Als eine Aufgabengemeinschaft bezeichnete Dieter Zimmermann die Ateliergemeinschaft Kunsthalle Kleinschönach, da sie ein längerfristiges Ziel verfolge. Zimmermann gehört zu den ersten Künstlern, die vor 18 Jahren die ehemalige Textilfabrik bezogen. Zur Geburtstagsfeier am Wochenende trafen sich Interessierte und Wegbegleiter, die entscheidend dazu beitrugen, dass dieses Projekt reifen und seine "Volljährigkeit" erreichen konnte. Sowohl Ralf Gerster, Bürgermeister von Herdwangen-Schönach, als auch sein Vorgänger Lothar Riebsamen, der mittlerweile als Bundestagsabgeordneter in Berlin die Region vertritt, betonten, welche Strahlkraft die Kunsthalle besitzt.

Lothar Riebsamen (stehend, Mitte) erinnerte beim Geburtstagsfest an die Anfänge der Kunsthalle. Auf der kleinen Bühne sitzen ehemalige ...
Lothar Riebsamen (stehend, Mitte) erinnerte beim Geburtstagsfest an die Anfänge der Kunsthalle. Auf der kleinen Bühne sitzen ehemalige Gründungsmitglieder (von links): Robert Steward, Martha Materna und Holger Pirke mit Sohn. Bilder: Isabell Michelberger

"Es ist eine solche Fülle, wenn man auf die vergangenen Jahre blickt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll", resümierte Dieter Zimmermann. "Wir können dankbar sein, da so etwas machbar ist", hob er einen wichtigen Aspekt hervor. Daran habe der damalige Bürgermeister Lothar Riebsamen einen großen Anteil. Er habe mit wachem Auge das Geschehen in seinem Verwaltungsbezirk beobachtet und gleich gemeldet: "Hier steht eine Halle leer.", als die Textilfabrik schloss. "Es hat keine Gegner gegeben, nur Stirnrunzeln und Fragezeichen in den Augen", beschrieb Riebsamen die Reaktion in der Gemeinde darauf, dass sich kein neues Gewerbe, sondern Kunst ansiedeln sollte. Auf amüsante und emotionale Weise schilderte Vorbesitzer Arndt Geiger, wie schnell die Stadt reagiert habe und wie zügig die Verkaufsabwicklung vonstattengegangen sei.

Holger Pirke, Gründungsmitglied der Kleinschönacher Kunsthalle, errichtet diese Installation, die in der Nacht ein Feuerkunstwerk zauberte.
Holger Pirke, Gründungsmitglied der Kleinschönacher Kunsthalle, errichtet diese Installation, die in der Nacht ein Feuerkunstwerk zauberte.

Alle Redner waren sich einig, dass die Kunsthalle sich zu einem Kulturort in der Region entwickelt habe. Immerhin sei die Aktion "Kunst im Dattelwald" Anlass gewesen, dass zum ersten Mal über Herdwangen im Fernsehen berichtet wurde, erinnerte Lothar Riebsamen. "Ihr habt alles getan, um euch hier zu etablieren", lobte er die Künstlergemeinschaft. Ralf Gerster erzählte, dass er damals als Bürgermeisterkandidat Riebsamen gefragt habe, was es denn Besonderes in Herdwangen gebe. Dieser sei sehr schnell auf die Kunsthalle zu sprechen gekommen und habe bei der Beschreibung leuchtende Augen bekommen. Die Kunsthalle sei in das Geschehen in der Gemeinde vollkommen integriert, beschrieb Gerster und erinnerte an das Kinderferienprogramm, bei dem sich Malerin Annemarie Rudolph jedes Jahr engagiert, an die Feldkreuz-Aktion sowie an die 925-Jahr-Feier von Herdwangen, bei der die Künstler sich beteiligt hätten.

Auf der kleinen Bühnen, inmitten der zu versteigernden Kunstgegenstände, saßen ehemalige Gründungsmitglieder (von links): Robert ...
Auf der kleinen Bühnen, inmitten der zu versteigernden Kunstgegenstände, saßen ehemalige Gründungsmitglieder (von links): Robert Steward, Martha Materna und Dieter Zimmermann, der den Gästen die Vorgehensweise der Versteigerung erläuterte. | Bild: Isabell Michelberger

Als Neuigkeit innerhalb der vergangenen Jahre stellte Bildhauerin Claudia Schlürmann das Gast-Stipendium vor. Dies ermöglicht jungen Künstlerinnen und Künstler für einen Monat einen Galerieraum zu beziehen und in der Kunsthalle zu wohnen. Dieses Jahr sei mit Sandra Riche bereits die zweite Stipendiatin vor Ort. Riche, die aus Berlin kommt, präsentierte als Abschluss ihres Aufenthalts die Installation "Heldin der Arbeit", die sie aus zahlreichen Wischtüchern anfertigte.

"Ich möchte damit auf die einfache Arbeit und den Wert von Arbeit aufmerksam machen", erklärte sie. Es seien die sogenannten trivialen Dinge aus dem Alltag, welche das wahre Leben widerspiegeln. Sie genoss die Zeit in dem riesigen Galerieraum – ein Geschenk für Kunstschaffende. Um weitere Stipendien zu realisieren, veranstaltete die Künstlergemeinschaft eine Versteigerung. Dazu hingen ihre gestifteten Werke im Flur mit gelben Zetteln, auf die sich die Bietenden eintragen konnten. Um 22 Uhr hatte derjenige das Kunstwerk ersteigert, der zuletzt das höchste Angebot abgab.

Stipendiatin Sandra Riche (rechts) präsentierte ihre Installation "Heldin der Arbeit", die sie mit Putztüchern fertigte. Claudia ...
Stipendiatin Sandra Riche (rechts) präsentierte ihre Installation "Heldin der Arbeit", die sie mit Putztüchern fertigte. Claudia Schlürmann (links) gehört zum Team, das die Stipendiaten der Kunsthalle auswählt. | Bild: Isabell Michelberger

Am Sonntag thematisierte Uwe Burka den Freikauf von Grund und Boden, Schenkgeld, ökologische Lebensformen und Gemeinschaftsbildungen. Wie sich junge Menschen dafür begeistern lassen, stand im Fokus einer angeregten Diskussion.