Der Waagen-Hersteller Bizerba, dessen Hauptsitz in Balingen ist, hat weltweit 500 Stellen abgebaut, ohne betriebsbedingte Kündigungen aussprechen zu müssen. Den von einem Verlust des Arbeitsplatzes betroffenen Beschäftigten wurde der Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten. Mit dieser Lösung ist Michael Föst, Chef der IG Metall Albstadt, relativ zufrieden, auch wenn der Verlust eines Arbeitsplatzes immer schmerzhaft sei, sagte er in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Wie das Unternehmen den Stellenabbau abgewickelt hat, war aus Sicht des Gewerkschafters sehr sozial verträglich. Denn eine Transfergesellschaft sei keine gesetzliche Pflicht. Die Transfergesellschaft gehört im Fall von Bizerba zu dem mit dem Betriebsrat ausgehandelten Sozialplan.
60 befristet Beschäftigte
verlieren Job in Meßkirch
„Alle Mitarbeitenden haben zwischenzeitlich ein Angebot angenommen. Größtenteils nutzten die Betroffenen die Chance, in die Transfergesellschaft zu wechseln“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage des SÜDKURIER vor wenigen Tagen mit. Nach Angaben des Gewerkschafters Michael Föst baute Bizerba am Hauptsitz gut 75 der rund 1400 Stellen ab. In ganz Deutschland strich Bizerba insgesamt 128 Stellen, so Föst. Im Produktionswerk in Meßkirch waren von der 240-köpfigen Stammbelegschaft nur drei bis fünf betroffen. Allerdings verloren hier rund 60 befristet Beschäftigte ihren Arbeitsplatz, nachdem ein Großauftrag ausgelaufen war.
Die Transfergesellschaft, die zum einen von der Arbeitsagentur wie auch von Bizerba finanziert wird, wird von der gewerkschaftsnahen Mypegasus GmbH mit Sitz in Reutlingen betrieben, die sich auf solche Transfergesellschaften bundesweit spezialisiert hat. Seitens Bizerba werden detaillierte Fragen zur Transfergesellschaft äußerst knapp beantwortet: „Die Rahmenbedingungen wurden mit dem Betriebsrat verhandelt und wir sind überzeugt, ein faires Paket verhandelt zu haben. Details dazu werden wir jedoch nicht öffentlich mitteilen.“
Die Beschäftigten, die in die Transfergesellschaft wechselten, bekommen eine Abfindung und sind dort ein Jahr beschäftigt. Die Abfindung ist abhängig von der Anzahl der Betriebsjahre und der persönlichen Situation, etwa, ob noch Kinder versorgt werden müssen. Für ein Ausscheiden vor Ablauf des Jahres gibt es eine „Turbo-Prämie“, so Gewerkschafter Michael Föst. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt in der Region ist er zuversichtlich, dass die meisten, die in die Transfergesellschaft gewechselt sind, einen neuen Arbeitsplatz finden werden. Denn es würden weiter Fachkräfte gesucht. In der Transfergesellschaft werden auch Qualifizierungskurse angeboten.
Neue interne Struktur ab April
Für Michael Föst, Chef der IG Metall Albstadt, ist der jetzt vollzogene Abbau von zehn Prozent aller Stellen weltweit mit Blick auf die Zukunft von Bizerba noch nicht ganz schlüssig. Mit Wirkung zum 1. April gibt sich das Unternehmen eine neue Organisationsstruktur. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass eine stetige Anpassung der Organisation notwendig sei, um den Anforderungen des Marktes und den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Deshalb werde eine durchgängige Business Unit Struktur eingeführt, die sich auf kunden- und lösungsorientierte Geschäftsmodelle konzentriere. Diese neue Struktur sei Teil eines umfassenden Transformationsprozesses, den das Unternehmen in den kommenden Monaten weiter vorantreiben werde.
Die Business Units operieren wie eigenständige Einheiten innerhalb von Bizerba, die sämtliche Aspekte von der Markteinführung bis hin zum Kundenservice abdecken. Die Business Units werden von frisch ernannten Managing Directors verantwortet: Ante Todoric (seit 2004 beim Unternehmen) übernimmt die Leitung der Business Unit Retail, Fred Köhler (seit Oktober 2023) wird die Business Unit Industry leiten und Tom van Elsacker (seit 2015) wird die Business Unit Labels & Consumables verantworten. Alle drei berichten direkt an Bizerba-Chef Andreas W. Kraut, wie das Unternehmen mitteilt.