Längst eingemottete Milchkannen, in denen man früher die Milch direkt beim Bauer geholt hat, kommen zu neuen Ehren. Denn auf dem Ziegler-Hof zwischen Weildorf und Leustetten gibt es neuerdings eine Milchtankstelle, an der man sich rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche mit frischer und unbehandelter Landmilch eindecken kann. "Das hat sich bereits recht gut herumgesprochen", freut sich Jungbäuerin Theresia Ziegler.
Es ist die erste Milchtankstelle, die es im Salmertal gibt. Dass es sie gibt, das ist dem schmählichen Milchpreis geschuldet, der den Landwirten augenblicklich gezahlt wird. "Für den Liter bekommen wir gerade noch 22,5 Cent", klagt Markus Ziegler. Um allein die Produktionskosten zu decken, bräuchten die Landwirte nach allgemeinen Angaben aber 40 Cent. Dann haben sie für ihre 80-Stunden-Woche aber noch kaum etwas verdient. An der Milchtankstelle bezahlen die Abnehmer 1 Euro für den Liter. "Das ist diese Milch aber auch wert", sagt Kurt Staiger-Back aus Mimmenhausen. Seit es die Milchtankstelle auf dem Ziegler-Hof gibt, kommt er drei Mal in der Woche hierher, um seine Familie mit dem Milchbedarf einzudecken. "Meine beiden Jungs wollen keine andere Milch mehr", sagt er.
Ähnlich läuft es, wie Theresia Ziegler aus Gesprächen mit den Milchtankstellen-Kunden weiß, in anderen Familien. "Witzig ist", erzählt sie, "dass kleine Kinder nur noch die Milch von der Milchtankstelle wollen, weil sie sagen: Diese Milch ist von der Kuh, die im Laden nicht".
Gut möglich, dass auch schon die Kleinsten den Geschmacksunterschied zwischen behandelter und Rohmilch erkennen. Schwer ist das nicht. Geschmacksmäßig liegen Welten zwischen der frischen Landmilch und der Milch aus der Tüte. Aber auch die Inhaltsstoffe sind ganz andere. "Viele Inhaltsstoffe gehen bei der Homogenisierung der Milch verloren", verweist Alt-Bäuerin Hildegard Ziegler auf einschlägige Studien. Und sie hat von etlichen Milchtankstellenkunden auch schon gehört, dass sie die Rohmilch gut vertragen, während sie bei der homogenisierten Milch Verträglichkeitsprobleme hatten.
Mit dem Gedanken getragen, eine Milchtankstelle einzurichten, hat sich die Familie Ziegler schon seit längerem. "Wir haben uns aber immer vor den Investitionskosten gescheut", erklärt Markus Ziegler. Der in den Keller gerutschte Milchpreis hat dann schließlich zu der Entscheidung geführt, die 25 000 Euro für die Milchtankstelle zu investieren. "Wir haben damit dann gleich ein kleines Hofladenkonzept verbunden", erklärt Markus Ziegler.
Neben neun Sorten Bauernhof-Eis gibt es auch saisonale Früchte, je nach Jahreszeit Zwetschgen, Äpfel oder Erdbeeren und Kartoffeln. Bezahlen kann man über einen Automaten, der bis zu Zwanzig-Euro-Scheinen auch Wechselgeld herausgibt. Wer für die Milch kein eigenes Gefäß dabei hat, kann auf diese Weise auch die Milchflaschen bezahlen, die zum Abfüllen zur Verfügung stehen.
Wer sich an Ort und Stelle auf der eingerichteten Picknick-Ecke mit einem Milch-Shake erfrischen möchte, kann auch das tun. Dafür stehen die Geschmacksrichtungen Schokolade und Erdbeer zur Verfügung.
Gerade jetzt nutzen Radler den Ziegler-Hof, durch den der Radweg von Leustetten nach Salem führt, für eine kleine Rast, um ein Eis zu schlotzen oder eine Milch zu trinken. Die Bedienung der Automaten ist kinderleicht. Alles ist genau beschrieben.

Der Ziegler-Hof
- Geschichte: Im 13. Jahrhundert wurde das Hofgut vom Kloster Salem erworben. Die Mönch richteten hier Leprosorium (Armen- und Siechenhaus) ein. 1786 wurde aus dem Armenhaus ein Wirtshaus, das Gasthaus "Krone". 1825 wurde sie durch einen Brand vernichtet. Seit fünf Generationen wird der Hof von der Familie Ziegler bewirtschaftet.
- Der Betrieb: Bewirtschaftet werden 90 Hektar Grün- und 50 Hektar Ackerland. Hier wird das Futter für die rund 300 Tiere angebaut. Die 125 Milchkühe geben täglich circa 2500 Liter Milch. Außer ihnen werden 100 weibliche Rinder zur Nachzucht und 80 Mastbullen gehalten. Der Ziegler-Hof ist ein reiner Familienbetrieb. Geführt wird er von Markus und Theresia Ziegler. Die Eltern von Markus Ziegler, Theo und Hildegard Ziegler, sowie die drei Enkel helfen mit.
- Hofführungen: Für Gruppen ab zehn Personen werden auch Führungen angeboten. Kontakt unter der Telefonnummer 0 75 54/98 75 61. (as)