Stefanie Lorenz

Weiter aktuell bleibt das Thema der fehlenden regionalen Versorgung mit Kinderärzten. Vielerorts müssen Eltern lange Wartezeiten oder große Anfahrtswege in Kauf nehmen, weil Kinder- und Jugendärzte keine neuen Patienten mehr annehmen können. Der SÜDKURIER sprach mit dem Pfullendorfer Kinder- und Jugendmediziner Sven Supper darüber, wie sich Eltern bei der oft mühsamen Arztsuche Unterstützung holen können.

Freie Plätze so gut wie möglich verteilen

In Pfullendorf selbst sieht es gut aus für die kleinen Patienten. Mit der Gemeinschaftspraxis von Sven Supper und Jörg Niethammer sind die Mädchen und Jungen gut versorgt. „Wir behandeln gemeinsam rund 2500 bis 3000 Fälle pro Quartal“, erläutert Sven Supper. Dadurch, dass die beiden Ärzte in einer Praxisgemeinschaft tätig sind, ist an Werktagen fast das ganze Jahr über ein Kinder- und Jugendarzt für die Patienten greifbar. Sven Supper hat großes Verständnis dafür, dass in anderen Gemeinden das mühsame Herumtelefonieren für die Eltern, die eine medizinische Behandlung für ihr Kind brauchen und noch keinen Kinderarzt haben, eine Belastung ist. Deshalb wirbt er aktiv für die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung, die es seit einiger Zeit gibt. „Sie wurden geschaffen, um die freien Behandlungsplätze so gut wie möglich verteilen zu können“, berichtet der Kinder- und Jugendarzt.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Gesetzgeber hat die Kassenärztlichen Vereinigungen damit beauftragt, die Terminservicestellen
einzurichten. Deren Aufgabe war es zunächst, gesetzlich Krankenversicherten einen Termin beim Facharzt zu vermitteln. Inzwischen werden Patienten außerdem freie Termine bei Haus- und Kinderärzten sowie Psychotherapeuten vermittelt. Die Ärzte müssen freie Termine online über die Software „e-Terminservice“ melden. Dabei können sie selbst steuern, ob diese Termine von Patienten mit hoher Dringlichkeit gebucht werden können.

Terminvermittlung online oder per Telefon

Die Patienten können die Termine online buchen. Unter www.116117.de können sie sich in die Terminvergabe einloggen. Möglich ist auch eine telefonische Terminvermittlung unter der Nummer 116117 (deutschlandweit ohne Vorwahl). Außerdem steht den Patienten eine gleichnamige App zur Verfügung, die heruntergeladen werden kann. „Wer einen Kinder- und Jugendarzt braucht und über eine der Terminservicestellen einen Termin bucht, braucht keine Überweisung“, betont Sven Supper.

Zehn Kinder- und Jugendärzte im Kreis verzeichnet

Vermittelt werden nicht nur Termine bei akuten Gesundheitsproblemen von Kindern, sondern auch für Kinder-Früherkennungsuntersuchungen, die so genannten „U-Untersuchungen“. Vermittelt werden allerdings keine bestimmten Wunschtermine, sondern maximal zwei Termine zur Auswahl. Auch einen bestimmter Wunscharzt kann nicht ausgewählt werden. Für den Landkreis Sigmaringen sind auf der Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg derzeit neun Kinder- und Jugendärzte gelistet, neben Pfullendorf unter anderem auch in Sigmaringen, Meßkirch und Bad Saulgau.

Viel Potenzial in der Digitalisierung

Gesundheits-Apps, Telemedizin und Videosprechstunde – Sven Supper ist für die neuen digitalen Möglichkeiten im Gesundheitssystem aufgeschlossen. „Meiner Meinung nach muss man wie bei allen Modernisierungen versuchen, die Vorteile zu nutzen ohne sich von den Nachteilen überrumpeln zu lassen. Ich sehe in der Digitalisierung in der Medizin viel Potenzial“, meint der Kinder- und Jugendmediziner. Bei ihm können die kleinen Patienten auch in die Videosprechstunde kommen. Dazu müssen die Eltern wie gewohnt einen Termin in der Praxis vereinbaren.

Zugangscode für Videosprechstunde über das Handy

Über das Handy wird eine SMS mit dem Zugangscode für den Videotermin verschickt. In einer App für die Video-Sprechstunde, die über die Homepage der Praxis www.kinderarzt-supper.de heruntergeladen werden kann, wird der Code eingetragen. Die kleinen Patienten und ihre Eltern müssen sich dann nur noch zum vereinbarten Termin in den virtuellen Warteraum begeben und warten, bis die Praxis anruft.

Videosprechstunde erspart den Weg in die Praxis

„Besonders bei Beratungsgesprächen, Kontrollen von Wunden oder Hauterkrankungen und allem, bei dem kein direkter körperlicher Kontakt nötig ist, ist die Videosprechstunde eine Option“, sagt Sven Supper. Es erspart den Weg in die Praxis und reduziere somit für Eltern und Kind im Krankheitsfall den Stress.