In einer offiziellen Stellungnahme erklärte der Küchenmöbelhersteller, dass nach Ende der ersten Annahmefrist des Übernahmeangebots der Tahoe Investors GmbH die Neubesetzung des Finanzvorstands durch einen Vertreter des neuen Großaktionärs der Alno erfolgte und Christian Brenner kurzfristig die Aufgaben von Ipek Demirtas als Finanzchef übernehme. „Das ist ein durchaus üblicher Vorgang, dass im Rahmen eines Übernahmeverfahrens der Mehrheitsaktionär einen solchen Posten übernimmt“, erklärte dazu Alno-Pressesprecher Markus Gögele auf Anfrage des SÜDKURIER.
„Der Vorstand bedankt sich auch im Namen der Mitarbeiter der Alno für das herausragende Engagement von Frau Demirtas und die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünscht ihr für die persönliche und berufliche Zukunft alles Gute und viel Erfolg“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung.
Ipek Demirtas hatte im Januar 2010 die Leitung der konzernweiten Finanzen übernommen und wurde im Juli 2011 in den Vorstand berufen. Als Chief Financial Officer und Arbeitsdirektorin verantwortete sie die Ressorts Finanzen/Rechnungswesen, Controlling, Personal/Organisation, IT sowie Kapitalmarkt/Sonderprojekte und Investor Relations. „Über die Art der Trennung sagen wir nichts“, antwortet Pressesprecher Gögele auf die Frage, ob denn die Trennung auf Wunsch von Ipek Demirtas oder im gegenseitigen Einvernehmen erfolgte, beziehungsweise ob sie gekündigt wurde.
In der Pressemitteilung fehlt eine entsprechende Information. Eine klare Antwort gibt es dagegen auf die Frage, ob womöglich auch Vorstandschef Max Müller, nach dem Weggang seiner wichtigsten Stütze im Vorstand, das Unternehmen auch verlassen wird: „Nein. Auf keinen Fall!“
Gestern tagte übrigens der Alno-Vorstand bereits ohne Ipek Demirtas, deren Nachfolger Christian Brenner bei der Prevent-Gruppe, die hinter Tahoe Investor steht, unter anderem als Geschäftsführer der Prevent TWB Verwaltungs GmbH agiert. Im Alno-Aufsichtsrat trifft er auf vier weitere Vertreter von Tahoe beziehungsweise Prevent, die Ende November vom Amtsgericht Ulm in das Gremium bestellt wurden. Und laut der Stellungnahme des bisherigen Vorstandes und Aufsichtsrates zum Aktienübernahmeangebot vom 29. November will Tahoe spätestens bei der nächsten Hauptversammlung ein weiteres Aufsichtsmandat.
Mit einem aktuellen Vertreter habe man schon eine Vereinbarung bezüglich einer Mandatsniederlegung getroffen. In dieser Stellungnahme hatte sich die beiden Gremien zwar grundsätzlich positiv über die geplante Übernahme geäußert, allerdings den Kaufpreis von 0,50 Euro je Aktie als finanziell nicht angemessen beurteilt und deshalb den Aktionären die Annahme nicht empfohlen. Dabei hatten sich im Vorstand Max Müller und im Aufsichtsrat die Tahoe-Vertreter bei der Abstimmung zu dem Angebot der Stimme enthalten, und der Vorstandschef auch nicht an den Beratungen teilgenommen. Der Konzernbetriebsrat begrüßt übrigens in seiner Stellungnahme die Absichtserklärungen von Tahoe, dass beispielsweise der Sitz von Alno in Pfullendorf bleiben und durch die Übernahme keine Änderungen auf Arbeitnehmer, Beschäftigungsbedingungen und Arbeitnehmervertretungen zu erwarten sind.
Ipek Demirtas
Die 1967 geborene Demirtas war nach ihrem Studium zur Diplom-Betriebswirtin zunächst beim Stinnes-Konzern, dann über zehn Jahre bei PricewaterhouseCoopers und sieben Jahre als Geschäftsführerin der Petroplus Mineralölprodukte Deutschland GmbH und der Marimpex Mineralöl-Handelsgesellschaft mbH tätig. Danach war sie Chief Financial Officer der Environmental Solutions Europe Holding B.V. (Otto Konzern), Maastricht, sowie Geschäftsführerin mehrerer Tochtergesellschaften des Ott-Konzerns. Dabei verzeichnete sie große Erfolge bei der Sanierung strategischer Geschäftsbereiche, bevor sie im Januar 2010 zu Alno kam.