Jetzt ist es amtlich: Die sich dem christlichen Welt- und Menschenbild verpflichtende Liebfrauenschule ist eine "Fairtrade School" – eine Schule des fairen Handels. Sie ist damit die 71. Bildungsstätte, die in Baden-Württemberg seit 2013 diesen offiziellen Titel tragen darf.

Zur Verleihung der Zertifizierungsurkunde während eines feierlichen Akts im Saal der dekorierten "Lizarena" ist Astrid Saalbach von der gemeinnützigen und unabhängigen Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit (SEZ) aus Stuttgart angereist. "Ich bin begeistert, wie Sie sich engagieren für diejenigen Menschen, die nicht so glücklich sind in anderen Erdteilen", sagt Saalbach zu den über hundert versammelten Gästen. Sie wisse das global verantwortungsvolle Handeln der Schule zu schätzen, gerade bei ihrem Einsatz für Kenia. Die zur Verbesserung der dortigen Lebensbedingungen von der Schule unterstützten Projekte werden in einer Filmsequenz vorgestellt. Uhuru heißt auf Kisuaheli Freiheit und Unabhängigkeit, die Organisation engagiert sich für Straßen- und Waisenkinder. Jiamini würde in der Landessprache "Glaube an dich selbst" bedeuten und kämpft für die Rechte benachteiligter Kinder aus den Slums. Sie alle zielen darauf ab, durch Hilfe neue Perspektiven für das Leben zu vermitteln.

Fairer Handel stehe eben dafür, dass der Preis garantiert sei, unabhängig von den Weltmarktpreisen für die vielen Produkte, nicht nur Bananen, Blumen und Kaffee, bekräftigt Saalbach, was unter dem Motto von globalem Denken und lokalem Handeln zu verstehen sei. Zuvor zeigt die Fairtrade- und Umwelt-AG mit ihrem Lehrer Gerhard Stumpp den Weg auf, wie sie dem Thema angenähert und was sie alles bewegt hat, um letztendlich die Zertifizierung zu erhalten. Diese gilt nun für zwei Jahre, danach würde die Stiftung überprüfen, ob die Standards umgesetzt und eingehalten wurden.

Ein dickes Lob zollt Bürgermeisterstellvertreter Elmar Belthle den Verantwortlichen und Schülern, die diesen Fair-Trade-Gedanken bisher so vorbildlich gelebt hätten: "Für die Liebfrauenschule und für die Stadt Sigmaringen ist das ein besonderer Tag. Mit der Auszeichnung sind sie Vorreiter im ganzen Kreis. Wir sollten als Stadt den Fair-Trade-Gedanken ebenso aufnehmen." Als Geschenk bringt er Schokolade aus dem "Eine-Welt-Laden" mit und meint voller Zuversicht, dass es zu einem Rippchen für jeden reichen dürfte.

Lehrer Gerhard Stumpp schlüpft in die Rolle des Fairtrade-Nikolauses und hat den nur selten in Aktion tretenden Knecht Ruprecht gleich ...
Lehrer Gerhard Stumpp schlüpft in die Rolle des Fairtrade-Nikolauses und hat den nur selten in Aktion tretenden Knecht Ruprecht gleich mitgebracht. | Bild: Jürgen Witt

Der Heilige kommt in Gestalt von Gerhard Stumpp. "Als ein etwas anderer Nikolaus ziehe ich in der ganzen Welt umher, und will euch sagen, Fair Trade freut mich sehr", reimt er unter seiner imposanten Verkleidung und führt den Knecht Ruprecht gleich mit. Seine Schüler führen beim Auftritt dieses "Fairtrade"-Nikolauses kleine Sketche auf, bei der ihre Verbundenheit mit dieser Kampagne klar zum Ausdruck kommt und was umweltbewusstes Handeln bedeutet. Damit machen die Liebfrauenschüler deutlich, wie ernsthaft sie in diesem Metier am Ball bleiben wollen.

Eingewoben ist in der Veranstaltung eine Adventsfeier, bei der Schulleiter Gerald Eisen den Papst Franziskus zitiert, wie wichtig es sei, die örtlichen Ökosysteme, den Schutz aller erschaffenen Wesen zu achten, und dass die Familie als Ort der ganzheitlichen Erziehung zu begreifen sei. "Die Schule säht in jungen Jahren aus, was später große Wirkung haben kann", so der pädagogische Auftrag. Dazu gehöre auch, den Konsum zu mäßigen, auf Wiederverwertung und Recycling zu setzen, um auf dem Weg der Auseinandersetzung der Wegwerfkultur entgegenzuwirken.

Eine bezaubernde Aufführung mit tollen Choreografien zeigt die aus jungen Mädchen bestehende Arbeitsgemeinschaft Rhythmische ...
Eine bezaubernde Aufführung mit tollen Choreografien zeigt die aus jungen Mädchen bestehende Arbeitsgemeinschaft Rhythmische Sportgymnastik mit ihrem afrikanischen Tanz. | Bild: Jürgen Witt

Auch auf musikalischem Sektor haben die Schüler allerhand zu bieten. Es spielt das 40-köpfige Orchester, es gibt choralen Gesang, die Irish-Dance-AG singt "Happy Xmas". Die seit fünf Jahren existente Cajon-AG "Sleigh ride" belegt ihre Spielfreude am Rhythmus. Sehr temperamentvoll gerät der von jungen Mädchen aufgeführte "Afrikanische Tanz" der Rhythmischen Sportgymnastikgruppe mit tollen Choreografien. Ja, und zum rührenden Schluss dürfen aus dem Auditorium alle beim Auftritt der "Lize-Allstars" mitsingen – bei "Heal the World" (Michael Jackson), "Merry Christmas everyone" (Shakin' Stevens) und "We are the World" von Michael Jackson.

Fünf Kriterien

Um als Fairtrade-School anerkannt zu werden, muss ein Schulteam aus Lehrkräften, Schülern und Eltern gegründet sein.

Sie erstellen einen Faitrade-Kompass mit eigenen Ideen und konkretenr Umsetzung des fairen Handels an ihrer Schule.

Fair gehandelte Produkte müssen an der Schule verkauft und verzehrt werden.

In mindestens zwei Klassenstufen und zwei unterschiedlichen Fächern muss der faire Handel unterrichtet werden.

Mindestens einmal im Schuljahr muss mit einer Schulaktion auf den fairen Handel aufmerksam gemacht werden. (jüw)