In würdigem Rahmen, mit der notwendigen Ernsthaftigkeit und nachdenklichen Redebeiträgen, wurden in der Staufer-Kaserne mehrere Dutzend Rekruten vereidigt, deren zweijährige Ausbildung zum Kommando- und Fallschirmjägerfeldwebel vor zwei Monaten in Pfullendorf startete. Coronabedingt war die Öffentlichkeit zu dem festlichen Anlass nicht zugelassen, da der Organisationsaufwand zu groß und das Gesundheitsrisiko für Besucher und Soldaten zu unkalkulierbar waren.

„Ist das Lust am Chaos?“

Oberst Albrecht Katz-Kupke machte der angetretenen Truppe deutlich, wie schwierig die aktuelle weltpolitische Lage ist und umso wichtiger es für Demokratie in Deutschland ist, dass sich Bürger in Uniform, für deren Schutz und Sicherheit einsetzen. Die Lage im afrikanischen Mali, wo die Bundeswehr sich an einem Friedenseinsatz beteiligt, sei unklar. In den USA sei ein unappetitlicher Wahlkampf zu erwarten, dazu komme das Großmachtgebaren des türkischen Präsidenten und niemand wisse, wie sich Russland in Belarus verhalten werde. Nicht zu vergessen Megathemen wie Klima, Armut, Hunger oder Migration.

„Wo bleibt die Erleuchtung des Verstandes?“

Dass Demonstranten den Berliner Reichstag stürmen, mache ihn fassungslos, gestand Katz-Kupke: „Ist das Frust, Lust am Chaos oder werden hier brave Bürger missbraucht?“ Er beobachte, dass zunehmend die Selbstverwirklichung über die Gemeinschaft gestellt werde. „Viele fordern nur, und bringen nichts ein“, wies der Oberst auf das Phänomen hin, dass viele den Staat als abstraktes Konstrukt wahrnehmen, dabei sei jeder Einzelne Bestandteil des Staates. „Wo bleibt die Erleuchtung des Verstandes?“, zitierte der Kommandeur den deutschen Dichter Gottfried Lessing.

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„Friede muss hart erarbeitet werden“

Eindringlich mahnte Katz-Kupke, der seit vier Jahrzehnten in der Bundeswehr ist, dass der Friede kein Selbstläufer ohne eigenes Zutun sei, sondern hart erarbeitet werden müsse. Die Streitkräfte in Deutschland seien Garant, wenn es gelte Recht, Freiheit, Friede und Menschenwürde zu verteidigen. Diese Werte bildeten das Selbstverständnis für das Handeln und Tun der Truppe.

Bürgermeister Thomas Kugler und Oberst Albrecht Katz-Kupke gratulieren den Soldaten.
Bürgermeister Thomas Kugler und Oberst Albrecht Katz-Kupke gratulieren den Soldaten. | Bild: Volk, Siegfried

„Ich erkenne Radikalisierungstendenzen“

Bürgermeister Thomas Kugler macht sich gleichfalls Sorgen um die Demokratie, wie er in seiner Rede vor den angetretenen Soldaten betonte. Er beobachte bei einer Minderheit Radikalisierungstendenzen, sowie den Versuch, den „Staat aus den Angeln zu heben.“ Als nicht tolerierbar bezeichnete Kugler die Vorkommnisse bei der Spezialeinheit KSK, wo bekanntlich Soldaten rechtsextremem Gedankengut frönten, was zur Auflösung eines Zuges durch Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer führte. Aber, dass die Bundeswehr dann durch lautstarke Ideologen einem Generalverdacht auf rechte Gesinnung ausgesetzt sei, ist für Thomas Kugler nicht hinnehmbar.

„Der Soldatenberuf ist eine besondere Form des Dienens“

Angesichts der internationalen Entwicklungen mit dem „Pulverfass Osteuropa“ oder dem schwierigen Verbündeten USA müsse Deutschland mehr Verantwortung in der weltweiten Sicherheitspolitik übernehmen, wozu eine akzeptierte Bundeswehr unabdingbar sei. „Soldat ist eine besondere Form des Dienens für die Demokratie uns seine Bürger“, erwartet der Pfullendorfer Bürgermeister mehr Wertschätzung und Unterstützung für die Frauen und Männer in Uniform.

Glückwunsch an die Soldaten nach der offiziellen Vereidigung

Nach den Ansprachen und Musikstücken aus dem Off folgte die Vereidigung der Rekruten. Die dreiköpfige Fahnenabordnung marschierte zur Mitte des Appellplatzes und stellvertretend für ihre Kameraden sprachen sechs Soldaten den Eid mit dem Versprechen, sich mit ganzer Kraft für den Schutz des Landes und seiner Bürger einzusetzen. Nach der Nationalhymne beglückwünschten Oberst Katz-Kupke und Bürgermeister Thomas Kugler die Soldaten und wünschten ihnen für den Soldatenalltag alles Gute.