Ist dieser Mann eigentlich ein Magier? Vor zehn Monaten war er schon im ausverkauften Graf-Zeppelin-Haus (GZH) in Friedrichshafen zu Gast, auch beim Häfler Kulturufer im vergangenen Sommer. Und jetzt gab es 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn schon wieder keinen Parkplatz mehr in der GZH-Tiefgarage. Gut, das lag offenbar zum Teil an einem Problem mit einem Parkdeck. Aber eben nur zum Teil. Andreas Müller, langjähriger SWR3-Comedy-Chef, ist eben eine echte Marke – und er weiß seine Fans um sich zu scharen. Da macht es auch nichts aus, wenn er die eine oder andere längst bekannte Nummer während seines Auftritts im GZH aus dem nicht vorhandenen Hut zaubert, auch die Sache mit den „Stachbuben“ und seinem perfekt zelebrierten, ganz individuellen Buchstabensalat.
Die mehr oder weniger gelungene und allzu oft gesehene Ice-Bucket-Challenge von Hobbygärtner Cem Özdemir hätte man sich vielleicht auch nicht mehr geben müssen, die harmlosen erotischen Eskapaden von Rainer Brüderle schon gar nicht und die Erkenntnis, dass der schöne Jogi seine Jungs im Griff hat und als „Sexiest man alive“ der Friseurinnung des Hochschwarzwalds nicht genug gewürdigt werden kann, hat einen langen Bart.
Trotzdem: Andreas Müller hat's einfach drauf. Als ewig nuschelnder Til Schweiger zum Beispiel. Dass der schon wieder 20 Syrer – mit dem Smartphone – aufgenommen hat, darüber darf man sich doch freuen. Und darüber, dass 2016 ein Schaltjahr ist. Ansonsten hätte Uli Hoeneß bis zu seiner Entlassung am 29. Februar noch lange warten müssen. Die Frauen, die in der Silvesternacht in Köln so Schlimmes erlebt haben, sind übrigens nicht allein. Auch die Bundes-Angie wurde schon mal von einem Mann aus dem Süden angebaggert, wie durch mitgebrachtes Bildmaterial eindeutig bewiesen wird. Den Ermittlungen zufolge soll es sich um einen Horst S. aus M. handeln. Andreas Müller weiß einfach Bescheid – auch wenn es um die „Anschlussunterbringung“ von Pep Guardiola geht.
Dann wird's musikalisch. Auch dieses Handwerk beherrscht der Mann auf der Bühne perfekt, ob an der Gitarre oder mit den schwarzen und weißen Tasten. Auf diese Interpretation des legendären „Maschendrahtzaun“ hat man wirklich schon lange gewartet. „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ – daran kann sich der geneigte Comedy-Fan kaum satthören.
Natürlich bekommen in der Müller-Show viele ihr Fett ab, der in der digitalen Welt angekommene Günther Oettinger, der dank seines Jokers wieder medial präsentere Bobbele, Kaiser Franz, Arnold Schwarzenegger oder – wer sonst – Lothar Matthäus. Selbst Schuld. Hätten sie doch eine Burka getragen, dann wären sie so mancher Enthüllung vielleicht entgangen.