Von 1983 bis 1987 war Oberleutnant Erhard Zorn als Zugführer und Nachrichtenoffizier im Beobachtungsbataillon 103 in Pfullendorf eingesetzt. Mittlerweile ist er Generalleutnant und seit dem 1. August Abteilungsleiter Personal beim Bundesministerium der Verteidigung und trägt damit die Verantwortung für knapp 180 000 Soldatinnen und Soldaten. Jetzt kam er zum Treffen mit alten Kameraden zurück.
Im Laufe seiner Dienstzeit ist der ranghohe Offizier insgesamt neunmal umgezogen. Jetzt wohnt er in Bonn. "Und dort gibt es nur richtig gute Maultaschen, wenn meine Frau sie macht", schmunzelt der Militär und schiebt sich eine ordentliches Stück der Spezialität im "Deutschen Kaiser" in den Mund. Am Freitag war er nach Pfullendorf gekommen, um ein paar alte Kameraden zu treffen. Männer, die älter sind als er und längst nicht mehr im Dienst. Männer, die ihn noch als Auszubildenden kennen. Männer, die den Mann mit dem aggressiven Nachnamen als echten Kameraden schätzen. "Er war ein Soldat mit Herz und unheimlich beliebt", sagt Peter Herrmann. Der ehemalige Hauptfeldwebel und Spieß hat immer wieder Briefkontakt mit dem Mann, der auf der Karriereleiter steil nach oben gestiegen ist und jetzt zu den ranghöchsten Offizieren der Bundeswehr gehört. Und durch diesen Kontakt hat Herrmann mitbekommen, dass Erhard Zorn zusammen mit seiner Gattin Petra auf die Mettnau zur Kur kommen wird. "Da habe ich ihn einfach gefragt, ob er nicht mal einen Abstecher nach Pfullendorf machen will." Der Generalleutnant überlegte nicht lange und so kam es zu dem Treffen, bei dem Erinnerungen im Vordergrund standen.
"Ich erinnere mich noch gut an den jungen Oberleutnant", erzählt Peter Herrmann, der damals Zugführer war. Zorn sei einmal zu ihm gekommen und habe einen Herzenswunsch ausgesprochen: "Darf ich einmal den Zug führen?" Herrmann hatte da keine Bedenken. "Man hat schon damals gemerkt, dass der Mann die Führungsfähigkeiten hat, die man bei der Bundeswehr in vielen Positionen braucht." Hartmut Wingerter kann da nur zustimmen. Aber dass er einmal ein Drei-Sterne-General wird, damit hat von den ehemaligen Kameraden keiner gerechnet. Menschlich und fachlich sei er von allen Offizieren sehr geschätzt worden und sein Umgang mit Mannschaftsdienstgraden sei immer menschlich gewesen. Beim Offizierssport habe Zorn zwar immer mitgemacht, aber ein Riese sei er da nicht gewesen. So mancher der Herren am Tisch hat den ehemaligen Oberleutnant später bei einem Auslandseinsatz getroffen.

Eine Fähigkeit hatte der heutige Generalleutnant wohl schon als junger Offizier: Er war ein ausgezeichneter Tänzer. Das bewies er nicht nur im Team mit seiner Frau Petra, sondern durchaus auch einmal beim abendlichen Ausgang auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. "Da hat er im Feldanzug und Kampfstiefeln die Tanzfläche erobert", erinnert sich Peter Herrmann. Eine ganze Menge anderer Anekdoten wurden dann im kleinen Kreis wieder lebendig. Geblieben ist die Erinnerung an Pfullendorf, das Eberhard Zorn noch immer sehr schätzt. "Hier ist auch unser Sohn Christian 1987 zur Welt gekommen", sagt er. Für ihn ist Pfullendorf auch heute noch einer der Top-Standorte der Bundeswehr. Man habe hier sehr viel Geld für die Modernisierung der Kaserne in die Hand genommen und das könne man auch sehen.
"Der Zusammenhalt war absolute Spitze"
Generalleutnant Eberhard Zorn ist 57 Jahre alt und war als Oberleutnant in der Kaserne in Pfullendorf. Mittlerweile ist er im Verteidgungsministerium eingesetzt.
Wie sind Sie nach Pfullendorf gekommen?
Ich kam 1983 direkt nach dem Studium in Hamburg hierher. Es war immer mein Wunsch gewesen, nach Süddeutschland zu gehen und da bot sich Pfullendorf einfach an. Es war ein ausgezeichneter Standort für die Artillerie, denn hier war ja auch ein gesamtes Regiment stationiert. Ich bin dann auch mit der Familie hierhergezogen.
Was haben Sie besonders geschätzt?
Das war immer die Kameradschaft, die verbindend über alle Ebenen wirkte: zwischen Mannschaften, Unteroffizieren und Offizieren. Der Zusammenhalt war absolute Spitze. Das galt auch für das Außerdienstliche, denn fast alle wohnten in Pfullendorf oder Umgebung. Da ist auch nach dem Dienst mit gemeinsamen Veranstaltungen eine ganze Menge gelaufen. Ich habe das danach nie wieder so vorgefunden. Ich bin neunmal mit der Familie umgezogen und war an 15 Standorten. Aber die Kameradschaft war nie mit der in Pfullendorf vergleichbar. Das ist das, was trägt. Die Kameradschaft auch mit denen, die heute hier sind, ist ein konstanter Faktor.
Hat Kameradschaft heute in der Bundeswehr noch einen Stellenwert?
Die Bundeswehr unterscheidet sich von einem zivilen Arbeitgeber ganz wesentlich durch die Kameradschaft, wie mir von ehemaligen Soldaten immer wieder bestätigt wird. Wir müssen damit auch noch mehr werben. Kameradschaft ist nicht nur im Soldatengesetz verankert, sie trägt ganz bestimmt auch heute noch ganz wesentlich zum Zusammenhalt der Truppe bei. Davon bin ich überzeugt.
Fragen: Karlheinz Fahlbusch