Sigmaringen – Viele ältere Menschen wollen so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben. Doch wie kann man diesem Wunsch entsprechen, wenn die Pflege zu Hause für die Angehörigen immer zeitintensiver wird und die Belastung steigt? Eine Tageseinrichtung kann hier eine gute Alternative sein. Der DRK-Kreisverband Sigmaringen hat nun eine Tagespflege im ehemaligen Postgebäude in der Bahnhofstraße eingerichtet. Bei der offiziellen Eröffnung wurde deutlich, wie wichtig solche Einrichtungen sind und in Zukunft noch mehr werden. Nahezu mitten in der Stadt stehen nun 15 Plätze für Menschen zur Verfügung, die tagsüber hierherkommen können. „Und wir wollen Betreuung nicht irgendwo, sondern mitten in der Gesellschaft“, stellte DRK-Präsident Rolf Vögtle fest.
Dieser Forderung ist man mit dem „Haus am Prinzengarten“ nachgekommen. Der gleichnamige fürstliche Park befindet sich direkt gegenüber und kann für kleine Spaziergänge genutzt werden. Die Innenstadt ist nur wenige Schritte entfernt und hinter dem Haus kann man auf einer Terrasse beobachten, wie Züge die Hohenzollernstadt mit anderen Orten verbinden. Bereits zwei Jahrzehnte ist der DRK-Kreisverband mit einer Sozialisation präsent, bietet einen Mittagstisch für Senioren, einen Demenztreff, Seniorengymnastik und einen Hausnotruf. Mit der neuen Tagespflegeinrichtung hat man nun das Angebot erweitert. Und das in einem Ambiente, das wirklich gar nichts von einer Notlösung hat. „Uns war es wichtig, dass alles sehr hochwertig eingerichtet wird“, stellte Vögtle stolz fest.
Die Tagesgäste, die sich selbst entscheiden können, wie oft sie ins Haus am Prinzengarten kommen möchten, werden vom DRK-Fahrdienst zu Hause abgeholt und abends wieder zurückgebracht. Und dafür, dass es zwischendrin nicht langweilig wird, sorgt qualifiziertes und motiviertes Personal unter der Regie von Pflegedienstleiterin Evelin Huber. Das Mittagessen wird von einem Menü-Service geliefert und auch für kleine Dinge zwischendrin ist gesorgt. Einmal kurz abliegen, oder einfach seine Ruhe haben wollen? Kein Problem in den großzügigen Räumen, die auch von der Einrichtung jedes Vorurteil über Einrichtungen für alte Menschen Lügen strafen. Das für die Planung zuständige Büro Mauch und Offner aus Meßkirch hatte nicht nur dafür gesorgt, dass der Zeitplan eingehalten wurde, sondern auch dafür, dass die Kosten 5 Prozent unter der Planung liegen.
Bürgermeisterstellvertreter Elmar Belthle machte deutlich: „15 Plätze, das bedeutet im Endeffekt 30 bis 40 Leute, die in der Woche hierher kommen. Damit haben sie für die Stadt Hervorragendes geleistet.“ Und dass damit auch die Angehörigen eine große Entlastung erfahren, das stehe außer Frage. Die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne) machte das deutlich, woran wohl viele Gäste bei der Einweihung dachten: „Heute suchen wir eine liebevolle Betreuung für unsere Eltern, morgen vielleicht für uns selbst.“ Die schönen Räume und das Angebot einer sinnvollen Beschäftigung seien eine großartige Sache. „Sie erhöhen damit die Lebensqualität für Senioren und nehmen die Angst vor dem Älterwerden.“ Pfarrer Liviu Jitianu segnete die neue Einrichtung. „Es ist uns wichtig, diesen Schritt nicht ohne Gottes Hilfe zu tun“, betonte Rolf Vögtle.
"Die Tagespflege passt bestens und rundet das Angebot ab"
Rolf Vögtle ist seit 2004 Präsident des Kreisverbandes Sigmaringen des Deutschen Roten Kreuzes.
Die meisten Menschen kennen das DRK nur als Rettungsdienst. Gehört eine Tagespflege auch zum Aufgabenbereich?
Unsere Aufgabe ist der Dienst am Nächsten. Da gehört auch unsere Sozialstation dazu, die seit vielen Jahren ein Rundumpaket anbietet. Wir haben einen Hausnotruf, ambulante Pflege und einen Behindertenfahrdienst. Da passt eine Tagespflege hervorragend dazu und rundet unser Angebot tatsächlich ab.
Denken Sie denn an einen weiteren Ausbau?
Wir haben verschiedene Geschäftsbereiche. Der größte ist der Rettungsdienst. In der Tagespflege sind wir erst am Anfang. Wir sehen da schon einen Markt.
Wir führen mit anderen Kommunen bereits Gespräche und wollen dieses Angebot ausdehnen.
Wie wurde das finanziert?
Alles ohne Zuschüsse. Die Tagespflege selbst wird natürlich von den Kostenträgern bezahlt. Die Investitionen haben wir aber alleine geschultert und über unseren Haushalt vorfinanziert.
Fragen: Karlheinz Fahlbusch