Sauldorf – Mit einem Markt der Möglichkeiten feiern die Gemeinde Sauldorf, deren Vereine und Bürger am Sonntag, 10. März ab 16 Uhr das 50-jährige Bestehen der Gemeinde Sauldorf im Sauldorfer Bürgerhaus. Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg war die heutige Gemeinde zum 1. Januar 1974 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Rast, Krumbach, Bietingen, Boll, Sauldorf und Wasser zunächst unter dem Namen „Wasser“ neu gebildet worden. Bereits am 25. Juni 1974 wurde diese dann in „Gemeinde Sauldorf“ umbenannt. Bis zum 31. Dezember 1972 gehörten die sechs Gemeinden gar zum Landkreis Stockach. Die Gemeindegebietsreform war nicht in allen Ortsteilen eine „Liebesheirat“, doch im Laufe der 50 Jahre sind die sechs Ortsteile und deren mittlerweile 2600 Bürger so zusammengewachsen, dass sie dieses Jubiläum gemeinsam feiern.
am Sonntag, 10. März
Sauldorf ist eine Gemeinde mit einem großen bürgerschaftlichen Engagement, das sich an der Fülle der aktuell 54 Vereine und Initiativen widerspiegelt. Der „Markt der Möglichkeiten“ am Sonntag, 10. März, ermöglicht den Vereinen, sich und ihre vielfältigen Aktivitäten bei diesem Jubiläumsempfang zu präsentieren.
„Wir wollen zeigen, was wir zu bieten haben“, unterstreicht Severin Rommeler, seit März 2023 Bürgermeister. Es gibt Tanzvorführungen, musikalische Auftritte von Chören und Musikvereinen und ein von den Vereinen organisiertes Kinderprogramm. Ebenso stehen Ehrungen für ehrenamtliches Engagement und Sportehrungen sowie der Austausch der Bürger untereinander im Fokus der Jubiläumsfeier. Ebenfalls wird es eine kleine Überraschung geben. Der Markt der Möglichkeiten ist vor und nach dem Rahmenprogramm, die Vereine und Initiativen stellen sich an Tischen und Stellwänden vor.
„Ich möchte allen Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Initiativen und Unternehmen für 50 Jahre aktive Gemeinschaft danken“, sagt Bürgermeister Rommeler. „ Durch das Engagement und durch diesen Zusammenhalt lebt das gesellschaftliche Miteinander und macht unsere Gemeinde so vielfältig. Mit dem ‚Markt der Möglichkeiten‘ im Rahmen des Jubiläumsempfangs können unsere 54 Vereine und Initiativen ihr Engagement zeigen und einen Einblick in das Ehrenamt geben.“ Er kündigt außerdem an, dass im Herbst dieses Jahres auch die Unternehmerinnen und Unternehmer der Gemeinde die Möglichkeit haben werden, sich zu präsentieren.
Die Flächengemeinde hat sich in den vergangenen Jahren von einer stark landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einem expandierenden Gewerbestandort entwickelt, mit großen Gewerbebetrieben und vielen kleinen und mittelständischen Betrieben. Die Gemeinde Sauldorf ist am Industriepark Nördlicher Bodensee beteiligt. Mit den Einstiegsstellen Bichtlingen und Sauldorf ist Sauldorf seit dem Jahr 2021 an Sonn- und Feiertagen im Freizeitverkehr an der Strecke der Biberbahn zwischen Mengen und Radolfzell angeschlossen. Derzeit wird der Stundentakt in einer dritten und letzten Stufe in der Nutzen-Kosten-Untersuchung geprüft.
Die Machbarkeitsstudie vom Juni vorigen Jahres hat bereits einen positives Ergebnis für einen Stundentakt ergeben. Ebenso die Potenzialanalyse des Landes Baden-Württemberg aus dem Jahr 2021. Wenn auch die dritte und letzte Prüfung positiv ausfällt, ist das Projekt nach dem Bundes-Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) mit 90 Prozent förderfähig.
Vor über 1000 Jahren begannen Überlieferungen zufolge erste Menschen im Norden des Waltere Hochmoors ihre Siedlungen aufzubauen. Nach und nach entstanden so elf Ortschaften Sauldorf, Roth, Bietingen, Hölzle, Boll, Krumbach, Rast, Oberbichtlingen, Unterbichtlingen, Wackershofen und Reute. Gemeinsam bilden sie seit 1974 die Gemeinde Sauldorf. Doch auch vor dem Zusammenschluss haben die Bürger der noch unabhängigen Gemeinden in schwierigen Zeiten zusammengehalten. So wurden beispielsweise Kriegsschulden über die eigenen Ortsgrenzen hinaus gemeinsam getragen. Über Handelsgemeinschaften mit den anderen Orten wurde die Wirtschaftslage verbessert.
