Kurz vor dem Start einer Amerika-Tournee gastierte am Sonntag das inzwischen mehrfach ausgezeichnete Fauré-Quartett erneut bei den Internationalen Schlosskonzerten in Tettnang.
Zu Beginn des Konzerts war mit dem Klavierquartett a-Moll von Gustav Mahler ein eher unbekanntes Werk zu hören. Über eine sanfte Triolenbewegung des Klaviers (Dirk Mommertz) legte die Violine (Erika Geldsetzer) mit runder Phrasierung das erste Thema. Bratsche (Sascha Frömbling) und Cello (Konstantin Heidrich) antworteten etwas versetzt in schöner Zweistimmigkeit im gleichen Tonfall. Nach bewegter Überleitung wanderte das zweite Thema sonor durch alle Stimmen. Die Satzverdichtung mit beiden Themenköpfen gleichzeitig in verschiedenen Stimmen, vollgriffigem Klaviersatz, ansteigender Tonhöhe führte das Quartett in einem immer schneller werdenden Tempo zum Höhepunkt: Ein Unisono-Abschnitt in orchestralem Forte-Klang. Verklärt, jedem gedämpften Ton nachspürend, das eingeschobene Intermezzo, die kleine Kadenz in der Violine mit viel Leidenschaft. Traumhaft der düster versinkende Schluss mit zwei gehauchten Pizzicato Akkorden.
Das Klavierquartett Nr. 1 c-Moll von Gabriel Fauré steht am Beginn der eigenständigen französischen Kammermusik in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Natürlich ist dem Quartett die Musik ihres Namensgebers besonders vertraut. So bewunderte man einen bis in kleinste Nuancen ausgearbeiteten, typischen Fauré. Nie wurden die Extreme in Dynamik und Tempo auf die Spitze getrieben.
Von einer spürbaren inneren Spannung lebten die laufend wechselnden Gegensätze. Bei aller Kraft im Ausdruck gelang es dem Quartett stets, die französische Eleganz zu verdeutlichen. Besonders im meditativen langsamen Satz, der oft als Höhepunkt der ersten Schaffensperiode von Fauré bezeichnet wird, verschmolzen Klavier und Streicher zu einer nachdenklichen, aber auch wunderschönen Einheit. Nach einer äußerst klaren komplexen Durchführung endete der Finalsatz in strahlendem Dur.
Bereits im Jahr 2008 bekam das seit dem Jahr 1995 in unveränderter Besetzung zusammenspielende Quartett den „Echo Klassik“ für die Einspielung der drei Brahms-Klavierquartette. Das aufgeführte Werk in A-Dur op 26 erscheint nur vordergründig als das leichtere gegenüber seinen Schwesterquartetten. Es ist aber das viel freundlichere, von höchst feiner thematischer Arbeit getragene Stück. Genau diese Charakterwechsel in den vielen Themen, der sich entwickelnden Variation, waren in beeindruckenden Klangfarben in den Ecksätzen herausgearbeitet. In verhaltener Grundstimmung entstand der emotionale Höhepunkt im langsamen zweiten Satz. Mit perfektem Kontrapunkt, im Trio mit wilden Figuren kontrastiert, bestach das ausgedehnte Scherzo. Im vitalen Spiel, bei vollem Körpereinsatz brachte die Coda im Finalsatz „all’ongarese“ mit brillanten Läufen einen berauschenden Schluss.