Exakt 3 733 911 Euro muss der neue Alno-Mehrheitsaktionär, die Tahoe GmbH, an die Aktionäre überweisen, die das Übernahmeangebot genutzt und ihre Aktien für 50 Cent je Stück zum Kauf angeboten haben. Am 4. Januar endete die zweite Übernahmefrist, die Tahoe mit der Brillant 1953 GmbH den Alt-Aktionären für die Übernahme ihrer Papiere gewährt hatten und insgesamt sammelte man 7 467 822 Aktien ein, was 9,88 Prozent des Grundkapitals entspricht.

Schon im vergangenen Jahr hatte Tahoe durch den Kauf von Aktien und so genannte Stimmrechtsvereinbarungen sich einen Anteil von 33,52 Prozent an der Alno AG gesichert. Dieser Anteil hat sich nun auf 43,13 Prozent erhöht. Vorstandschef Max Müller wiederholte in einer gestern veröffentlichten Presseerklärung sein Statement, das er zum Ergebnis der ersten Übernahmefrist abgegeben hatte. Der Einstieg des strategischen Großinvestors und wichtigen Darlehensgebers sei wie geplant zielgerichtet und erfolgreich verlaufen. Unklar bleibt, was die von der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor kontrollierte Tahoe GmbH, die bei der Alno seit ihrem Einstieg im Sommer bereits vier Mitglieder in den Aufsichtsrat gehievt hat, mit dem Küchenmöbelhersteller vor hat.

Neben dem Aktienkauf hat Tahoe in den vergangenen Monaten der Alno 35 Millionen Euro an Darlehen gewährt und auch bestehende Lieferverbindlichkeiten des vormaligen Mehrheitsaktionärs, der Whirlpool GmbH, aufgekauft. Das Engagement der Hastor-Familie beträgt nach Einschätzung von Experten schon jetzt rund 60 Millionen Euro. Nach Informationen des SÜDKURIER sollen zu Jahresbeginn weitere Darlehensmillionen fließen und Tahoe ist somit nicht nur größter Aktionär, sondern auch größter Gläubiger der Alno, die klare Forderungen an den Vorstand stellt.

Man erwarte von Max Müller und seinen Kollegen schnellstmöglich ein Restrukturierungskonzept, ließ Tahoe im November verlautbaren und ersetzte dann Ende Dezember die langjährige Finanzchefin Ipek Demirtas durch Christian Brenner, der unter anderem in der Prevent TWB Verwaltungsgesellschaft der Familie Hastor tätig ist. Auf die Frage, wie weit denn das Restrukturierungskonzept gediehen ist, erklärte Alno-Pressesprecher Markus Gögele gestern auf Anfrage des SÜDKURIER, dass man daran arbeite. Es bleibt abzuwarten, wie viel Geduld die Investoren aufbringen. Offiziell ist derzeit nur, dass die Alno am 31. März den Jahresabschluss 2016 und am 27. April den ersten Quartalsbericht 2017 präsentieren will.

Kursentwicklungen

Der Alno-Konzern hat nach Expertenangaben Schulden von rund 160 Millionen Euro. Darunter ist eine Unternehmensanleihe in Höhe von 45 Millionen Euro, die mit jährlich 8,5 Prozent verzinst und die im Mai 2018 fällig wird. Aktuell wird diese Anleihe mit weniger als der Hälfte ihres Nennwertes gehandelt. Die nächste Zinsgutschrift ist am 14. Mai fällig. Auf der Homepage des Küchenmöbelherstellers ist die Mitteilung der Scope-Rating-Agentur vom 28. Dezember 2016 aufgeführt, die die Anleihe auf CC-Niveau herabgestuft hat und den Ausblick als negativ bewertet. Sollte die Anleihe angesichts dieser Prognosen weiter fallen, könnte ein Investor Verkaufswilligen das Papier beispielsweise für 30 oder 40 Prozent des Nennwertes abkaufen.

Der Kurs der Alno-Aktie verharrte in den vergangenen Wochen während des Übernahmeangebotes zwischen 49 und 50 Cent und fiel nach Ablauf der zweiten Zeichnungsfrist auf aktuell 46 Cent. Das Niveau könnte weiter sinken, wenn man beispielsweise die Tahoe-Darlehen in Eigenkapital umwandelt und dafür Gratisaktien ausgibt, was den Kurs verwässert. Durch die Erhöhung des Grundkapitals erhöht sich aber auch die Kreditwürdigkeit. (siv)