Es gibt Namen, die klingen wie Musik in den Ohren der Fußballfans. Zinedine Zidane, Jay-Jay Okocha, Ryan Giggs. Letzterer hat im Dress von Manchester United so ziemlich jede Trophäe in den Himmel gereckt, die ein Kicker sich in die Vitrine stellen kann, auch wenn er just in diesen Tagen wegen einer Verhaftung negative Schlagzeilen schreibt.

Als Aktiver aber feierte er mit dem englischen Traditionsverein 13 Meisterschaften und vier Pokalsiege auf der Insel sowie Erfolge im Weltpokal, bei der Klub-Weltmeisterschaft, zweimal in der Champions League, im Europapokal der Pokalsieger und dem Uefa Supercup.

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Und in der Hinrunde der Bezirksliga Bodensee – man höre und staune – stand Ryan Giggs 275 Minuten lang für die Reserve des 1. FC Rielasingen-Arlen auf dem Feld. Wie bitte?

Sie ahnen es bereits. Natürlich hat der eine Ryan Giggs nichts mit dem anderen zu tun? Bis auf den Namen eben. Englands Fußballer des Jahres 2009 kommt aus Wales, ist inzwischen 46 Jahre alt und trainiert die Nationalelf seines Heimatlandes.

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Der Hegauer Giggs ist zarte 21 und vor drei Jahren aus Kamerun nach Deutschland geflüchtet. Mit vollem Namen heißt der junge Mann Ryan Giggs Leukoue Tcheffa. Ryan. Giggs. In den Ohren seines Vaters, einem United-Fan, klangen diese beiden Worte eben wie Musik, weshalb er sie seinem 1999 im Jahr des Champions-League-Sieges geborenen Sohn gab.

Was dazu führte, dass nun ein so prominenter (Vor-)Name im regionalen Fußball zu bestaunen ist. Und dabei ist Ryan Giggs nicht allein auf weiter Flur.

Alessandro Fiore Tapia (rechts).
Alessandro Fiore Tapia (rechts). | Bild: Jürgen Rössler

Da gibt es den echten Nationalspieler: Während in der Bundesliga zuletzt nur wenige Fans in die Arenen durften, konnten die Zuschauer beim FC Öhningen-Gaienhofen Alessandro Fiore-Tapia anfeuern, der einst im Nachwuchs das Trikot der deutschen Elf trug.

Und da gibt es die vielen Verwandten: Joshua Keller, Sohn von Schauspieler Mark Keller, kickt beim FC Überlingen. Florian Benitz (SV Volkertshausen) der Bruder von Timo Benitz, mehrfacher Deutscher Meister über 1500 Meter.

Joshua Keller.
Joshua Keller. | Bild: Fischer, Eugen

Der Vater des gerade vereinslosen Spielertrainers André Eckstein heißt Dieter Eckstein, ist eine Legende beim 1. FC Nürnberg und siebenfacher deutscher Nationalspieler. Daniel Höfler von der SG Herdwangen-Großschönach ist der Bruder von Nicolas Höfler, im Mittelfeld des SC Freiburg seit vielen Jahren eine feste Größe.

Und es gibt Zwillinge, die gar keine sind: Michi Beck spielt nicht nur bei den Fantastischen Vier die Musik, sondern auch beim Verbandsligisten SC Pfullendorf. Der FV Marbach bejubelt in der Landesliga die Tore von „Bomber“ Gerd Müller, und auf der Trainerbank des SC Bankholzen-Moos II heißt der Mann am Steuer Michael Schumacher.

André Eckstein.
André Eckstein. | Bild: privat

Während bei der SG Magricos/Centro Port. Singen über die Flankenläufe von Shawn Goethe philosophiert wird und sie beim RSV Hagnau glücklich sind, mit Happy Isaiah in einem Team spielen zu dürfen, würde nicht jeder dieser Namen von deutschen Standesbeamten ohne weiteres durchgewunken. Schade. Sonst ginge vielleicht auch zwischen Hegau und Linzgau so manche Weltauswahl an den Start wie auf brasilianischen Dorfplätzen.

Dort kündigen die Stadionsprecher mit Freude Spieler an wie die Brüder Overath Breitner und Robert Prosinecki da Silva Medina. Oder es laufen Rudigullithi da Silva Henrique, Lynneeker Nakamuta Paes de Albuquerque, Raikard dos Santos Soares und Roberto Baggio Araujo Bastos auf. Unschwer zu erraten, in wessen Bettwäsche deren Erzeuger schliefen.

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Uns dagegen bleibt in den kommenden Wochen nun nichts anderes übrig, als von vollen Bundesligastadien zu träumen, in denen tausende Fans ihre Mannschaft anfeuern.

Oder zumindest auf der Rielasinger Talwiese den nächsten Auftritt von Ryan Giggs herbeizusehnen, dessen Name wie Musik klingt in den Ohren der Fußballfans.

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