Karlheinz Fahlbusch

Wenn jemand mit Beharrlichkeit etwas erreichen will, dann muss er oft „dicke Bretter bohren“, wie man so schön sagt. Und es dürfte keine Frage sein: Evi Clus aus Hermentingen ist da eine wahre Meisterin. Ein Ergebnis ihrer „Bohrerei“ ist die neue Psychosoziale Krebsberatungsstelle in Sigmaringen, die jetzt eröffnet wurde. Und damit gibt es einen weißen Fleck auf der Landkarte weniger, wenn es darum geht, Menschen mit Krebs und ihren Angehörigen Hilfe und Beratung zu geben. Doch nicht nur das. Es geht auch darum, einen Ort zu haben, wie man Dinge loswerden kann. Denn dass die Krankheit Krebs nicht nur Auswirkungen auf den Körper hat, das ist längst bekannt. Die Seele leidet mit und Ungewissheiten können zu schweren psychischen Störungen führen. Die Depression ist nur eine davon. Und eine, an der Angehörige ganz besonders betroffen sind.

Eine große Hilfe für viele Menschen

Evi Clus, die selbst schon zweimal an Krebs erkrankt war, ist das, was man durchaus eine „Aktivistin“ nennen könnte, wenn es um Krebspatienten geht. Sie hat in den vergangenen Jahren schon eine ganze Menge erreicht. Eine Beratungsstelle stand auf ihrer Wunschliste weit oben. Dass die jetzt, auch dank einer Anschubfinanzierung des Landes, realisiert werden konnte, das ist aber nicht nur ein Erfolg für Clus, sondern auch für die Betroffenen.

Und längst nicht alle Träger, die sich um eine Förderung beworben haben, sind schließlich bedacht worden. Wie die Dauerfinanzierung aussieht, das steht noch in den Sternen. Sicher ist aber: „Sigmaringen wird eine Anlaufstelle für die ganze Region sein“, wie Martin Wickert von der Beratungsstelle in Tübingen deutlich machte. Positiv ist auch die enge Zusammenarbeit mit dem onkologischen Zentrum der SRH-Klinik in Sigmaringen. Dort ist Dr. Gabriele Käfer die Sprecherin. Sie arbeitet schon lange mit Evi Clus zusammen und steht als medizinischer Ansprechpartner für die Beratungsstelle zur Verfügung.

„Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Beratungsstelle für ganz viele Menschen eine große Hilfe sein wird“, betonte Sigmaringens Bürgermeister Thomas Schärer. Speziell aus der eigenen Familie weiß er, dass auch die Belastung der Angehörigen ganz enorm sein kann. Schärer: „Ich wünsche mir, dass die Menschen, die hierher kommen, die Hilfe finden, die sie brauchen und die ihnen auch zusteht.“ Und das gilt nicht nur für die psychischen Belange. Auch Hilfe in sozialrechtlichen Fragen wird es geben.

Leiterin der Beratungsstelle ist Psychoonkologin Annette Hegestweiler. Die Verwaltung wird Susanne Grimm erledigen. Derzeit wird noch eine Sozialarbeiterin oder ein männlicher Kollege gesucht, was sich aber wegen des in diesem Segment nahezu leer gefegten Angebots, als etwas schwierig erweist. Träger der Beratungsstelle ist der Verein Psychosoziale Beratung Sigmaringen. Dort denkt man auch bereits über Außensprechstunden nach.

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