Die Waldshuter Fasnacht ging gestern Abend ohne die sonst übliche Verbrennung des Narro zu Ende. Junggesellenschaft und Narro-Zunft hatten den Schlusspunkt vor dem Rathaus wegen eines Todesfalls in den eigenen Reihen abgesagt.

Gleichwohl ließen Junggesellen und Narren die närrische Zeit bei Wurstsalat und Mehlsuppe im Restaurant "Rheinischer Hof" ausklingen. Junggesellen-Zunftmeister Werner Späth verzichtete auf den sonst üblichen humorvollen Rückblick auf die vergangenen Monate.
Stephan Vatter, Vize-Zunftmeister der Narro-Zunft Waldshut, zeigte sich am Rande des Essens mit der Fasnacht zufrieden – auch wenn Wetter und Todesfälle die Laune der Narren trübten.
Insbesondere am Fasnachtsmontag machte ihnen die Natur einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Sturmböen verhinderten das sonst muntere Treiben heimischer Narren und närrischer Gäste aus der Region auf der Waldshuter Kaiserstraße.
Die Närrische Gass' wurde buchstäblich vom Winde verweht. Dennoch, so Stephan Vatter, habe man eine schöne Fasnacht gefeiert. Und sie sei nicht nur schön, sondern auch erfolgreich gewesen, die fünfte Jahreszeit in Waldshut. Insbesondere wegen zwei toller Kappenabende.
Vatter: "Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen." Und noch einen Aspekt hob der stellvertretende Narrenchef hervor: "Wir haben gemerkt, dass in der Zunft auch in schwierigen Zeiten alle zusammenstehen."
Ein positives Fazit zog auch Thilo Rutschek. Erst im vierten Jahr aktives Mitglied der Narro-Zunft, war ihm das Glück beim Narro-Auswürfeln hold. Der Würfel des 54-Jährigen zeigte im letzten Stechen eine Eins und damit war klar, dass er die Hansele als Narro durch die hohe Zeit der Fasnacht führen würde. Am Ende des Auswürfelns, so Tilo Rutschek, "war ich total verblüfft und unbeschreiblich stolz".
Die Freude wird indes sogleich mit Pflichten garniert, die Thilo Rutschek gerne übernahm. So oblag es ihm, die jüngsten Teilnehmer des Kinderumzugs mit Bonbons zu versorgen, um auch ihnen eine süße Fasnacht zu garantieren. Auch gehört es zu den Aufgaben des Narro, die Kinder am Ende des Umzugs mit heißen Würsten zu versorgen. Aber, und das macht das Amt des Narros letztlich so schön, sollen sich Pflichten und Annehmlichkeiten die Waage halten.
Die Waldshuter Fasnacht
- Die Zunft: Unter dem Dach der Narro-Zunft sorgen Geltentrommler, Hansele und Ranzengardisten an den närrischen Tagen für gute Laune. Gegründet wurde die Zunft im Jahr 1411. Das Zuhause der Narren ist die Zunftstube im Schaffhauser Tor.
- Der Narro: Der Narro gilt als die älteste Waldshuter Narrenfigur. Der Nachweis geht auf das Jahr 1755 zurück. Die Aufgabe des Narro bestand darin, die gespendeten Leckereien den Einwohnern, insbesondere den Kindern, zuzuwerfen. Der Narro wurde unter den Junggesellen ausgewürfelt und musste am Tag vor Aschermittwoch in den mittleren Brunnen der Stadt springen (als Zeichen für das Ende der Fasnacht). Nachdem 1869 ein solcher Sprung mit einer tödlichen Erkältung endete, wird heute eine Narro-Puppe vor dem Rathaus verbrannt.