Bislang steht sie noch, die öffentliche Toilette beim Wohnmobilplatz am Stachus. Doch schon bald wird die Anlage Geschichte sein. Der Technische Ausschuss des Gemeinderates hat eine öffentliche Toilette im Sassenage-Garten beschlossen. Weil so etwas aber nicht zum Nulltarif zu haben ist, wird nun auf Vorschlag der Verwaltung das Häuschen am Stachus abgebaut und in die schöne Anlage unterhalb des Schlosses verlegt. Man spart dadurch rund 100 000 Euro, denn so viel würde der Kauf einer neuen Toilettenanlage wohl kosten, wie Stadtbaumeister Stephan Frickinger auf Anfrage des SÜDURIER erklärt. Das komme auch von der Vandalensicherheit, mit der man in Meßkirch gute Erfahrungen gemacht habe.

Die benötigten Anschlüsse für Wasser und Abwasser müssen allerdings erst noch installiert werden. Die notwendigen Leitungen liegen bereits im Boden. Das soll noch dieses Jahr geschehen. Die Anlage am Stachus werde nicht so stark in Anspruch genommen, weiß der Stadtbaumeister. Am Sassenage-Garten hingegen würden auch Busse halten und da sei der Bedarf eindeutig höher. Wer schon einmal gesehen hat, was passiert, wenn ein Bus mit Urlaubern oder Ausflüglern parkt und seine Türen öffnet, der weiß, was gemeint ist. 50 bis 60 Leute suchen dann erstmal eine Toilette. Die werden nun bald fündig werden. Doch auch Besucher des Anlage oder des Abenteuerspielplatzes wird es eine Verbesserung sein, wenn ein WC zur Verfügung steht.
Hecken beim Abenteuerspielplatz als Toilette missbraucht
Ferdinand Back hat sich schon oft geärgert, wenn er im Sassenage-Garten unterwegs war. Besonders die Hecken in der Nähe des Abenteuerspielplatzes werden oft als Toiletten missbraucht. Und das bedeutet dann nicht nur flüssige Hinterlassenschaften, sondern auch mal Papiertaschentücher, die als Klopapierersatz dienen. Am 17. Juli vergangenen Jahres hat er seiner Verärgerung auch bei der Bürgerfragestunde in der Gemeinderatssitzung Luft gemacht. Seine Bitte: Die Stadt solle doch für Abhilfe sorgen. Bürgermeister Arne Zwick hat damals laut Protokoll erklärt, dass die Zustände sicherlich nicht schön seien.
Sie könnten jedoch entstehen, wenn solche Bereiche wie der Abenteuerspielplatz intensiv genutzt würden, was ja eigentlich gewünscht sei. Zwick versprach, dass man sich Gedanken machen würde, in welcher Form eine eventuelle Abhilfe möglich sei. Und er hat Wort gehalten. Back findet das super. „Es hat zwar einige Monate gedauert, aber so einfach ist das ja auch nicht“, sagt er. Er hofft, dass die Besucher des Sassenage-Gartens dann auch die Toiletten benutzen, wenn sie aufgestellt sind. Es würden auch immer mehr Familien die Rasenflächen benutzen. Da würden dann Decken ausgebreitet und die Kinder könnten auf dem Spielplatz toben.
Euroschlüssel für Behinderte
Bereits jetzt ist das Toilettenhäuschen mit einer Toilette für Menschen mit Behinderung ausgerüstet. Auch diese wird mit umziehen. Eine Besonderheit ist, dass es ein Schloss gibt, für das nur ein Euroschlüssel für Behinderte passt. Dieser wurde 1986 vom Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung eingeführt und hat sich zu einem inzwischen europaweit einheitlichen Schließsystem entwickelt, das es körperlich beeinträchtigten Menschen ermöglicht, mit einem Einheitsschlüssel selbständig und kostenlos Zugang zu behindertengerechten sanitären Anlagen und Einrichtungen zu erhalten. An Autobahn- und Bahnhofstoiletten, aber auch an öffentlichen Toiletten in Fußgängerzonen, Museen oder Behörden kann man mit seinem Euroschlüssel aufs Klo gehen, wenn man einen solchen hat. Bekommen können ihn nur Menschen, die eine Berechtigung nachweisen können. Meßkirch gehört zu den wenigen Kommunen im Landkreis, in der solche Schlüssel eingesetzt werden können.
Öffentliches Pinkeln
Was heutzutage als anstößig betrachtet wird, das war bis ins 19. Jahrhundert durchaus üblich: im Freien zu pinkeln. Kein Wunder: Öffentliche Toiletten gab es damals noch nicht. Erst mit dem Ausbau der Kanalisation entstanden in den Städten Toiletten und Urinale, wie wir sie heute kennen. Der erhöhte Hygienebedarf und der Wunsch nach Vermeidung von Geruchsbelästigung führten zu einer gesellschaftlichen Sanktionierung des öffentlichen Urinierens.
In Deutschland gilt öffentliches Urinieren übrigens als Ordnungswidrigkeit und kann mit einem Ordnungsgeld in beträchtlicher Höhe belegt werden. Auch in Meßkirch. Dort gibt es einen entsprechenden Paragraphen in der örtlichen Polizeiverordung, der 5 bis 1000 Euro als Ordnungsgeld ermöglicht. Bezahlen musste bislang aber noch niemand. In Stuttgart können bis zu 5000 Euro fällig werden. In Österreich gilt öffentliches Pinkeln nur als Anstandsverletzung. (kf)