Die Stadt Überlingen will die zwei ältesten maroden Baracken in Goldbach, die bis vor wenigen Wochen als Gemeinschaftsunterkünfte genutzt worden waren, durch neue Gebäude ersetzen. Sie waren vom Bodenseekreis bislang angemietet gewesen, doch aufgrund ihres schlechten Zustandes und einer Verschiebung beim Bedarf im Verlauf des März aufgegeben worden.

Die bisherigen Bewohner wurden in die Unterkünfte des Kreises in Mühlhofen und in Deisendorf umquartiert. Damit einher geht nach Aussagen des Diakonischen Werks unter anderem auch die Umsetzung des höheren Raumanspruchs von sieben Quadratmetern pro Person (statt bislang 4,5 Quadratmetern), der schon ab 2016 hätte gelten sollen, aufgrund des großen Bedarfs vom Land allerdings ausgesetzt worden war.
"Wir wollen die beiden alten Holzgebäude aufgeben und die Plätze an anderer Stelle durch bessere Bausubstanz ersetzen", erklärt Robert Schwarz, Pressesprecher des Bodenseekreises auf Anfrage. Diese "Konsolidierung" werde derzeit auch an anderen Stellen im Kreis vorgenommen. Schwarz: "Wir sind derzeit im Gespräch mit der Stadt, die ja Eigentümerin der Baracken ist, wie es mit dem Standort Goldbach weitergehen kann." Die hat schon ihre eigenen Vorstellungen. Weiterhin Bestand hat die neu erstellte Gemeinschaftsunterkunft des Kreises im hinteren Bereich.

Von den beiden alten, inzwischen geräumten Gebäuden wurden zunächst acht Erwachsene mit Kindern nach Deisendorf umquartiert, weitere 36 nach Mühlhofen in die Gewerbestraße. "Das ist ein vernünftiger Schritt, denn die Wohnqualität dort ist wesentlich besser", sagt Udo Pursche vom Diakonischen Werk, das für die Betreuung der geflüchteten Menschen im westlichen Kreis zuständig ist. Dass größere Kapazitäten in anderen Gemeinschaftsunterkünften frei geworden sind, führt er insbesondere auf die beschleunigten Anerkennungsverfahren zurück. "Das geht jetzt alles viel schneller."

Zugleich konnten neue Unterkünfte für die Anschlussunterbringung eingerichtet werden. In der Aufkircher Straße konnte die Stadt ein ganzes Gebäude anmieten, in der Mühlbachstraße hat sie eine Doppelhaushälfte gekauft. Damit hat die Stadt wohl ein Problem vom Tisch und die Pläne am Schättlisberg können ganz ad acta gelegt werden. Sie hatten zwischenzeitlich für großen Aufruhr und Widerstände gesorgt. Denn die Baracken in Goldbach sollen durch eine vergleichbare Anlage zur Anschlussunterbringung ersetzt werden, wie Udo Pursche erklärt.
Schon am Schättlisberg war aufgrund der ausgewiesenen Gemeinbedarfsfläche nur eine befristete Genehmigung für zehn Jahre in Aussicht gestellt worden. Eine ähnliche Befristung könnte auch für das Bauvolumen des Bestands in Goldbach in Anspruch genommen werden, wo es gar keinen Bebauungsplan gibt und die Erweiterung des Kinderhauses erst kürzlich vom Verwaltungsgerichtshof abgelehnt worden war.
Die ehrenamtlichen Betreuer sind allerdings nicht ganz glücklich über diese Entwicklung und die Aussicht, eine massierte Anschlussunterbringung auf dem abgeschiedenen Goldbacher Gelände einzurichten. Dies sei der allenthalben gewünschten besseren Integration der Menschen nicht gerade zuträglich, heißt es in Helferkreisen. Dieses Argument hatten sogar die Bewohner des Schättlisberg ins Feld geführt – nur wegen der Konzentration auf dem dortigen Gelände.
Lage im Bodenseekreis
"Der Bedarf an geeigneten Unterkünften ist nach wie vor gegeben", betont Pressesprecher Robert Schwarz vom Landratsamt, "vor allem weil wir ja in der Hochphase der Flüchtlingskrise auch einige befristete Unterkünfte eingerichtet haben." Im Moment lebten noch knapp 1000 Personen in den Gemeinschaftsunterkünften. Im März seien kreisweit 25 Personen neu aufgenommen worden, sagt Schwarz, im April könnten es etwas mehr sein. "97 Personen haben im März unsere Unterkünfte verlassen, die meisten davon sind in Anschlussunterbringungen in den Gemeinden gegangen." Damit sei klar, dass auch bei der Anschlussunterbringung ein großer Bedarf bestehe. Schwarz: "Überlingen hat laut unserer derzeitigen prognostischen Planung für dieses Jahr noch ein Soll von etwa 90 aufzunehmenden Personen."