Ganz neu in der Markdorfer Innenstadt ist beispielsweise das "Café Auszeit" an der Mangoldstraße. Dort hat sich Amela Rogg ihren kleinen Traum verwirklicht und gleichzeitig den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. "Als ich von dem Ladenlokal hörte, erstellte ich eine Bewerbung und Businessplan und bekam schließlich den Zuschlag", erzählt die Jungunternehmerin. Die Rahmenbedingungen passen gut zu ihrem Konzept, sagt Rogg, denn es kommen nicht nur Besucher aus der Wohnanlage zu ihr, sondern auch aus dem Bereich der Grivitenstraße. "Die Anwohner von der anderen Straßenseite freuen sich darüber, dass sie jetzt ein Café so nah bei sich haben." Mit ausschließlich selbstgefertigten Kuchen, Törtchen und anderen Leckereien sowie italienischen Kaffeespezialitäten – auf Wunsch mit diversen Milchalternativen und kleinen herzhaften Gerichten – will Amela Rogg sich in Markdorf etablieren: "Ich habe eine tolle Chance bekommen, mein eigenes Café zu betreiben und die möchte ich nutzen." Dafür eigne sich nach ihrer Ansicht der Standort Markdorf besonders gut, da tagtäglich viele Menschen durchkommen oder einkaufen.
Ebenfalls neu ist das "Amore di Sicilia" von Yelay Hilalogullari und Alessandro Ferretti Incerti im Einkaufszentrum Proma. Das Lokal – das zuvor ebenfalls ein italienisches Restaurant war – stand im ersten Obergeschoss nicht lange leer. Auf der Suche nach geeigneten Räumen für ihr Lokal war Markdorf ganz oben auf ihrer Wunschliste. "Markdorf ist toll, denn hier entwickelt sich gerade so viel. Genau der richtige Ort für unser Restaurant", sagt die türkischstämmige Überlingerin. Zusammen mit ihrem von Sizilien stammenden Lebensgefährten Alessandro wollen sie authentische sizilianische Küche anbieten.
Nagelneu sind die Räume an der Hauptstraße, in die Sabine Holzherr-Tausendfreund mit ihrem Wäschegeschäft "Neher – feine Wäsche" umgezogen ist. "Die Bedingungen am Stadtgraben waren einfach nicht mehr ideal, sowohl was die Räumlichkeiten betrifft, als auch die Attraktivität der Lage", erzählt sie. Die neuen Räume überzeugen ihrer Ansicht nach durch enorme Helligkeit sowie mit einer komplett ebenerdigen Barrierefreiheit. "Und was mich besonders freut, ist, dass meine Räume durch Erdwärme energetisch jetzt auch auf den neuesten Stand sind." Außerdem ergänze das Wäschegeschäft hervorragend den Nachbarn "Lieblingsstück" und den Vaude-Store. "Das passt doch prima zusammen", findet Holzherr-Tausendfreund.
Aber der Wandel bedeutet auch Veränderungen durch Schließungen. Nach SÜDKURIER-Informationen wird das italienische Lebensmittelgeschäft der Familie Mancino an der Hauptstraße demnächst schließen und an dessen Stelle ein Markdorfer Herrenmodegeschäft einziehen. Ende März musste die "Textilpflege Markdorf" in der Poststraße schließen, da dem Unternehmen seitens des Vermieters gekündigt worden war. Derzeit sind die Betreiber auf der Suche nach neuen Räumen.
"Natürlich muss man die alten Flächen im Auge behalten"
Bürgermeister Georg Riedmann über die jüngsten Veränderungen im Markdorfer Einzelhandel:
1. Wie bewerten Sie die derzeitigen Veränderungen in der Innenstadt?
Die Innenstadt ist sehr attraktiv, gerade die neuen Flächen locken Interessenten an, das kann selbstverständlich zu Verlagerungen führen. Natürlich muss man die alten Flächen weiterhin im Auge behalten. Daher ist es die Aufgabe von Markdorf Marketing und Frau Lucie Fieber, Kontakte zu knüpfen, Gespräche zu führen und Vorschläge zu entwickeln.
2. Stellen die Geschäftsverlagerungen weg vom Stadtgraben einen Grund zur Sorge für dessen Attraktivität dar?
Sorge ist der falsche Begriff, jedes Quartier unterliegt einem stetigen Wandel. Es ist an uns, dass wir uns intensiv Gedanken über die Entwicklung und über die Frequentierung machen müssen. Keiner von uns will eine leer stehende Ladenzeile, aber natürlich sind hier auch die Eigentümer gefragt. Also, wenn nötig in die Modernisierung ihrer Ladenlokale zu investieren.
3. Wie wird die Stadt auf die Veränderungen im Stadtgraben reagieren, was kann sie tun?
Das ist die Aufgabe von Markdorf Marketing, sich um die Quartiersentwicklung zu kümmern. Es muss klar sein, dass wir den Verkehr dort nicht rausnehmen können. Also muss anhand anderer Faktoren die Attraktivität für den Stadtgraben gewährleistet werden. Hierbei kann Frau Fieber konkret in Gesprächen Impulse und Hinweise geben und Menschen zusammenführen. Was diese letztendlich daraus machen, liegt ausschließlich in deren Ermessen und Willenskraft. Wir dürfen keinen Einfluss auf die Ausgestaltung der vertraglichen Bedingungen ausüben.
Fragen: Jan Manuel Heß