In alten Aufzeichnungen aus dem Jahr 892 wurde Bietingen als erster Ort namentlich erwähnt. Damals gehörte er noch zum Kloster Rheingau. Die Orte Sauldorf, Roth, Krumbach und Rast entstanden erst rund 100 Jahre später und wurden erstmals um 1150 in einer Chronik des Klosters Petershausen, eine Reichsabtei des Benediktinerordens in Konstanz, erwähnt. Obgleich Archäologen auf der Suche nach den Spuren unserer Vorfahren die ältesten Siedlungsrückstände der Römer und Kelten in Bichtlingen fanden, wurde Bichtlingen erstmals im Jahr 1112 erwähnt. Den Namen erhielt die Siedlung von dem damaligen Ortsadeligen „Woverad de Birhtelingen“. Um 1175 ließ sich die Ritterfamilie Riuti in der heutigen Gemeinde Sauldorf nieder und gründete den Ort Reute, der damals noch im Gebiet des Grafen von Rohrdorf lag. In den Jahren 1289 bis 1500 entstanden nach und nach die Gemeinden Boll, Wackershofen und Hölzle.
Bereits 1840 schlossen sich die jüngeren Orte Bichtlingen, Wackershofen und Reute zur Gemeinde Wasser zusammen. Knapp 100 Jahre später, im Jahr 1934, wurden die Orte Bietingen, Hölzle, Sauldorf, Roth und die Wassergemeinden unter Aufhebung der Gemarkungsgrenzen zu einer Einheitsgemeinde fusioniert. Lediglich Rast, Krumbach und Boll behielten noch weitere Jahre ihre Ortsgrenzen. Im Jahr 1973 wurden alle Orte dem Landkreis Sigmaringen zugeordnet und erst 1974 stimmten alle Gemeinden – Rast, Krumbach und Boll eingeschlossen – in einzelnen Bürgeranhörungen der Fusionierung zu einer Einheitsgemeinde zu.
Der Name Sauldorf, ehemals „Suldorf“ (Suhle = Wasser, Tümpel, Lache), entstand aufgrund der sehr moorigen nassen Landschaft, welche sich in weiten Teilen um den Ort bis heute noch erstreckt. Daher wird vermutet, dass die Gebäude einst größtenteils auf Pfählen errichtet wurden. Diese nassen Bodeneigenschaften sind auf das ursprünglich über 95 Hektar große „Waltere Moor“ zurückzuführen. Das Hochmoor beherbergte wegen der nährstoffarmen Eigenschaften eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt.
1812 wurde jedoch auch im „Waltere Moor“ der Torfabbau aufgrund der guten Brenneigenschaften konsequent betrieben. Dadurch bot er zwar besonders in der kalten Jahreszeit eine wichtige Einnahmequelle, veränderte aber auch die einst so artenreiche Hochmoorlandschaft. Heute besteht das „Waltere Moor“ größtenteils aus Übergangsmoorflächen, Moorwäldern, Bruchwaldgebiete, Nass-, Feucht- und Magerwiesen. Dennoch wird dem Moor eine besondere ökologische Funktion zugesprochen. Seine besondere Lage und die vielfältige Landschaftsstruktur schafft eine große Biotopvielfalt und bietet zahlreichen zum Teil vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten ausreichend Lebensraum. Darum wurde das „Waltere Moor“ 1986 zum Naturschutzgebiet erklärt und ist für alle Naturliebhaber einen Ausflug wert.
Sauldorf
Die zum Landkreis Sigmaringen Gemeinde gehörende Gemeinde hat eine Fläche von 49,72 Quadratkilometer, liegt 646 Meter hoch und verfügt über 2652 Einwohner (Stand: 2023). Sauldorf wurde im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg am 1. Januar 1974 durch Vereinigung mehrerer Gemeinden zunächst unter dem Namen Wasser neu gebildet und am 25. Juni 1974 in Sauldorf umbenannt. Alle Ortsteile der heutigen Gemeinde – Bietingen (mit Hölzle), Boll, Krumbach, Rast und Wasser (mit Bichtlingen, Reute, Wackershofen) sowie Sauldorf mit Roth – gehörten bis zum 31. Dezember 1972 dem Landkreis Stockach an. Das Wappen hat Bestandteile aus den Wappen ihrer Rechtsvorgängerinnen miteinander vereinigt. Dabei stehen der Schlüssel für die frühere Gemeinde Sauldorf, die drei Haken für Boll, die Wellenteilung für Wasser, der Schwan für Rast und die Flügel für Bietingen und Krumbach. Das Landratsamt Sigmaringen hat das Wappen am 28. Juni 1983 verliehen. Bürgermeister seit dem 1. März des Vorjahres ist Severin Rommeler. Seine Vorgänger waren Wolfgang Sigrist und davor Thomas Kugler.