Beim Stichwort Fliegen denkt man an große Verkehrsmaschinen, die Richtung Süden fliegen, an Flughäfen, die einfach nicht fertig werden wollen und an solche, wo täglich unzählige Maschinen starten und landen. Franz Stadelhofer und seine Vereinsmitglieder denken dabei vor allem an unvergessliche Momente in der Luft, ganz allein auf sich gestellt, an herrliche Ausblicke über den Linzgau und die nahezu grenzenlose Freiheit, wie sie Reinhard Mey einst besungen hat.
Auch mit 85 Jahren noch am Steuerknüppel
In Deutschland gibt es etwa 650 Flugplätze, von denen aus die Sportflieger ihrer Leidenschaft frönen. Dass es sich dabei wirklich um einen Sport handelt, das belegen zwei Dinge. Da ist die Mitgliedschaft im Landessportbund und da ist Werner Huppenbauer. Der 85-Jährige hat erst kürzlich wieder seine Fluglizenz verlängert. "Und wenn du da nicht körperlich und geistig fit bist, dann kannst du dich vom Pilotenschein verabschieden", sagt er.
Denn der Flugmediziner in Neuhausen ob Eck schaut schon genau hin, ob man noch jemanden hinter den Steuerknüppel lassen kann. Die Anforderungen sind hoch. Ein Übungsflug gehört dazu . Und wer nicht nachweisen kann, dass er immer wieder in der Luft ist, der hat schlechte Karten.
80 Flieger im Verein, davon 90 Prozent Männer
Rund 200 Mitglieder hat der Flugsportverein. 80 davon sind aktive Flieger, 90 Prozent von ihnen Männer. "Warum das so ist, das wissen wir auch nicht", sagt Vorsitzender Franz Stadelhofer. Grundsätzlich seien Frauen ebenso gut für den Flugsport geeignet wie Männer.
Der Verein ist in zwei Abteilungen gegliedert. Für die 22 Motorflieger steht eine Robin DR-50 zur Verfügung. Die 46 Piloten der Abteilung Motorsegler haben vier Maschinen der Typen Scheibe Falke SF25CR, Scheibe Falke SF25C und Grob 109B zur Auswahl.
Check vor dem Start vorgeschrieben
Bei einem Rundflug erklärt der stellvertretende Vorsitzende Hans-Jürgen Maier zu Beginn: "Es ist ganz harmlos." Bevor er die zweisitzige Motormaschine auf die Startbahn steuern konnte, musste zunächst der Check durchgeführt werden. Im Prinzip ist das so wie bei einem großen Flieger, es sind nur deutlich weniger Funktionen zu testen. Beim Tower muss mittels Funk gemeldet werden, wenn man startklar ist. "Erbitte Erlaubnis zum take off", sagt dann der Pilot und los geht es.
Wenig Flugverkehr im Linzgau
Zunächst holpert es etwas, denn die Startbahn ist eine Wiese. Doch unter der Grasnabe sind Betonplatten verbaut. Das hat den Vorteil, dass es nicht so schlimm hoppelt und dass die Bahn bei Regen nicht so aufweicht, dass Start oder Landung unmöglich werden.
Mit Sicht auf das Obertor reckt sich die Nase der Maschine dann langsam in die Höhe. Wenn die Flughöhe erreicht ist, hat man einen herrlichen Blick über die Stadt und den Linzgau. Da hier relativ wenig Flugverkehr herrscht, ist man weitgehend frei in der Entscheidung, wohin man fliegen will.
Mit dem Flieger schon mal nach Marokko
"Sollen wir mal über den Seepark?", fragt der Pilot. Na klar. Das Gelände am See sieht von oben echt großartig aus. Jetzt eine Kurve fliegen und dann mal schauen, wie Denkingen und Großstadelhofen von oben aussehen.
Mit der Lizenz der Hobbyflieger darf man auch größere Strecken bewältigen. Vorsitzender Franz Stadelhofer ist schon mal nach Casa Blanca geflogen. 16 Stunden dauerte der Flug nach Marokko, mit Pausen natürlich.
Fachsimpeln mit anderen Piloten in Fliegergaststätte
Nach der Landung, auch hier hoppelt es etwas, stellt der Pilot die Maschine an einer vorgegebenen Stelle ab und füllt das Logbuch aus. Nun kann er in der Fliegergaststätte noch mit anderen Piloten sprechen. Da merkt man schnell, dass das Wort vom Fliegerkameraden hier keine Floskel ist, sondern Realität.
Kameradschaft wird großgeschrieben beim Flugsportverein, und das seit dem 4. März 1951. Da fand die Gründungsversammlung der Abteilung Segelfliegergruppe Pfullendorf im Aero-Club Konstanz statt und bereits Ende desselben Monats hatte der Verein 24 Mitglieder. Im Jahr 1952 trennte man sich dann von Konstanz und wurde ein eigenständiger Verein. Und der hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr gut entwickelt.
Flugsportverein
Der Verein besitzt fünf eigene Maschinen, die den Abteilungen Motorflieger und Motorsegler zur Verfügung stehen. Das Fluggelände an der Aftholderberger Straße ist ein offizieller Verkehrslandeplatz. Die Start- und Landebahn ist 690 Meter lang.
Auf dem Kontrollturm ist eine Webcam eingerichtet. Die Bilder werden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang stündlich aktualisiert und zeigen Pfullendorf im Hintergrund. Die Bilder und mehr Informationen über den Flugsportverein unter: www.fsv-pfullendorf.de
"Wir wollen jüngere Flieger ausbilden"
Franz Stadelhofer ist Vorsitzender des Flugsportvereins und selbst begeisterter Hobbyflieger.
Ist Fliegen eine teure Sportart?
Das kommt darauf an, was man unter teuer versteht. Man muss etwa 3000 Euro rechnen, wenn man eine Lizenz für den Motorflieger haben will. Wer die vereinseigenen Maschinen benutzt, der muss 60 Euro pro Stunde für den zweisitzigen Motorsegler bezahlen. Eine Stunde mit der viersitzigen Motormaschine kostet 180 Euro.
Für den Geldbeutel eines Jugendlichen ist das schon etwas viel. Kann er trotzdem Sportflieger werden?
Auf jeden Fall. Der Verein gibt Stipendien an junge Leute, um ihnen dieses schöne Hobby zu ermöglichen. Einen Teil der Pilotenausbildung machen Vereinsmitglieder, die hierfür die Berechtigung haben. Das ist natürlich billiger. Es ist uns ein großes Anliegen, dass auch jüngere Sportflieger ausgebildet werden.
Wem gehört eigentlich der Flugplatz?
Die Fläche gehört zum größten Teil dem Verein, der Rest ist im Besitz der Stadt. Der Hangar, der Tower und auch die Fliegergaststätte „Take off“ sind alleiniger Besitz des Vereins.