Nein! Ein offizielles Foto vom neuen starken Mann bei der Alno AG, Christian Brenner, gibt es nicht. Auch keine offiziellen Pläne, wie der Bevollmächtigte des Hastor-Clans das schaffen will, was zwei Jahrzehnte lang niemand gelungen ist, nämlich Alno auf Rentabilitäts- und Gewinnkurs zu bringen. Deutlich wird das atemberaubende Tempo, das der neue Mehrheitsgesellschafter Tahoe GmbH an den Tag legt, und, dass es keine Tabus gibt. Diesen Satz haben Belegschaft und Bevölkerung in den vergangenen 20 Jahren von diversen Vorstandschefs schon oft gehört. Mit hochdotierten Verträgen ausgestattet, verschwanden diese Figuren häufig nach kurzer Einsatzzeit und hatten außer Personalabbau und Schuldenaufbau nichts für die nachhaltige Sicherung des Konzerns erreicht. In besonders unliebsamer Erinnerung bei den Pfullendorfern blieb Max Müllers Amtsvorgänger Jörg Deisel. Er verlagerte die Verwaltung nach Düsseldorf und wollte den Stammsitz eiskalt plattmachen. Ob es die Proteste von Belegschaft und Bürgern waren, die diese Pläne zunichte machten, ist umstritten. Klar ist, dass erst die Rebellion der damaligen mittleren Führungsriege gegen Deisel Max Müller veranlasste, selbst als Vorstandschef anzutreten. Sechs Jahre hat er durchgehalten und dabei viele, viele Millionen Euro an Investorengeldern generiert. Immer wieder gelang es dem gut vernetzten Geschäftsmann Geld aufzutreiben. Klar ist, dass ohne sein Engagement für die Alno der Gang zum Insolvenzverwalter unausweichlich gewesen wäre. Dass die Sanierung des Küchenmöbelherstellers komplizierter und langwieriger als geplant ausfallen würde, musste sich Müller spätestens vor zwei Jahren eingestehen.
Während die Küchenmöbelbranche boomte, verlor Alno stetig an Umsatz. Und, entgegen der vom Ex-Vorstandschef postulierten Strategie, wonach man nur noch margenbringende Küchen produziert, kaufte man sich mit AFP nur Umsatz dazu. Und ob die Einrichtung von Küchenstudios in aller Welt, tatsächlich Geld eingebracht haben, bleibt dahin gestellt. Der Geschäftsmann investierte selbst etliche Millionen in den Kauf von Alno-Aktien und begeisterte sicher manchen Geschäftsfreund, es ihm gleich zu tun. Es wird sich zeigen, ob nach dem Weggang der Vorzeigefigur Müller dieses Engagement anhält. Die alles entscheidende Frage ist aber, was Tahoe beziehungsweise Prevent vorhaben? Haben sie wirklich die Alno-Gesundungs-Blaupause entdeckt? Mit Argusaugen schauen sich der Küchenmöbelhandel und die Einkaufsverbände das Geschehen in Pfullendorf an und die Konkurrenten lauern nur darauf, dass es einen lästigen Konkurrenten auf dem hart umkämpften Markt weniger gibt. Und bei aller Gewöhnung an die Alno-Schlagzeilen der vergangenen 20 Jahre, sollte man nie vergessen, dass dort immer noch mehr als 700 Menschen eine Arbeitstelle und damit Einkommen haben.
siegfried.volk@suedkurier.de