Handball: Sechs Jahre, davon drei als Kapitän, prägte Mittelmann Tim Bornhauser das Spiel der HSG Konstanz. Nach dem Ende der Saison 2021/22 wird der ehemalige Schweizer Jugend- und Junioren-Nationalspieler seine Spielerkarriere jedoch aus familiären und beruflichen Gründen schon im Alter von nur 27 Jahren beenden.
Aus sportlicher Sicht gäbe es dazu keinerlei Veranlassung. Tim Bornhauser spielt seine wohl beste Saison bei der HSG Konstanz und ist Mister Zuverlässig, Kopf der Mannschaft und verlängerter Arm des Trainers in einer Person. HSG-Chefcoach Jörg Lützelberger sagte einmal, sein Spielmacher verteile die Bälle „wie am Schnürchen. Egal ob über fünf oder 25 Meter“ – die Offensivspieler können sich stets über perfekt getimte, präzise Zuspiele freuen. 35 Tore erzielte der spielintelligente Schweizer darüber hinaus selbst. Mindestens ebenso wichtig ist jedoch seine Rolle als Vorbild und Kapitän. Bornhauser kommuniziert viel, ist das Bindeglied zwischen Mannschaft und Management und einer, an dem man sich in Sachen Professionalität und Umgang miteinander ein Beispiel nehmen kann. Nach der aktuellen Spielzeit steht für den jungen Familienvater nach dem Abschluss seines Masterstudiums in Business Innovations jedoch der Berufseinstieg bevor. „Ich möchte dann trotz Beruf noch etwas Zeit für meine Familie haben und am Wochenende zuhause sein“, erklärt Bornhauser, der nach der Hochzeit den Namen seiner Frau angenommen hatte.
2015 zur HSG Konstanz
Als Tim Jud war der Schweizer Auswahlspieler 2015 zur HSG Konstanz gekommen. Als „junger, kleiner Schweizer“, als den er sich selbst bezeichnet. In Konstanz hat er sich zu einem gestandenen Führungsspieler und Leistungsträger entwickelt, ist aber vor allem als Persönlichkeit gereift. „Die Zeit bei der HSG ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich werde sie bis Sommer genießen und alles investieren, damit ich mich mit dem Erreichen unseres großen Ziels verabschieden und dem Verein etwas zurückgeben kann“, so Tim Bornhauser. „Ich konnte mich hier stets weiterentwickeln und es ist schön zu sehen, was wir gemeinsam bewirkt haben. Ich bin dankbar für den Umgang, den ich erlebe und das Vertrauen, das mir stets viele Jahre entgegengebracht wurde.“

Tim Bornhausers Abschied bedeutet einen großen Verlust für die HSG Konstanz, das macht auch André Melchert deutlich. Der Geschäftsführer erinnert sich: „Tim kam als junger Spieler zu uns, hat jedes Jahr große Schritte gemacht und Verantwortung übernommen. Er ist ein Führungsspieler auf und neben dem Spielfeld. Tim spielt aktuell eine Top-Saison.“
„Tim ist ein Führungsspieler auf und neben dem Spielfeld.“André Melchert, Geschäftsführer der HSG Konstanz
Gleichzeitig hat er großes Verständnis für den Schritt seines Spielmachers. Der Trainingsumfang bei der HSG ist in der 3. Liga genauso hoch wie in der 2. Bundesliga, sollte der Aufstieg in den nächsten Jahren wieder gelingen, stünde gerade an den Wochenenden mit den weiten, zeitintensiven Auswärtsfahrten eine noch größere zeitliche Belastung bevor. „Deshalb ist Tims Schritt auch richtig. Familie, Beruf und Handball auf diesem Niveau sind schwer zu schultern“, sagt der HSG-Chef.
Fokus auf anderen Bereichen
Der Fokus des jungen Papas und Projektleiters beim Verein Vorsorge Schweiz richtet sich künftig auf andere Bereiche. Dennoch ist ihm die Entscheidung „sehr schwer“ gefallen. „Das war ein langer Prozess“, gesteht Bornhauser mit schwerem Herzen. Einen klaren Plan, wie die letzten Monate bis Saisonende verlaufen sollen, wie er sich verabschieden möchte, hat er im Kopf. Der HSG für die nächsten Jahre etwas ermöglichen und dazu beitragen nennt der Spielgestalter das. Kann sich Tim Bornhauser also in Zukunft eine andere Position bei der HSG vorstellen? „Ich kann das nicht ausschließen“, verrät er mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich werde in der Region und in Verbindung mit den Jungs bleiben und die Spiele verfolgen.“ In Konstanz hat er eine zweite Heimat gefunden. Und immer einen festen Platz in der HSG-Familie. Wo dieser Platz genau sein wird, wird die Zukunft zeigen.