Nach mehreren Verhandlungsrunden zwischen Alno-Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretern bezüglich des geplanten Stellenabbaus von 250 Arbeitsplätzen in Deutschland und weiteren 100 Jobs im Ausland, wurde nach Angaben der Betriebsratsvorsitzenden Waltraud Klaiber ein vorläufige Ergebnis erzielt, über das die IG-Metall Mitglieder nächste Woche abstimmen sollen. "Wir haben erreicht, dass die Zahl der zu kündigenden Kollegen deutlich reduziert werden kann", erläuterte Klaiber gestern auf Anfrage des SÜDKURIER, wobei sie keine konkreten Zahlen nannte. Im Kern sollen alle Alno-Mitarbeiter auf tarifliche Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten, damit möglichst viele Jobs im "Kundenservicecenter" erhalten bleiben. Die Alnoianer wurden gestern vom Betriebsrat durch einen Aushang am "Schwarzen Brett" über die Entwicklung allgemein informiert. Als zweites positives Verhandlungsergebnis nennt Klaiber die Einigung, dass für die Beschäftigen, die gekündigt werden, eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft gegründet wird. Die Einrichtung einer solchen Auffanggesellschaft, in der die Mitarbeiter maximal ein Jahr beschäftigt werden, ist nur möglich, wenn die Agentur für Arbeit dem Plan zustimmt, die den Großteil der künftigen Gehälter mit dem Arbeitslosengeld ja zu zahlen hat. Nach Informationen des SÜDKURIER saß bei der jüngsten Verhandlungsrunde in Pfullendorf ein Vertreter der Arbeitsagentur mit am Tisch und gab wohl grünes Licht für die Auffanggesellschaft. Die Alno AG wird sich nach Angaben von Betriebsratschefin Klaiber, wie bei den Refugio-Gesellschaften der vergangenen 20 Jahre, an deren Finanzierung beteiligen.

Bekanntlich hatte der neue Mehrheitsgesellschafter, die Tahoe Investor GmbH im Januar angekündigt, dass man konzernweit in der Verwaltung 350 Jobs streichen und damit jährlich 20 Millionen Euro an Personalkosten einsparen will. Erreicht werden sollte dies durch Kündigungen und die Verlagerung eines Großteils der Arbeitsplätze in den Kundenservicecentern nach Sarajewo. Die Familie Hastor, der die Firma Prevent gehört, zur der wiederum die Tahoe Investor gehört, stammt aus Bosnien. Nach SÜDKURIER-Informationen war in den vergangenen Tagen ein Familienmitglied in Pfullendorf, um sich vor Ort ein Bild von dem Küchenhersteller zu machen. Dabei wurden mutmaßlich die Personalkosten unter die Lupe genommen. Demnach sind von den aktuell 2100 Alno-Beschäftigten jeweils 50 Prozent in der Produktion und der Verwaltung tätig. Das 50:50-Verhältnis verändert sich bei den jährlichen Lohnkosten von 130 Millionen Euro deutlich, denn den 30 Millionen Euro an Löhnen für die Produktionsmitarbeiter stehen rund 100 Millionen Euro Ausgaben für die Verwaltungsleute entgegen. Alno-Vorstandschef Max Müller hatte bei einer Versammlung dieses Verhältnis als enormes Problem bezeichnet. Zu diesem Plan hatten die IG-Metall-Vertreter einen Gegenvorschlag entwickelt, um möglichst viele Arbeitsplätze in den Kundenservicecentern zu retten. "Das war und ist unser Ziel", bekräftigt Klaiber mehrfach und man habe hier ein positives Ergebnis für die Standorte Pfullendorf und Enger erreicht. Auf die Frage, ob es eine zeitliche Vorgabe bezüglich der Umsetzung der Maßnahmen gibt, antwortet die Arbeitnehmervertreterin, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende ist, nicht.

Auch die Frage, was passiert, wenn die IG-Metall-Mitglieder bei ihrer Versammlung nächste Woche gegen den Vorschlag votieren, lässt sie unbeantwortet. "Das ist für uns wieder ein großer Einschnitt. Aber unser Weg ist noch lange nicht vorbei", macht Waltraud Klaiber deutlich. Neben dem Personalabbau habe sich die Geschäftsführung auch eine Verringerung der Sachkosten zum Ziel gesetzt. "Wir müssen die Ausgaben in den Griff kriegen", sieht die Betriebsratsvorsitzende hierbei die Führungskräfte in der Pflicht, diese Aufgabe zu erfüllen.

Wellmann

Am Standort Enger beschäftigt die Alno AG bei der Tochterifrma Wellmann rund 450 Beschäftigte, davon 150 in der Verwaltung. Die IG Metall informierte die dortige Belegschaft, dass 75 Verwaltungsstellen, vor allem im Kundenservicecenter" von einer Verlagerung nach Bosnien betroffen wären. Die Gewerkschaft hatte einen Gegenvorschlag entwickelt, um möglichst viele Jobs am Standort Enger zu erhalten und bei einer Versammlung haben die Mitglieder der IG Metall ein entsprechendes Verhandlungsmandat erteilt.(siv)