgeräten gibt es auf den knapp 2000 Quadratmetern auch eine Mountainbike-Bahn, eine Boulebahn und ein Volleyballfeld. (mku)

"Hier ist es sehr einfach, Kontakte zu knüpfen. Wir haben eine tolle Gemeinschaft in der Straße. Alle sind sehr nett und einige treffen ...
"Hier ist es sehr einfach, Kontakte zu knüpfen. Wir haben eine tolle Gemeinschaft in der Straße. Alle sind sehr nett und einige treffen sich jeden Samstag. Es ist zwar eine Umstellung, wenn man vorher in der Stadt lebte, aber es lohnt sich umzuziehen, wenn man Ruhe sucht."Rainer Franke, 52, Servicetechniker | Bild: Magdalena Stoll

Zahlen, Zahlen, Zahlen...

606 Meter lang ist die Straße AmKirchleösch.

Die kleineste Hausnummer ist die 2 und die größte ist die 54.

In der Straße gilt Schrittgeschwindigkeit.

Hier leben 154 Bewohner.

Am 2.10.2005 wurde der Spielplatz eingeweiht.

"Als unsere Kinder klein waren konnten wir sie draußen spielen lassen und es hat immer jemand auf sie aufgepasst. Dadurch, dass die ...
"Als unsere Kinder klein waren konnten wir sie draußen spielen lassen und es hat immer jemand auf sie aufgepasst. Dadurch, dass die Kinder so unterschiedlich und vor allem so viele sind, lernen sie viel voneinander. Es ist sehr harmonisch unter den Nachbarn, Menschen fühlen sich herzlich aufgenommen."Angela Kessler, 43, selbstständig | Bild: Magdalena Stoll

Was fehlt in meiner Straße

  • Blumenbeete: Früher gab es schön bepflanzte Blumenbeete entlang der Straße. Manch ein Anwohner wünscht sich diese Zeit zurück.
  • Rücksicht seitens der Autofahrer: Die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden nicht eingehalten, das gefährdet die Kinder.
  • Die alte Haltestelle: Sie war bei Jugendlichen als Treffpunkt beliebt. Da sie an den Seiten geschlossen war, konnte man auch bei heftigen Regengüssen trockenen Unterschlupf finden. Die neue Haltestelle hingegen bietet kaum Schutz bei starkem Regen und Wind, weil sie nach zwei Seiten geöffnet ist, sodass der Wind durchbläst. Außerdem wirkt sie, wie viele Anwohner finden, nicht sehr einladend. (mst)

"Meine Straße" – So funktioniert die Karte

So finden Sie den Artikel zu Ihrer Straße:
  1. Klicken Sie oben links auf den Pfeil, um die Seitenleiste zu öffnen.
  2. Scrollen Sie zu der gewünschten Stadt.
  3. Wenn Sie neben dem Hinweis "Alle Dokumente" den Pfeil nach unten anklicken, öffnet sich der Ordner, in dem alle Straßen der jeweiligen Stadt aufgelistet sind.
  4. Klicken Sie nun eine Straße an, wird diese in der Map angezeigt. In der Seitenleiste findet sich dann auch der Link zu dem Artikel über die Straße. Die Artikel werden nach und nach veröffentlicht, wir ergänzen die Karte entsprechend.
Alternativ können Sie auch in die Karte zoomen und Ihre Straße suchen, die als farbige Linie eingezeichnet ist. Klicken Sie auf diese Linie, öffnet sich die Seitenleiste mit dem Link zum Artikel.