Auch nach der zweiten Gesprächsrunde zwischen Arbeitnehmervertretern und Geschäftsführung des Alno-Konzerns gibt es noch keine konkreten Ergebnisse, was den geplanten Abbau von 350 Arbeitsplätzen anbelangt, davon 250 Jobs in Deutschland, erklärte Betriebsratsvorsitzende Waltraud Klaiber gestern auf Anfrage des SÜDKURIER. Seitens der Arbeitnehmer wurde eine Verhandlungskommission gebildet, die aus Mitgliedern des Gesamtbetriebsrates, Vertretern der IG Metall und einem Anwalt besteht. Auch die Geschäftsleitung hat einen Rechtsanwalt mit am Tisch, sowie Vertreter der Personalabteilung und ein Mitglied des Vorstandes. "Max Müller und Christian Brenner stehen hinter dem Restrukturierungskonzept", antwortet Klaiber auf die Frage, ob Vorstandschef Müller bei den Verhandlungen auch mit dabei war. Die Gesprächsatmosphäre bei den ganztägigen Verhandlungsrunden bezeichnet sie als "offen". Mehrfach betont sie im SÜDKURIER-Gespräch, dass es zu früh sei, um Aussagen zu konkreten Ergebnissen zu machen.
Gestern informierte die Betriebsratsvorsitzende ihre Kollegen mittels Aushang, dass in den beiden Gesprächsrunden den Arbeitnehmervertretern auch Ergebnisse der Betriebsprüfungen präsentiert wurden, die von Experten der Prevent-Gruppe, die bekanntlich hinter dem neuen Mehrheitsaktionär Tahoe GmbH steht, in den vergangenen Wochen ausgearbeitet wurden. Der von Prevent in den Vorstand gehievte neue Finanzchef Christian Brenner hatte in einer Mitarbeiterinformationsversammlung angekündigt, dass "man jeden Stein umdrehen wird".
Auf die Frage, ob die Fachleute denn fündig wurden, antwortet Klaiber nicht konkret, sondern mit dem Hinweis, dass man "Strukturen und Prozesse verändern müsse". Eine deutliche Aussage gibt es von ihr zum Vorgehen der veränderten Vorstandsriege: "Da ist jetzt ein anderer Drill dahinter!"
Klaiber bestätigt nochmals, dass ausschließlich in der Verwaltung Arbeitsplätze wegfallen und entsprechend sei die Stimmung in der Belegschaft und Jeder frage sich, ob es ihn treffen werde. Klar ist, dass sich der Verwaltungsanteil im Zuge der Zentralisierung in den vergangenen Jahren in Pfullendorf erhöht habe. Neben Personalkosten werden auch die Sachkosten unter die Lupe genommen und nach Sparpotenzialen durchleuchtet. Bei den Verhandlungen werden die durch den Arbeitsplatzabbau folgenden Veränderungen in den Betriebsabläufen thematisiert, also, wie man mit weniger Leuten die Arbeit erledigen kann. Die Mitglieder der Verhandlungskommission würden diese Veränderungen nicht einfach abnicken, sondern präsentierten eigene Positionen und Vorstellungen. "Wir können uns nicht ewig Zeit lassen, der Druck ist da", verhehlt die Betriebsratschefin nicht, dass die Verhandlungspartner den Zeitdruck verspüren.
Ziel von Arbeitnehmervertreten sei es, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten, erklärt Klaiber und ergänzt: "Das oberste Ziel sind der Erhalt des Unternehmens und der verbliebenen Arbeitsplätze!" In den letzten Jahren habe man immer wieder richtige Strategieansätze entwickelt, habe diese aber nicht konsequent durchgesetzt, ergänzt Klaiber, dass man super Küchen herstelle und man im gewerblichen Bereich gut aufgestellt sei: "Wir müssen das Richtige tun, um den Kollegen dann sagen zu können, dass sie dauerhaft sichere Arbeitsplätze haben!"
Tatsächlich müssen die Verhandlungen zügig beendet werden, wenn der Mehrheitsaktionär sein Ziel erreichen will, noch in diesem Jahr 20 Millionen Euro an Personalkosten einzusparen. Experten verweisen darauf, dass der Verwaltungsapparat in den Hochzeiten von Alno unter Arthur Nothdurft, also in den 90er Jahren, in der Führungsebene wesentlich kleiner war und der Konzern profitabel wirtschaftete.
Wellmann
Die Alno AG verfügt über eine der bekanntesten Küchenmarken, schreibt aber schon seit den 90er Jahren zumeist Verluste. Die Firma Casawell (Wellmann) in Enger, die bis zum Jahr 2001 selbst noch 2300 Mitarbeiter zählte, wurde von Alno im Jahr 2003 übernommen, wobei die Fusion durch den damaligen Vorstandsvorsitzenden Frank Gebert vorangetrieben wurde. Beide Küchenhersteller schrieben damals rote Zahlen. Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen war in der Küchenmöbelbranche auf großes Erstaunen und viel Skepsis gestoßen, was sich letztlich bewahrheitete. Nach Informationen des SÜDKURIER hat dieses Engagament Gebert, der im April 2007 das Unternehmen verließ, finanziell nicht geschadet, denn er soll von Alno eine lebenslange Rente beziehen. Ein weiteres defizitäres Unternehmen kaufte die Alno AG Anfang 2014 mit dem Küchengeschäft des Schweizer Bauausrüsters AFG. (siv)