Viele Ideen, Vorschläge, Anregungen, positive wie negative Meldungen zur aktuellen und künftigen Entwicklung der Stadt, brachten die 80 Besucher im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsverfahrens in der Stadthalle am Donnerstagabend vor. Als "Standortbestimmung" und "Selbstreflexion für die Kommunalpolitik" bezeichnete Bürgermeister Thomas Kugler die dreistündige Versammlung, deren Ideensammlung viel Bekanntes und manch neuen Gedanken hervorbrachte. Moderiert wurde das Treffen von Julia Schütz, Lutz Fricker und Thomas Geissler von der Kommunalentwicklung (KE), die von der Stadt mit der Erarbeitung eines gesamtstädtischen Entwicklungskonzeptes beauftragt wurde, und das Trio hat bei seiner Analyse des Status-Quo viel Positives entdeckt.

Die Vertreter der Ortsteile wie Ortsvorsteher Emil Gabele (Mitte) aus Aach-Linz wünschen sich eine aktive Baulandentwicklung in den ...
Die Vertreter der Ortsteile wie Ortsvorsteher Emil Gabele (Mitte) aus Aach-Linz wünschen sich eine aktive Baulandentwicklung in den Teilorten. Bild: Siegfried Volk | Bild: Siegfried Volk


"Pfullendorf wird weiter wachsen mit einem steigenden Anteil von älteren Menschen", formulierte Geissler die gleichermaßen gute wie herausfordende Prognose. Wo und wie soll der zusätzliche Wohnraum geschaffen werden? Wie entwickelt sich die Mobilität, auch mit Blick auf aktuell 6500 Beschäftige, die ein- und auspendeln? An vier Themen-Inseln konnten die Teilnehmer ihre Vorschläge zu den Oberthemen Demografie, Verkehr, Innenstadt und Ortsteile auf bunten Karten aufschreiben und an Stellwände pappen. Intensiv nutzten die Besucher die Möglichkeit und die Diskussion mit den drei KE-Mitarbeitern und Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter, die je eine Themen-Insel moderierten.

Die Schaffung von günstigem Wohnraum, auch um Jugendliche zu halten, die aus dem Elternhaus ausziehen wollen, ist ein wichtiges Thema. Ein Förderprogramm für umzugswillige Senioren wurde angeregt und die Anlage eines großen Kinderspielplatzes in der Innenstadt. Viel Lob gab es für den RegioBus, wobei die mangelnde Vermarktung bemängelt wurde. Ein öffentlich zugängliches WC wäre gut, die Greth könnte als Marktstätte genutzt werden und ein "Haus der Vereine" wurde als Wunsch formuliert. Das bestehende Wegenetz könnte man verbinden und so Rundwege für Fußgänger und Radfahrer schaffen, wobei das bestehende Radwegenetz gelobt wurde. Alte Häuser sollte man abreissen und auf den Freiflächen grüne Innenstadtinseln schaffen.

Für die Ortsteile hat die Baulandentwicklung höchste Priorität, die Anbindung des Radwegenetzes an die Kernstadt, die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum, ein Nahversorgungsangebot und den Landschaftsschutz, was für viele die Ablehnung von Windrädern bedeutet. Viel Lob gab es für die Vereinsarbeit in den Ortsteilen, wobei künftig noch mehr Kooperation nötig sein werde.

Auf Anfrage des SÜDKURIER erläuterte gestern Stadtplaner Geissler das weitere Prozedere. Von der Veranstaltung werden ein Ergebnisprotokoll angefertigt und die Bürgervorschläge dokumentiert. Eventuell noch im Oktober legt KE seine Bestandsaufnahme samt Analyse dem Gemeinderat vor. Die Bürgervorschläge werden als separater Bericht in diesen Bericht aufgenommen.

Prognose: Bevölkerung könnte sich bis zum 2035 auf mehr als 14 000 Einwohner erhöhen

Entwicklung: Seit 1990 erhöhte sich die Einwohnerzahl von Pfullendorf von 11158 auf aktuell 13104 Einwohner, was einen Anstieg von 17,4 Prozent bedeutet und damit deutlich über den Steigerungsraten des Landkreises und des Landes liegt. Bis zum Jahr 2035 könnte sich die Einwohnerzahl auf bis zu 14300 erhöhen.

Altersstruktur: Bis 2035 erhöht sich der Anteil der über 65-Jährigen von 15 bis 17 Prozent auf 25 bis 27 Prozent der Gesamtbevölkerung, was an Infrastruktur, Mobilität, Nahversorgung und Wohnraum besondere Anforderungen stellen wird.

Themen-Inseln: Die Versammlungsteilnehmer konnten an vier Themen-Inseln ihre Vorschläge, positive wie negative Informationen anbringen. "Demografie – Leben und Wohnen", "Verkehr – Mobilität, ÖPNV, Parken", "Entwicklung Innenstadt – Versorgung, Einzelhandel, Dienstleistung" und "Entwicklung Ortsteile – Infrastruktur, Versorgung, Anbindung".

Moderation: Mit der Erarbeitung des gesamtstädtischen Entwicklungskonzeptes wurde die in Stuttgart ansässige LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (KE) beauftragt. Die KE wurde im Jahr 1972 gegegründet, und zwar vom Gemeindetag Baden-Württemberg, Landkreistag Baden-Württemberg, Städtetag Baden-Württemberg, badischer Sparkassenverband, württembergischer Sparkassenverband, badische Kommunale Landesbank und der württembergischen kommunalne Landesbank.