Was sich 1999 als eine Art Notlösung in den leerstehenden Räumen der Firma Almo in Leibertingen als Küken präsentiert hat, hat sich jetzt nach 20 Jahren zur größten regionalen Gewerbeschau entwickelt. Der hessische Medizingerätehersteller hatte zur Jahreswende 1997/1998 sein Zweigwerk in Leibertingen geschlossen. Am Samstag eröffnete der Initiator der ersten Ausstellung vor 20 Jahren, Leibertingens Ex-Bürgermeister Heinrich Güntner, die 20. Ausstellung ihrer Art in der Meßkircher Stadthalle. Die zweitägige Leistungsschau stand an beiden Tagen, besonders am Samstag, ganz im Zeichen der Information für Schüler über Ausbildungsmöglichkeiten. Vor allem viele Eltern nutzten die Möglichkeit, sich über Berufschancen für ihre Kinder zu informieren.
Erinnerung an die Anfänge
Heinrich Güntner ebenso wie Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick betonten in ihren Eröffnungsansprachen die Bedeutung, die die Regio-Messe inzwischen für die heimische Wirtschaft eingenommen habe. Mit sichtlichem Stolz bemerkte Zwick: "Das ist aktuell die größte Gewerbemesse im Landkreis Sigmaringen." Güntner erinnerte an die Anfangsjahre und betonte, dass ohne die Hilfe von Gewerbetreibenden und vielen Freiwilligen der Aufbau einer solchen Leistungsschau nicht möglich gewesen wäre. Nach der zweiten Gewerbeschau, ebenfalls wieder in den immer noch leer stehenden Räumen der Firma Almo, die aber inzwischen der Firma Mahle gehörten, sei der Wunsch nach der Fortführung einer solche Messe immer drängender geworden. Weil die Räume in Leibertingen wegen des Einzugs der Firma Mahle nicht mehr zur Verfügung standen, sei die bis heute bestehende Partnerschaft mit der Nachbarstadt Meßkirch zustande gekommen.
Arne Zwick bestätigte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Leibertingen. Damals, Ende der 90er Jahre, sei noch vieles für die Messe im Rathaus erledigt worden. Arbeiten, für die heute keine Zeit mehr vorhanden wäre. Deshalb sei es notwendig und richtig gewesen, eine professionelle Agentur zu beauftragen. Der Kommunalpolitiker nutzte die Gelegenheit, sich für Handel und Gewerbe in seiner Stadt und im Umland einzusetzen. Zwick: "Man bekommt alles, was man braucht, in unserer Region!" An die Adresse der Jugend gewandt, stellte Zwick die Frage, ob Abitur und Studium in jedem Fall die bessere Alternative zu einer Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich seien.
Bruno Willusch vom Handels- und Gewerbeverein Leibertingen, der die Ausstellung zusammen mit dem Meßkircher Gewerbeverein organisiert, setzte eine inzwischen zur Tradition der Leistungsschau gewordene Aktion fort. Mit jeder dieser Veranstaltungen ist eine Spende für einen gemeinnützigen Zweck verbunden. In diesem Jahr erhielt der Waldkindergarten "Wurzelzwerge" eine Zuwendung.
Zahlreiche Betriebe stellten sich und ihre Ausbildungsplätze an beiden Messetagen vor. Schwerpunkt war allerdings der Samstag. Einige Unternehmen präsentierten sich ausschließlich an diesem ersten Tag der Gewerbeschau auf der Hallentribüne. Zusätzlich informierten zwei Polizeibeamte über die Ausbildungsmöglichkeiten bei den Ordnungshütern. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur war ebenfalls mit einem Stand vertreten.
Schüler machen sich kundig
Zu den Ratsuchenden in Sachen berufliche Zukunft gehörte Sebastian Kegele. Der 14 Jahre alte Realschüler aus Meßkirch war auf Initiative seiner Mutter auf die Infoetage der Gewerbeschau gekommen. Im SÜDKURIER-Gespräch erzählte der Schüler, dass er und seine Klassenkameraden im Unterricht nichts von der Gewerbeschau und ihrem Ausbildungsteil gehört hätten: "Meine Mutter wusste es aus dem SÜDKURIER." Der Achtklässler hat schon sehr konkrete Berufsvorstellungen. Er will später Informatiker werden. Von Berufsberater Felix Rein erfuhr der junge Meßkircher, dass es sowohl Berufe für Realschulabsolventen als auch für Abiturienten mit Hochschulschluss gibt. Der 14-Jährige hat aber vor, das Abitur zu machen und danach Informatik zu studieren. Aus der gleichen Jahrgangsstufe der Grafen-von-Zimmern-Realschule, allerdings aus einer Parallelklasse, kam Elias Widmer in die Stadthalle. Der junge Meßkircher hat noch keine konkreten Vorstellungen über seine zukünftige Berufslaufbahn. Er sagte: "Ich will einfach mal reinschnuppern und sehen, was es alles so gibt." Seine Interessen schildert Widmer mit den Stichworten "Mechatronik und Drehteilteiltechnik".
