Meßkirch/Sigmaringen/Zollernalb – Gedämpfte Jubelstimmung bei den Christdemokraten: Sie haben im Wahlkreis 295, Zollernalb-Sigmaringen, ihre Vormachtstellung behaupten können. Ihr amtierender Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß wusste mit 45,0 Prozent sein Direktmandat klar zu verteidigen. „Zunächst freue ich mich, dass wir einen klaren Auftrag bekommen haben, den Wahlkreis in Berlin zu vertreten. Wir haben wieder deutlich gewonnen, das tut gut“, sagte Thomas Bareiß zu seinem persönlichen Abschneiden. Die Einbußen von 15,7 Prozent empfand er als schmerzlich. Gespannt verfolgte der 42-Jährige auf der großen Leinwand die Hochrechnungen mit rund 60 Parteifreunden auf dem Großen Heuberg, im Restaurant Lammstuben im 900-Einwohner-Dörfchen Hartheim, das zu Meßstetten gehört. Eine Lokalität, die er seit seinen Kindheitstagen schätzt.
Pikierte Mienen bei den Sozialdemokraten, die sich im Bräuhaus in Albstadt-Ebingen versammelten und auch bei Stella Kirgiane-Efremidou. Die Weinheimerin hatte, ähnlich wie der CDU-Mann, persönlich viel investiert. Sie klapperte eine Vielzahl von Haustüren in den Städten des Wahlkreises ab. Was jedoch vom Wahlvolk ebenso wenig goutiert wurde, wie die gesteigerte Präsenz von den Sozialödemokraten in Veranstaltungen.
Keinerlei persönliche Erwartungen hegte FDP-Mann Dirk Mrotzeck in Bezug auf sein Erststimmenergebnis. Obgleich er diese von 2,4 auf 9,3 Prozent zu steigern vermochte – genoss er deutlich mehr den Triumph, dass die Liberalen ihr Zweitstimmenergebnis beinahe verdreifacht hatten. Für den Speditionskaufmann ist dennoch klar: Einen dritten Anlauf als Bundestagskandidat wird es mit ihm nicht geben.
Eine ziemlich unglückliche Rolle spielte der Grünen-Kandidat Erwin Feucht. Nach seinem persönlichen Besuch des Hahennester Projektes hatte er den 1000-Mega-Kuhstall noch befürwortet und damit bei seiner Parteiklientel höchste Irritationen ausgelöst, ehe er sukzessive wieder zurückruderte und sich klar gegen Massentierhaltung aussprach, was für einen Grünen eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Die AfD richtete sich auf die Zweitstimmenkampagne aus, die zum durchschlagenden Erfolg führte. Ihr Kandidat Hans-Peter Hörner war auf der Liste nicht abgesichert worden und durfte sich dennoch bestätigt fühlen. „Viele haben nur deshalb AfD gewählt, weil sie uns ein Signal senden wollten. Dieses Signal ist angekommen“, analysierte Bareiß die wachsende Konkurrenz von Rechts, die den CDU-Mann in die Pflicht nimmt: „Das gute Abschneiden der AfD zeigt, dass wir verloren gegangenes Vertrauen wieder zurückgewinnen müssen.“
Der junge Linke Claudio Wellington erwies sich bei der SÜDKURIER-Podiumsdiskussion als erfrischender Dynamiker. Auf das Wahlergebnis schlug sich das unwesentlich nieder: Nur bei den Zweitstimmen schaffte er das Minimalziel von fünf Prozent.