Sandra Häusler

Einen besonderen Unterrichtstag erlebte die Klasse 2a der Grundschule Wald beim Besuch des Ökomobils des Regierungspräsidiums Tübingen. Am Rand einer Fettwiese erkundeten 15 Zweitklässler mit ihrer Klassenlehrerin Silke Reichle und Referendarin Anja Keller hautnah die Tier- und Pflanzenwelt.

Mit Gummistiefeln und hohen Schuhen waren die jungen Naturforscher bestens ausgestattet. Das Ökomobil ist, wie der Name bereits vermuten lässt, ein Naturschutzlabor auf vier Rädern. Seit 30 Jahren vermittelt das rollende Labor unter dem Motto "Natur erleben – kennenlernen – schützen" nachhaltige Bildung im Bereich Naturschutz. Mit einem Fangspiel prüften Geografin und Naturpädagogin Sabine Reußink und Anna Bernhard, die beim Ökomobil ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolviert, zunächst, wie gut die Nachwuchsforscher zusammenarbeiten können. Gemeinsam mit den Grundschülern erörterten die Mitarbeiter des Ökomobils, dass die Wiese nicht nur für den Landwirt wertvoll ist, sondern für Insekten, spinnenartige Tiere, Tausendfüßer, Säuge- und Weichtiere einen wichtigen Lebensraum darstellt.

Die Zweitklässler (von links) Max, Celine, Sandra und Pia suchen als Team die vorgegebenen Pflanzen.
Die Zweitklässler (von links) Max, Celine, Sandra und Pia suchen als Team die vorgegebenen Pflanzen. | Bild: Sandra Häusler

Pflanzen werden bestimmt

Nach den Vorgaben von Sabine Reußink sammelten die Schüler Pflanzen und brachten sie zu den Arbeitstischen im Naturschutzlabor. Zunächst betrachteten die Nachwuchsforscher deren Aussehen durch die Lupe, dann bestimmen sie die Pflanzen anhand von Bestimmungsbüchern. "Das sind Rotklee, kriechender Günsel, Bach-Nelkenwurz, scharfer Hahnenfuß und Wiesenschaumkraut", präsentierten Simon, Madlen, Luca und Julian stolz ihr Forscherergebnis. Reußink erläuterte, welche Pflanzen essbar sind. "Man kann die Blüten des Rotklees aussaugen, vielleicht ist noch ein bisschen Nektar drin", gab Carlo seinen Mitschülern einen Tipp.

Simon, Madlen und Julian betrachten die Pflanzen durch die Lupen.
Simon, Madlen und Julian betrachten die Pflanzen durch die Lupen. | Bild: Sandra Häusler

Nach der Entdeckungsreise in die Pflanzenwelt widmeten sich die Schüler ebenso eifrig den Tieren. Jede Gruppe sammelte fünf Tiere auf der Wiese. "Wir dürfen das Glas nicht schütteln, denn das gefällt den Tieren gar nicht", wies Pia ihre Klassenkameraden an. Um die Tiere überhaupt entdecken zu können, müssen sich die Kinder bücken und sich auf Höhe der Tiere begeben. "Leise, langsam und lieb" sollen sie den Wiesenbewohnern begegnen, forderte FÖJlerin Anna Bernhard auf. Madlen hat ein Insekt gefunden, Lara einen Falter. Celine begibt sich gar mit dem Fernglas auf Insektenjagd. "Ich habe eine Ameise und ein flinkes, fliegendes Tier", zeigte Max stolz ein Sammelglas.
 

FÖJlerin Anna Bernhard erklärt den Grundschülern, wie die Wiesenbewohner gesammelt werden sollen.
FÖJlerin Anna Bernhard erklärt den Grundschülern, wie die Wiesenbewohner gesammelt werden sollen. | Bild: Sandra Häusler

Den Mitarbeitern des Ökomobils ist es wichtig, den Kindern Methodenkompetenz zu vermitteln, das heißt, ihnen zu zeigen, wie sie strukturiert Fachwissen und Informationen erwerben und verarbeiten können. Die Wiesenbewohner werden mikroskopisch in 30-facher Vergrößerung betrachtet und am Ende wird sogar ein Mikroskop eingesetzt, mit dem eine Ameise ein Meter groß auf die Leinwand projiziert wird. Was für ein Erlebnis für die jungen Naturforscher.

Silke Reichle, Klassenlehrerin der Klasse 2a an der Grundschule Wald.
Silke Reichle, Klassenlehrerin der Klasse 2a an der Grundschule Wald. | Bild: Sandra Häusler

"Expertenwissen mitnehmen"

Silke Reichle, Klassenlehrerin der Klasse 2a an der Grundschule Wald.

Was nehmen die Schüler vom Besuch des Ökomobils mit?

Die Kinder nehmen originale Begegnungen mit, die man so im Unterricht im Klassenzimmer nicht vermitteln könnte.

Wie wichtig ist Ihnen, dass die Schüler eine Beziehung zur heimischen Natur aufbauen?

Das ist mir sehr wichtig. Die Kinder wachsen hier noch sehr naturverbunden auf. Und dennoch ist mir wichtig, dass sie ihre Erfahrungen aus ihrer Lebenswelt hier sortieren und spezifizieren können und Expertenwissen mitnehmen.

Carlo und Zoe erforschen den Rotklee. Geografin und Naturpädagogin Sabine Reußink schlägt die Pflanze nach.
Carlo und Zoe erforschen den Rotklee. Geografin und Naturpädagogin Sabine Reußink schlägt die Pflanze nach. | Bild: Sandra Häusler

Welche Chance bietet das Ökomobil?

Als Naturpädagogin kann Sabine Reußink den Kindern noch einmal ganz anders Wissen vermitteln, als es mir als Lehrerin möglich ist. Wir versuchen generell, Experten so häufig als möglich in den Sachunterricht hereinzuholen.