Die Situation bei Felicia Pomplitz sieht anders aus. Die 19 Jahre alte Sigmaringerin steht unmittelbar vor dem Abitur und sucht schon seit mehreren Monaten nach einer Ausbildungsstelle. Sie sagt: "Ich möchte zuerst einen Beruf erlernen und danach studieren." Auf die Infoetage in der Meßkircher Stadthalle kam sie, weil sie sich bei einer Firma in der Heidegger-Stadt beworben hatte. Von dort bekam die junge Frau den Tipp und die Einladung zum Besuch des Firmenstandes auf der Gewerbemesse. Pomplitz sah sich auch bei anderen Ausbildungsplatzanbietern um. Sie urteilte: "Die Idee, eine solche Veranstaltung zu machen, halte ich für sehr gut. Es ist sehr nützlich, weil hier Firmen vertreten sind, die ich vorher nicht kannte." Die Vertreter der Ausbildungsfirmen betonten übereinstimmend, dass, von Ausnahmen abgesehen, die Lehrstellen für den kommenden Herbst schon besetzt seien. Mike Hellwig, Ausbildungsleiter im Meßkircher Zweigwerk des Balinger Waagen- und Etikettenherstellers Bizerba, sagte: "Wir suchen jetzt schon Azubis für den Ausbildungsbeginn im Herbst 2020. Unsere Lehrstellen sind besetzt."
Ein reger Besucherstrom zur Regio-Messe setzte am Sonntag bereits zur Mittagszeit in Richtung Stadthalle ein. An vielen Ständen der rund 400 Aussteller gab es besondere Aktionen für die Kinder. Preisrätsel und Verlosungen an weiteren Ständen für Erwachsene machten den Rundgang über die Regio-Messe spannend.
Regionale Unternehmen präsentieren ihre Ausbildungsberufe
Fachkräfte werden in den Mittelstandsbetrieben der Region intensiv gesucht. Wie sehr die heimischen Betriebe an diesem Thema interessiert sind, zeigte sich an den beiden Tagen der Regio-Messe in Meßkirch. Informiert wurde von zahlreichen Ausstellern während der gesamten Messe. Zusätzlich hatten einige Unternehmen Mitarbeiter, darunter auch Auszubildende, an die Stände geschickt, um Infos aus erster Hand weitergeben zu können.
Zu diesen Unternehmen gehörten auch die "Pfullendorfer Torsysteme". Am Samstag standen die beiden Außendienstmitarbeiter Matthias Boretzki und Florian Bohler am Stand in der Halle 1. Der Betrieb stellt hauptsächlich Garagentore und Geräteraumtore für Sporthallen her. Die Pfullendorfer sind geschäftlich in ganz Baden-Württemberg, im angrenzenden Bayern und in den grenznahen Regionen der Schweiz und Österreichs unterwegs. Das Unternehmen beschäftigt am Standort Pfullendorf 90 Mitarbeiter, dazu kommen weitere 40 Fachkräfte, die im Außendienst, beim Kundenservice oder in der Montage tätig sind. Die zwölf Azubis werden in den Berufen Holzmechaniker, Bürokauffrau/-mann , Konstruktionsmechaniker und Technischer Produktdesigner ausgebildet. Gegenwärtig sind noch drei Lehrstellen im Büro- und zwei im gewerblichen Bereich frei.
Die Meßkircher Installationsfirma Nabenhauer ist im Heizungs-, Sanitär- und Klimabereich tätig. Unter den 35 Mitarbeitern sind fünf Auszubildende, die am Samstag fast vollzählig auf der Info-Tribüne auf die Fragen junger Leute warteten. Simon Pröhls ist einer dieser Nachwuchstruppe: "Wir bilden Anlagenmechaniker SHK für unsere drei Geschäftsfelder aus." Pröhls selbst absolviert die Ausbildung im Rahmen eines dualen Studiums.
Die Firma Schwörer-Haus KG aus Hohenstein-Oberstetten, mit Standort in Sigmaringen, war ebenfalls an beiden Messetagen mit Auszubildenden vor Ort in Meßkirch. Der Fertighausanbieter beschäftigt 1450 Mitarbeiter. Ronja Koch, Azubi im dritten Lehrjahr aus der Personalabteilung: "Wir bilden in 18 Berufen von A wie Anlagenmechaniker bis Z wie Zimmermann aus."
Trotz dieses Engagements der Firmen kamen, wie Ausstellungsleiter Bruno Willusch bestätigt, am Samstag vorwiegend Eltern an die Informationsstände. Trotzdem wertete Manuel Nabenhauer den Aktionstag auf der Messe als Erfolg. "Ich werde mich mit meinem Unternehmen selbstverständlich bei der nächsten Aktion dieser Art wieder beteiligen," sagte der Meßkircher Firmenchef in einem Gespräch mit dieser Zeitung.