Mit der Doppelqualifikation „Abitur plus Gesellenbrief„ hat die handwerkliche Ausbildung parallel zum Abitur an der Heimschule Kloster Wald eine Vorreiterrolle. Auch in diesem Jahr waren wieder Gesellinnen auf Kammer-, Landes- und Bundesebene mit ihren Gesellenstücken bei den Preisvergaben ganz vorne dabei. Auf Landesebene errang Anna von Ballestrem den 1. Preis im Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten im Beruf Maßschneider/Schwerpunkt Damen“. Ronja Kern wurde erste Kammersiegerin im Beruf Maßschneider mit Schwerpunkt Damen. Maßschneiderin Lorena Weber wurde zweite Kammersiegerin. Bei den Holzbildhauerinnen wurde Marie Vogel aus Markdorf mit ihrer Skulptur „Weltgefühl“ zur Ersten Bundessiegerin gekürt. Lea Müller aus Burgweiler erhielt mit ihrer Linden-Skulptur „[Titel hinzufügen]“ den zweiten Preis auf Bundesebene im Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten.“

Preisverleihung per Livestream
Zum Abschluss des Wettbewerbsjahres 2020 ehrten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) am 5. Dezember die Sieger im bundesweiten Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks. Mit Rücksicht auf die aktuellen Abstands- und Hygiene-Regeln wurde die Ehrung aus dem Estrel Hotel und Kongress Zentrum Berlin per Livestream übertragen, heißt es in einer Pressemitteilung des ZDH.
Vor zwei Wochen vom Preis erfahren
![Lea Müller, 19 Jahre, aus Burgweiler, erreichte mit ihrem Gesellenstück „[Titel hinzufügen]“ auf Bundesebene den 2. Preis im ...](/storage/image/1/7/2/3/13063271_shift-644x0_1wmQwp_r1xPaU.jpg)
Preisträgerin Lea Müller aus Ostrach-Burgweiler nahm sich Zeit, mit dem SÜDKURIER über den Preis und ihre Ausbildung zur Holzbildhauerin zu sprechen. Mittlerweile studiert die 19-Jährige IT-Security in Albstadt. Im Februar 2020 hatte sie mit den Tischlerinnen und Holzbildhauerinnen ihre Lossprechung gefeiert. Vor zwei Wochen erfuhr die 19-Jährige von ihrem zweiten Preis auf Bundesebene beim Kreativ-Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“, zunächst von ihrem Ausbilder Thomas Diermann, anschließend vom Zentralverband des Deutschen Handwerks per Post.
Einreichung der Figur eine Ehre
„Es war für mich eine Ehre, dass meine Arbeit zum Wettbewerb eingereicht wurde“, erklärt die Holzbildhauergesellin. „Wenn man hier an die Schule kommt, überlegt man sich, welche Ausbildung zu einem passen würde. Es war von Anfang an klar, dass dies bei mir die Bildhauerei ist“, berichtet Lea Müller. Die junge Frau war vom Freien Gestalten angetan und davon, aus einem Holzklotz eine Form zu erschaffen.

Einen offenen Titel „[Titel hinzufügen]“ für eine Figur, die in Würfel zerfällt, wählte Lea Müller, um zu veranschaulichen, dass das Gesicht keiner konkreten Person zugeordnet ist. Außerdem soll es dem Betrachter die Möglichkeit geben, das Gesellenstück in seiner eigenen Sichtweise reflektieren zu können, ohne bereits durch einen Titelvorschlag beeinflusst zu werden. Zunächst sei ihr die Idee mit den Würfeln gekommen, berichtet Lea Müller, später sei der Kopf dazu gekommen. Die Auszubildende zeichnete von ihrer Idee zunächst eine grobe Skizze. Auf diese folgte eine genaue Skizze und anschließend formte Lea Müller die Figur in Ton. Mithilfe des Tonmodells wurde ein Gipsmodell gegossen. Anhand dieses Gipsmodells übertrug sie wiederum die Form der Skulptur auf das Holz. Eine Herausforderung dabei war, unzählige Würfel mit einer Kantenlänge von einem Zentimeter in einer dynamischen Bewegung darzustellen.

83 Stunden arbeitete die Holzbildhauerin am Holzmodell ihres Gesellenstückes. Nach der Lossprechung wurde Lea Müllers Skulptur auf den Weg geschickt, um auf Kammer-, Landesebene und Bundesebene bewertet zu werden. „Der Landesinnungsmeister hat Lea Müllers Gesellenstück bei der Jury für die Vergabe des Preises der guten Form auf Bundesebene vorgestellt“, erläutert der Ausbilder Holzbildhauerei Thomas Diermann. „Auf Bundesebene ist es schon eine Besonderheit“, freut er sich über die sehr guten Bewertungen seiner beiden ehemaligen Auszubildenden. Noch ist die Skulptur unterwegs, aber die 19-jährige Studentin weiß bereits genau, wo ihr Gesellenstück einen Ehrenplatz zuhause erhalten wird.
Schlüsselqualifikationen bleiben
Mit ihrem IT-Studium geht Lea Müller beruflich nun in eine ganz andere Richtung. Doch die handwerklichen und persönlichen Schlüsselqualifikationen, die sie durch die Holzbildhauerausbildung erworben hat, bleiben ihr lebenslang. Sie schildert: „Dadurch, dass man parallel Ausbildung und Abitur macht, lernt man Durchhaltevermögen. Dass man an einer Sache dranbleibt und bis zum Ende durchzieht.“ Den Beruf Holzbildhauer möchte sie heutzutage aus finanziellen Gründen nicht hauptberuflich ausüben.