Viel Lob verteilte das Leitungsduo der Heimschule Kloster Wald, Rektor Hartwig Hils und Internatsleiterin Rita Schmid, beim SÜDKURIER-Gespräch über Schulalltag in Corona-Zeiten. Lob gibt es für die Disziplin der rund 480 Schülerinnen, inklusive den 85 Internatsschülerinnen, der 130-köpfigen Belegschaft der 1946 gegründeten Schule und auch dem Gesundheitsamt Sigmaringen. „Das ist eine tolle Zusammenarbeit“, schwärmt der seit zwei Jahren agierende Schulleiter über das Engagement und Flexibilität des Gesundheitsamtes, wenn es Fragen und/oder Probleme mit und wegen Corona gibt.
Eine infizierte Mitarbeiterin und sechs Schülerinnen in Quarantäne
So gab es in der Heimschule im Herbst eine infizierte Mitarbeiterin, wobei dank der 100-prozentigen Kontaktnachverfolgung, die Kontaktpersonen ersten Grades schnell ausfindig gemacht wurden, und für sechs Internatsschülerinnen eine Quarantäne angeordnet wurde. „Die Ärztin des Gesundheitsamtes war ganz schnell hier, machte die Tests, deren Ergebnisse einen Tag später vorlagen“, ergänzt Hils, dass er bislang jederzeit bei der Behörde einen kompetenten Ansprechpartner hatte.
Alle Mitarbeiter haben FFP-2-Masken bekommen
Die Einhaltung der Abstandsregelungen ist ganz wichtig, und so wurden zu Schuljahresbeginn schnell Plexiglasscheiben auf die Tische in der Mensa montiert. Insgesamt habe man beim Hygienekonzept darauf geachtet, nur Regeln vorzugeben, die auch ein- und durchgehalten werden könnten. Auch in den Werkstätten, wo die Schülerinnen parallel eine handwerkliche Ausbildung absolvieren können, wurden Plexiglasscheiben eingebaut und für sämtliche Mitarbeiter im Internat, der Mensa und den Werkstätten wurden FFP-2-Masken angeschafft. Die medizinische Kontrolle ist gesichert, denn die Heimschule beschäftigt zwei Krankenschwestern, die sich um erkrankte Schülerinnen kümmern und nun auch in der Hygiene-Konzeption mitwirken, erläutert Internatsleiterin Schmid.

Eltern dürfen Schülerinnen nur bis zur Pforte begleiten
Corona komme von außen herein, aber die Infektionsketten werden in der Schule unterbrochen, bringt Rektor Hils die bislang erfolgreiche Coronastrategie auf den Punkt. Für Internatsschülerinnen bedeutet dies, dass ihre Eltern sie nur bis zur Pforte begleiten dürfen und alle, die ins Gebäude wollen, werden mittels Infrarot-Thermometer auf Fieber gecheckt. Hartwig Hils hat aktuell keine Sorgen, dass seine Schule geschlossen werden müsste, da die Masken alle gut schützen. „Aber man weiß nie, was passiert“, schränkt der Rektor ein, wohlwissend, dass sich ein Virus rasend schnell ausbreiten kann. Aber Hils und Schmid haben die Hoffnung, dass die aktuell überall getroffenen Maßnahmen die Infektionszahlen bis Weihnachten wieder auf ein niedriges Niveau bringen werden.
Spezielles Team beim Gesundheitsamt kümmert sich um Schulen und Kindergärten
Die gute Zusammenarbeit zwischen Behörde und Schule bestätigt Dr. Susanne Haag-Milz, Leiterin des Gesundheitsamts. „Für die rasche und gezielte Ermittlung sind wir natürlich auf die Zusammenarbeit mit den Schul- oder Einrichtungsleitungen angewiesen, die sich aus unserer Sicht sehr gut und konstruktiv gestaltet“, erklärt die Amtsleiterin.

Es gebe ein Team, das sich speziell mit dem Management von Infektionen in Schulen und Kindergärten beschäftige, das Vorgehen sei gut standardisiert und strukturiert. „Bei Fällen in Einrichtungen stimmen wir uns zudem sehr intensiv ab, so dass viele Mitarbeiter hier wissen, worauf es ankommt“, ergänzt, dass Infektionen in Schulen oder Kindergärten das Gesundheitsamt besonders forderten, denn meist gebe es viele Kontaktpersonen. Darüber hinaus biete man vor Ort oft Abstrich-Testungen an, um schnell Klarheit darüber zu erlangen, ob es noch weitere Infizierte gebe. Diese Testaktionen sind nach Angaben von Haag-Milz für das schwer belastete Personal zeitlich sehr aufwendig.
Schulleiter Hertwig Hils: „Corona hat Digitalisierung der Schulen enorm beschleunigt“
Wie in allen Schulen hat Corona die Digitalisierung in der Klosterschule Wald enorm beschleunigt, bestätigt Schulleiter Hertwig Hils. Elternsprechtage werden per Video-Konferenz durchgeführt und die Basteleien für den traditionellen Adventsbasar werden von Eltern via Internet bestellt. An dem Basar beteiligen sich alle Klassen, denn der Erlös kommt indischen Schwestern und einem Kinderheim in Rumänien zugute, das auf diese Spende angewiesen ist. Auch Bewerbungsgespräche werden digital geführt. So stellte sich am Montag ein Mädchen aus dem Iran bei der Schulleitung vor, die sich für die Heimschule interessiert.
Rektor und Internatsleiterin: Schule ist mehr als nur Unterricht
Schule sei mehr als nur Unterricht, mahnen aber Hils und Schmid, dass die Technik kein Ersatz für Gemeinschaft und das Miteinander sei. Begeistert ist die Internatsleiterin von der beruflichen Zusatzqualifikation, die Klosterschülerinnen parallel zum Abitur erwerben können – sechs Monate nach Schulende halten viele einen Gesellenbrief in den Handwerksberufen Maßschneiderin, Schreinerin oder Holzbildhauerin in Händen. Hier zeigen sich wahre Begabungen schwärmt Schmid, dass die handwerkliche Ausbildung das Selbstbewusstsein der Mädchen genauso fördert, wie deren kreative Fähigkeiten.
Adventskonzert wird digital stattfinden
Corona hat nach Angaben von Hils und Schmid den Schulalltag stark verändert und die Unterrichts- und Lebensgestaltung der Schülerinnen sei für alle Verantwortlichen eine große Herausforderung. Aktuell wird das Adventskonzert vorbereitet, das ebenfalls digital stattfinden wird und am 16. Januar 2021 findet der digitale Informationstag statt, bei dem sich die Heimschule präsentiert. Übrigens arbeiten und leben nur noch vier Benediktinerinnen in den einstigen Klostermauern, deren Orden vor 74 Jahren die Schule gründete.