Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick und sein Sauldorfer Amtskollege Wolfgang Sigrist hatte für den im Sauldorfer Ortsteil Rast lebenden Büchner-Preisträger Arnold Stadler am vergangenen Freitag eine besondere Überraschung parat: Sie überbrachten ihm bei einem Besuch die Nachricht, das ihm beide Kommunen die Ehrenbürgerwürde verleihen werden.
Der bekannte Schriftsteller ist in Meßkirch geboren und zur Schule gegangen. Aufgewachsen ist er in dem Sauldorfer Ortsteil Rast – den Landstrich hat er immer wieder in seinen literarischen Werken zum Thema gemacht – so in "Mein Hund, meine Sau, mein Leben". In der Vergangenheit stießen seine literarischen Beschreibungen des "Fleckviehgaus" nicht immer auf Begeisterung, vor allem wenn sich lokale Akteure darin zu erkennen glaubten. Inzwischen überwiege aber auch in der Region die Anerkennung für Stadlers Werk, ist sich Sauldorfs Bürgermeister sicher. Einstimmig habe sich der Sauldorfer Gemeinderat dafür ausgesprochen, Stadler auszuzeichnen, berichtete Sigrist bei einem Termin mit Arne Zwick im Meßkircher Rathaus. Auch der Stadtrat der Kreutzerstadt steht hinter der Würdigung Stadlers, indem ihm die Stadt die Ehrenbürgerwürde verleiht. Meßkirchs Bürgermeister verweist in diesem Zusammenhang auf die zahlreichen Auszeichnungen, mit denen Arnold Stadler bereits bedacht worden ist. Arnold Stadler habe sich gefreut, als ihn die beiden Bürgermeister über die geplante Auszeichnung informiert hätten, sagte Wolfgang Sigrist.
In jüngster Zeit waren die Meßkircher Volksmusikstars Alexandra und Anita Hofmann mit dieser besonderen kommunalen Auszeichnung der Stadt Meßkirch bedacht worden. Seit der Kommunalreform in den 70er Jahren habe es in Sauldorf keine solche Würdigung gegeben. Bürgermeister Sigrist ist auch keine geläufig, die es in den Jahren zuvor gegeben haben könnte. Eine solche Auszeichnung würde Menschen verliehen, die sich um die Kommune verdient gemacht hätten. Meistens, wenn der Name Arnold Stadler fällt, wird der Sauldorfer Ortsteil Rast erwähnt. Hier würde sich der Schriftsteller inzwischen häufig aufhalten, sagte Sigrist. Die Ehrenbürgerwürde ist mit keinen Vorteilen, beispielsweise finanzieller Art, verbunden.
Der Festakt, in dessen Rahmen die beiden Bürgermeister Arnold Stadler freilich die Ehrenbürger-Urkunde überreichen werden, ist eingebettet in eine Tagung, die von 12. bis 14. April im Schloss in Meßkirch stattfindet. Diese interdisziplinär ausgerichtete Tagung findet anlässlich des 65. Geburtstags des Autors statt. Der studierte Theologe und promovierte Literaturwissenschaftler hat am 9. April Geburtstag.
Neuer Meister von Meßkirch
Arnold Stadler zählt zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Für sein bisheriges Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet – unter anderem wurde ihm der renommierte Georg-Büchner-Preis verliehen. Stadler "gilt als Meister abgründiger Sprachbilder, aphoristischer Pointen, verzweifelt komischer Geschichten und traurig-heiterer Helden. Als 'Satzdenker' ist er auch ein Meister einer Ästhetik des Um- und Weiterschreibens – und längst auch Gegenstand der Literaturwissenschaft." So wird Stadler im Ankündigungstext für die Tagung im April beschrieben. Und darin wird er auch als neuer "Meister von Meßkirch" bezeichnet. In seinen Werken vergegenwärtige er eine Welt über den Tag hinaus – zur "Besinnung und Orientierung" gleichermaßen. Arnold Stadler bringe in seinen Texten zur Sprache, dass "jedes einzelne Leben die Welt" ist.
Tagung zu Stadlers Ehren
Anlässlich des 65. Geburtstags des Büchner-Preisträgers wird von Freitag, 12. April, bis einschließlich Sonntag, 14. April eine kostenlose Tagung im Meßkircher Schloss ausgerichtet.
Vor allem die Abendveranstaltungen dürften für das breite Publikum interessant sein: Vor der feierlichen Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Arnold Stadler wird es am Freitag, 12. April nach dem bisher bekannten Programm ab 19.30 Uhr eine Lesung unter dem Motto „Ich war einmal“ geben. Es soll ein gemeinsames Gespräch Stadlers mit der aus Meßkirch stammenden Luzia Braun und Anton Philipp Knittel geben. Knittel ist Leiter des aufzubauenden Literaturhauses im Trappenseeschlösschen in Heilbronn. An diesem Abend werden Julius und Hyun-Jung Berger Werke von Bach spielen und der Verleihung der Ehrenbürgerwürde den entsprechenden musikalischen Rahmen geben. Und am Samstag, 13. April ab 19.30 Uhr sollen nach den bisherigen Planungen zahlreiche renommierte Autoren unter dem Motto „Lieber Gott, lies das mal“ lesen. Die Liste umfasst folgende klingenden Namen: Martin Walser, Bruno Epple, Christof Hamann, Jörg Hannemann, Gaby Hauptmann, Jochen Jung, Andreas Maier, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Walle Sayer, Alissa Walser, Johanna Walser und Joachim Zetler.