Auch das 31. Jahr seines Bestehens war für das Beschäftigungsprojekt „Werkstättle“ kein einfaches Jahr, aber dank des immensen Engagements von Geschäftsführung, Vorstand und Belegschaft wurden 2018 wieder viele Herausforderungen gemeistert. Geschäftsführerin Joseline Gräbner-Reutter berichtete bei der Mitgliederversammlung von einem Minus von exakt 1548 Euro, wobei in den Bereichen Industrieservice, Werbemittel, Druckservice sowie der Abenteuergolf- und Fußballgolfanlage mit seinen 107 Beschäftigten ein Jahresumsatz von 2,2 Millionen Euro erzielt wurde.
Projekt muss sich im Wettbewerb behaupten
Die Personalkosten schlagen mit 1,9 Millionen Euro zu Buche, wobei man 418 000 Euro an Zuschüssen erhält und den Rest selbst erwirtschaften muss. Exakt dieser Umstand bildet die strukturelle Achillesferse des Beschäftigungsprojekts, in dem Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen arbeitslos sind, eine Beschäftigung und eine sinnerfüllte Tagesstruktur erhalten. Mit verschiedenen Förderinstrumenten unterstützt beispielsweise die Agentur für Arbeit solche Beschäftigungsverhältnisse, stets mit dem Ziel, die Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Exakt, wenn der Förderzeitraum endet, sind die Beschäftigten fit genug für den Job, aber oftmals zu leistungsschwach, um in der „freien“ Wirtschaft eine Chance zu haben.
Keine feste Förderung
Um die drohende Arbeitslosigkeit abzuwenden und auch den Erfolg der Arbeitsintegration zu nutzen, erhalten Betroffene vom „Werkstättle“ einen Arbeitsvertrag. Nun steht das Projekt vor der riesigen Herausforderung, trotz der Leistungsschwäche seiner Belegschaft, im Unternehmenswettbewerb um Aufträge konkurrenzfähig zu bleiben. Im Gegensatz zum „Werkstättle“, das sich zu 90 Prozent durch die eigene Produktion finanzieren muss, erhalten beispielsweise Behindertenwerkstätten eine feste und damit verlässliche staatliche Förderung. „Wir brauchen einen zweiten, dauerhaft geförderten zweiten Arbeitsmarkt“, liegt für Semet die Lösung auf der Hand. Stattdessen orientiere die Politik die finanzielle Förderung an der Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt, was für viele Betroffene gänzlich unmöglich sei.
25 1,50-Euro Jobber
Eine Ausnahme bilden die 25 Mitarbeiter, die in den Projekten „Campus Galli“ und der „Bürgerarbeit“ beschäftigt sind. Hierbei handelt es sich um so genannte Arbeitsgelegenheiten, sprich 1,50-Euro-Jobber, wobei der Verein „Campus Galli“ in den vergangenen sechs Jahren schon zehn Werkstättle-Beschäftigte fest angestellt hat. Bürgermeisterstellvertreter Hermann Billmann dankte den Verantwortlichen für ihren enormen Einsatz, und attestierte, dass Semet und Gräbner-Reutter viel, viel Herzblut ins Werkstättle investierten. Ein Lob gab es auch von Billmann an die Firma Geberit, die der wichtigste Geschäftspartner des Werkstättle ist und seine soziale Verantwortung aktiv lebe. Von der Versammlung gab es wie zuvor vom Verwaltungsrat eine einstimmige Entlastung für die Vorstandsschaft.
Vorstandsduo arbeitet sehr hart

Für das aktuelle Geschäftsjahr präsentierte Joseline Gräbner-Reutter eine Hochrechnung, verbunden mit der Hoffnung, dass man mit einem Plus rund 30 000 Euro abschließen kann. Stabilisiert hat sich der defizitäre Drucksektor, so dass für diesen Bereich im Jahr 2020 eine „schwarze Null“ erwartet wird. Eine Ergebnisverbesserung erhoffen sich die Werkstättle-Macher bei den Golfanlagen, wobei die Abenteuergolfanlage ein Jahresplus von mehr als 20 000 Euro einbringt. Ein Minus verbucht man bei der Fußballgolfanlage, das 2018 22 000 Euro betrug, und 2019 bei etwa 14 000 Euro liegen wird. Ein Grund war im vergangenen Jahr die extrem kurze Saison, die traditionell an Ostern startete, was 2018 sehr spät war. „Uns fehlten damit fünf Wochen Umsatz“, erklärte Rüdiger Semet. Im Jahr 2020 wird man einen langjährig tätigen Platzwart nicht mehr beschäftigen und hofft, auch dank reduzierter Personalkosten, auf ein positives Ergebnis.
Zu kurze Saison für Golf
In der Diskussionsrunde ging es auch um die Zukunft des „Werkstättle“, wobei die Verantwortlichen in alle Richtungen denken. Soll man vergrößern, um mehr Umsatz zu generieren oder verkleinern, und ausschließlich personalintensive Beschäftigungsangebote anbieten? Auch in der Führungsetage geht der Blick in die Zukunft, und eine Entscheidung wurde schon getroffen. Thomas Spähler, langjähriges Vorstandsmitglied gibt sein Ehrenamt auf und an seine Stelle tritt Michael Fox, der wie Spähler bei der Firma Geberit als Betriebsrat tätig ist.