Gerd Feuerstein

Lange wurde auf dem Stettener Standortsübungsplatz im sogenannten „Saustall“ gebaggert, betoniert und gebaut und viele Bürger fragten sich, was da wohl genau entsteht. Am vergangenem Donnerstag wurde das Geheimnis gelüftet: Denn da fiel auf dem nun „Drümmerfeld“ genannten Territorium der erste Schuss. Grund: Das neu entstandene Ausbildungsgelände wurde im Rahmen einer kleinen Feierstunde offiziell an seine Nutzer übergeben.

Vor dem scharfen Schuss gehen die Gäste hinter einer Mauer in sichere Deckung.
Vor dem scharfen Schuss gehen die Gäste hinter einer Mauer in sichere Deckung. | Bild: Gerd Feuerstein

Seinen Namen hat das neue Übungsgelände Oberst a. D. Carsten Drümmer zu verdanken, dem früheren Standortältesten und Leiter des „Ausbildungsstützpunktes Kampfmittelabwehr„, das im Volksmund besser als „Zentrum für Kampfmittelbeseitigung„ bekannt ist. Drümmer war es, der mit seinem Stab die Initiative ergriff, um künftigen Lehrgangsteilnehmern optimale Trainingsbedingungen auf einen möglichen Einsatz zu ermöglichen.

Der Kampfmittelbeseitigungsroboter „tEODor“ transportiert eine Kiste aus dem Gebäude.
Der Kampfmittelbeseitigungsroboter „tEODor“ transportiert eine Kiste aus dem Gebäude. | Bild: Gerd Feuerstein

Dass diese auf dem neu errichteten Übungsgelände nun gegeben sind, konnten Hauptmann Rico Trenkner und sein Team bei der offiziellen Inbetriebnahme eindringlich vor Augen führen. Anhand einiger Einsatzszenarien zeigten sie auf, wie in der neuen Übungsanlage, in urbanem Umfeld, der Umgang mit den technischen Geräten und der Ausrüstung der Kampfmittelbeseitiger trainiert werden kann: „Vom Erklären über erste Schritte bis hin zur taktischen Lage bei Stabilisierungs- und Einsatzoperationen können wir unsere Trainingsteilnehmer hier schulen“, erläuterte Rico Trenkner, wobei das Gelände auch für Lagen der Landes- und Bündnisverteidigung genutzt werden könne.

Die Manipulatoreneinheit „PackBot“ erklimmt die Treppe, um das Obergeschoss zu inspizieren
Die Manipulatoreneinheit „PackBot“ erklimmt die Treppe, um das Obergeschoss zu inspizieren | Bild: Gerd Feuerstein

Dafür sind auf dem „Drümmerfeld“ jetzt verschiedene Gebäude, Waffenverstecke, Holzstapel, Gehöfte, Strommasten aber auch Brunnen und viele Mauernischen oder Türöffnungen, an denen der Beschuss zur risikolosen Öffnung trainiert werden kann. „Die Kunst der Kampfmittelbeseitigung besteht darin, mögliche Kampf- oder Sprengmittel so auszuradieren, dass weder Personal noch Anwohner verletzt oder Gebäude und Umgebung möglichst nicht beschädigt werden“, erläuterte der Hauptmann.

Hauptmann Rico Trenkner erläutert wie gefährliche Gegenstände mit Hilfe von Umlenkrollen entfernt werden können.
Hauptmann Rico Trenkner erläutert wie gefährliche Gegenstände mit Hilfe von Umlenkrollen entfernt werden können. | Bild: Gerd Feuerstein

Dazu stehen den Spezialisten verschiedene unbemannte Roboter – sogenannte Manipulatoren – zur Verfügung, deren Einsatzspektrum in einigen Gebäuden vorgeführt wurde. So wurde mit dem kleineren „PackBot“ bei einer „Treppenfahrt“ demonstriert, wie beispielsweise ein Gebäude aus sicherer Distanz auch im oberen Geschoss zunächst ausgespäht und inspiziert werden kann, bevor sich Personen in das Gebäude begeben.

Hier wird ein „Wasserschuss“ geprobt: Mit nur wenigen Millilitern Wasser aber gewaltigem Druck soll die Kiste geöffnet werden.
Hier wird ein „Wasserschuss“ geprobt: Mit nur wenigen Millilitern Wasser aber gewaltigem Druck soll die Kiste geöffnet werden. | Bild: Gerd Feuerstein

Interessant war es zu beobachten, wie mit dem bewährten Kampfmittelbeseitigungsroboter „tEODor“ – den Einsatzkräfte wegen seiner Zuverlässigkeit und seinem besonders kräftigen Arm weltweit zu schätzen wissen – eine große Kiste, in der ein Sprengsatz vermutet war, aus einem der Gebäude geholt wurde. Und wie man eine solche Kiste beispielsweise mit einem „Wasserschuss“ öffnen und neutralisieren kann, wurde ebenso demonstriert, wie mit Hilfe von Umlenkrollen gefährliche Gegenstände aus Gebäuden oder Plätzen gezogen werden können.

Hauptmann Rico Trenkner zeigt das Ergebnis
Hauptmann Rico Trenkner zeigt das Ergebnis | Bild: Gerd Feuerstein

Bereits davor hatte der amtierende Standortälteste und Leiter des „Ausbildungsstützpunktes Kampfmittelabwehr„ – Oberst Jochem Gumprich – die Gäste begrüßt und seine Freude zum Ausdruck gebracht, dass das neue Gelände nach Jahren der Planung und Realisierung nun zum Training und Ausbildung zur Verfügung stehe. Für das Staatliche Hochbauamt Stuttgart hatte der Leiter der Stettener Außenstelle, Dieter Keller, den symbolischen Schlüssel an den Leiter des Bundeswehrdienstleistungszentrums, Andreas Lenz, übergeben, der diesen umgehend an Oberst Jochen Gumprich weiter reichte. Dabei wurde betont, dass die Anlage „Drümmerfeld“ für den Ausbildungsstandort Stetten am kalten Markt „einen weiteren Meilenstein“ darstelle, der „in Deutschland einmalig ist“.

So präsentiert sich die neue Ausbildungsanlage aus Sicht von Stetten a.k.M.
So präsentiert sich die neue Ausbildungsanlage aus Sicht von Stetten a.k.M. | Bild: Gerd Feuerstein