Dem Delinquenten ist es zumindest in einer Hinsicht nicht gelungen, vor dem Hochnotpeinlichen Malefiz-Narrengericht zu Düenge Geschichte zu schreiben: Nachdem Landrat Martin Kistler, wenngleich als Jurist mit einschlägigem Fachwissen ausgestattet, entgegen seiner erklärten Absicht keinen Freispruch erreicht hat, bleibt das öffentliche Gerechtigkeitsempfinden ungetrübt.

Dem Angeklagten hat es auch nichts genutzt, dass er noch einige Tage zuvor im Umweltausschuss des Kreistags Abbitte geleistet hatte für die Unpässlichkeiten, die er als Dienstherr der Kreisbehörde mit der rumpelnden Einführung der Biotonne zu verantworten hat.

Das könnte Sie auch interessieren

Im Zusammenhang mit der fasnächtlichen Justiz in Tiengen hat es im Vorfeld übrigens ein Gerüchte gegeben, das es zu korrigieren gilt. Anders als im Vorfeld verlautet war, musste sich auch schon Oberbürgermeister Philipp Franks Vorgänger Martin Albers vor der närrischen Kammer verantworten. Der pensionierte Rathaus-Chef (auch er Jurist) kann sich zwar nicht mehr an den Wortlaut der Anklage erinnern, weiß aber noch: „Ich hab‘ mich ganz ordentlich verteidigt.“

Landrat Martin Kistler bleibt beim Tiengener Narrengericht das Folterrad nicht erspart, zur Freude der Henker.
Landrat Martin Kistler bleibt beim Tiengener Narrengericht das Folterrad nicht erspart, zur Freude der Henker. | Bild: Südkurier

Dies berichtet Albers auf Anfrage aus seinem Altersruhesitz in Achern und steuert auch gleich eine nette Anekdote bei: Als er sich am schmutzigen Donnerstag in der Ortenau-Stadt auf die Suche nach der Straßenfasnacht machte und dabei offenbar noch seine Erinnerungen an Waldshut-Tiengen vor Augen hatte, erlebte er eine Enttäuschung: „Es war gar nichts los.“ Oder genau genommen: „Ich habe sieben Leute in Verkleidung gesehen.“

Kreis-Chef Martin Kistler wiederum kann für sich reklamieren, dass sein Auftritt ungeachtet des missglückten Freispruchs durchaus Premieren-Charakter hatte. Denn nachdem sein Vorgänger Tilman Bollacher und dessen Vorgänger Bernhard Wütz um eine Anklage herumgekommen waren, war er am zurückliegenden Wochenende der erste Landrat, der aufs Folterrad gespannt wurde.

Das könnte Sie auch interessieren

Bernhard Wütz, bekannt für seine pointierte Schlagfertigkeit, hielt auf Anfrage eine schlüssige Erklärung dafür bereit, warum er nie in den Fokus der fasnächtlichen Gerichtsbarkeit geraten war: „Ich habe auch nichts angestellt.“

Das könnte Sie auch interessieren