Wo vor wenigen Jahren noch Wiese war, tummeln sich heute dutzende Menschen aus dem näheren Umkreis und aller Welt. Trubel nennt Tanja Klaus das dann, sie betreibt mit Ehemann Markus den Campingplatz Leibertingen. Und während der dritten Saison kann sie verkünden: Das Projekt beginnt, sich zu tragen. Vielleicht sei in diesem Jahr sogar erstmals ein kleiner Gewinn drin. Genau sagen kann sie das aber erst gen Winter, wenn die Wohnmobile und Zelte weg und ein wenig mehr Zeit für die Buchhaltung da ist.

"Das ist ja so ein bisschen Niemandsland, wir sind nicht Bodensee und nicht Donautal", sagt Tanja Klaus und kommt dennoch nicht ins Stocken, wenn sie das Angebot ihres Campingplatzes beschreibt: "Viele unserer Gäste schätzen die Ruhe und Natur", der Platz habe eine ideale Ausgangsposition für Ausflüge. Je nach Aufenthaltsdauer sehen Gäste sich die nähere Umgebung an oder fahren auch ein Stück zum Affenberg Salem oder auf die Insel Mainau. "Viele wollen aber auch nur Ruhe und im Liegestuhl ein Buch lesen." Und zur Abkühlung gebe es das angegliederte Naturbad.

Während der Saison von April bis Oktober bestimmt der Campingplatz den Alltag der Familie Klaus: 15 Stunden seien sie häufig vor Ort und das an sieben Tagen pro Woche. Der Tag beginnt mit der Lieferung von Brötchen, geht weiter mit der Reinigung und Wartung der Anlagen sowie dem Betreiben des Bistros. Ihre beiden Kinder, elf und 13 Jahre alt, spielen häufig mit den Kindern der Gäste. Bei Fragen und Notfällen, etwa bei einem Unwetter, seien sie auch telefonisch erreichbar. "Wir gucken dann vermehrt", beschreibt Tanja Klaus, und ihr Mann sehe dann alle zwei oder drei Stunden nach dem Rechten.

Die Notrufnummer werde aber meist nur genutzt, wenn jemand die Brötchenbestellung für den nächsten Morgen vergessen hat. Dass das Betreiberpaar für seine Gäste ansprechbar ist, bezeichnet Klaus als eine große Stärke: Anders als bei großen Plätzen kämen sie mit vielen Besuchern ins Gespräch.

Keine Erweiterung aber Hilfe

Vergrößern möchten sie sich daher erstmal nicht: Bis zu 120 Stellplätze seien erlaubt, doch aktuell habe es eine schöne Größe. Unterstützung ist dennoch gefragt: Bisher stemmt das Paar den Betrieb allein mit Hilfe des Schwiegervaters und hat die heimische Landwirtschaft mit 130 Hektar angepasst, ein Kooperationspaar hilft etwa bei der Ernte. Nächstes Jahr soll eine Reinigungskraft helfen: "Dieses Jahr sind wir auch an unsere Grenzen gekommen." In den Urlaub geht es für sie erst, wenn andere ihren bereits auf dem Campingplatz genießen konnten – in den Herbst- und Weihnachtsferien.

"Wir wollten damals Ferien auf dem Bauernhof anbieten", erzählt Klaus, im Rahmen einer Beratung hätten sie sich schließlich für Camping entschieden. Das Gebäude am Naturbad haben sie dafür komplett entkernt und den Platz angelegt, die Bauzeit betrug ein Jahr mit Unterstützung von Freunden und Familie. "Das geht nur mit viel Eigenleistung." Erfahrungsgemäß brauche es fünf Jahre, bis ein solches Projekt sich trägt. "Es muss sich erst rumsprechen", die Aufnahme in Reiseführern erforderte beispielsweise einjähriges Bestehen. "Manche Gäste kommen jetzt schon wieder", sagt Tanja Klaus, "und die Feiertags-Wochenenden waren wir ausgebucht.

" Den Bauernhof können Besucher auch erleben, die Familie Klaus nimmt Gäste mit zu ihren Tieren. Und für das nächste Jahr soll ein kleiner Streichelzoo mit Meerschweinchen, Hasen und kleinen Schweinen direkt am Gelände integriert werden. Außerdem sollen zur nächsten Saison mehr Stromanschlüsse auf der Zeltwiese angeboten und mehr Bäume für Schatten gepflanzt werden. Langfristig werde auch besseres drahtloses Internet zum Thema, denn daran hakt es teils noch.

Familien besuchen den Campingplatz ebenso wie Paare und Gruppen. "Wir hatten schon Gäste, die eine Nacht bleiben wollten und dann zwei Wochen blieben", erinnert sich Tanja Klaus. Gerade bei Feiertagen würden viele frühzeitig buchen, sonst seien viele Gäste aber auch spontan unterwegs. Viele der Besucher kämen aus dem Umkreis und haben eine oder eineinhalb Stunden Anfahrt, Klaus schätzt den Anteil auf 70 Prozent: "Die Leute wollen heute öfter weg fahren, aber nicht so lange." Die Frage, warum sie campen, wird von Gästen mit einem Lächeln quittiert: "Das kann man nicht beschreiben, das ist ein Lebensgefühl", sagt etwa Ursula Rohr aus Konstanz. Wenige Meter weiter sagt Christa Hornauer aus München: "Diese Freiheit bietet kein Hotel und ich habe mein Bett dabei."

Ursula Rohr hat einen Dauerplatz und ist mit Enkelin Maja hier, die selbst bei frischen Außentemperaturen ins Naturbad springt. "Schwimmen ist für uns wichtig", diesen Campingplatz habe ihr Mann im Vorbeifahren entdeckt. "Wir sind überzeugte Camper und ich habe selten so freundliche Betreiber gesehen", sagt Rohr. Christa und Ludwig Hornauer gehören zu den dauer-reisenden älteren Paaren, die Betreiberin Tanja Klaus häufig beobachtet. "Wir sind eigentlich ständig unterwegs", sagen sie und weil es ruhig ist seien sie in Leibertingen gelandet. "Ich wollte immer in die Gegend, weil es hier so schön zum Radel fahren ist", sagt Ludwig Hornauer, daher seien sie zum zweiten Mal da. In Erinnerung bleiben Tanja Klaus aber auch Gäste aus Neuseeland oder eine Familie aus Israel, die sich verwundert über die vermeintlich ständige Unzufriedenheit der Deutschen zeigte – schließlich lebe man hier doch im Paradies.

Campingplatz Leibertingen

Im Leibertinger Ortsteil Thalheim, kurz vor Vogelsang, bieten Tanja und Markus Klaus seit 1. Mai 2014 einen Campingplatz mit 50 Ferien- und Dauerstellplätzen, neun Reisemobil-Stellplätzen sowie eine großen Zeltwiese für rund 16 Zelte. Wegen seiner Größe wird der Platz auch Campinggarten genannt, so würden Angebote mit weniger als 100 Stellplätzen bezeichnet. An den Campingplatz Leibertingen ist das Naturbad angegliedert, diese Lösung hat laut Tanja Klaus einst die Gemeinde angeregt. In dem Gebäude bieten die Betreiber einen Aufenthaltsraum sowie ein Bistro mit einigen selbstgemachten warmen Speisen. Die Preise für eine Übernachtung reichen von 6 Euro für ein kleines Zelt bis 14 Euro für einen Komfort-Stellplatz, Kinder kosten 3,50 Euro und Erwachsene 6 Euro.