Stellwände mit Plakaten, Firmenlogos, Laptops, auf denen Filme über Arbeitsprozesse laufen, und Werkstücke auf Schulbänken haben in der Claude-Dornier-Schule für eine ungewöhnliche Atmosphäre gesorgt.
Nicht die Lehrer vermittelten ihr Wissen an die Schüler der Fachschule Maschinentechnik, sondern die Schüler präsentierten das Ergebnis ihrer jahrelangen Ausbildung: den praktischen Teil ihrer Prüfung zum staatlich geprüften Techniker.
„Prozessoptimierung einer automatisierten Fertigungslinie für AMG Zylinderkurbelgehäuse“ ist das Thema, dem sich Tobias Homburger gewidmet hat. Was sich ziemlich sperrig anhört, ist dabei relativ anschaulich im Vergleich zu anderen Themen, die sich dem Laien kaum noch erschließen.

Wohltuend pragmatisch fühlt sich da ein Produkt an, das Andreas Martin in seinem Betrieb, Ahwi Maschinenbau, entwickeln konnte. „Ich mache den Techniker in Teilzeit“, erzählt der 30-Jährige. Dabei konnte er dank seiner Vorbildung als Produktdesigner und technischer Zeichner in die dritte Jahrgangsstufe einsteigen. So dauerte seine Ausbildung nur zwei Jahre.
Eine große Erleichterung für den hoch motivierten jungen Mann, der mit 16 Jahren aus Kirgisien nach Deutschland kam. Denn neben einer 40-Stunden-Woche im Betrieb stand für den Singener drei- bis vier Mal die Woche von 17 bis 20.15 Uhr Unterricht in Friedrichshafen an.
So kann der Kunde bei Forstarbeiten anstelle der Baggerschaufel die Stockfräse an sein Arbeitsgerät montieren, die Stümpfe gefällter Bäume aus dem Boden fräst. „Ich will mich weiter entwickeln“, erklärt Martin, „nur technisches Zeichnen füllt mich nicht aus.“
So ähnlich ist auch Thomas Joos motiviert. Seit vier Jahren absolviert er die Technikerschule in Teilzeit. Neben seinem Dreischicht-Job in der Fertigung bei ZF möchte er sich im Bereich Konstruktion weiterentwickeln. Für die Verzahnungsfräsmaschine neben seinem Arbeitsplatz entwickelte der Überlinger eine neue Werkstückaufnahme, die sowohl für Werkstücke unterschiedlichster Größe geeignet ist, als auch die Konstruktionsfehler der Originalaufnahme behebt. Zu punktuell war deren Angriffsfläche, zu unpräzise der Schließmechanismus.
Wertvolle Werkstücke fielen herunter, verursachten im schlimmsten Fall Schäden an der Maschine und unterbrachen den Fertigungsprozess. „Ich hoffe, dass der Prototyp funktioniert“, sagt Joos, „meine Kollegen freuen sich am meisten auf die Verbesserung der Maschine.“
„Ich bewundere die Teilzeittechniker. Die kommen hier in die Schule, während andere ins Auto steigen und Bier trinken gehen“, sagt Andreas Frömel, Abteilungsleiter Fachrichtung Technik.
„Die vorgestellten Arbeiten zeigen Ihre positive Entwicklung und das hohe Engagement, sich in neue Aufgaben einzuarbeiten“, sagt er und dankt auch Ausbildern und Betreuern aus der Industrie. „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein“, zitiert Schulleiter Stefan Oesterle den Griechen Perikles. Eine Erkenntnis, die auch Claude Dornier nicht besser hätte formulieren können.