Coronavirus hin oder her – auf das traditionelle „Uuswerfe“ am Fasnetzieschdig verzichten die Pflumeschlucker keineswegs. Auf der Homepage des Vereins und in Netzwerken kursiert auf Initiative von Thomas Weishaar seit Tagen eine Einladung an Kinder, sich beim Aufsagen der bekannten Narrensprüche zu filmen und den Beitrag entweder per App oder E-Mail an die „Uuswerfer“ zu senden.

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Der Aufforderung wurde eifrig Folge geleistet. 150 Kinder aus Bonndorf, Gündelwangen, Wellendingen, Wittlekofen, Dillendorf, Ewattingen, ja sogar aus dem Raum Hannover und Baden-Baden, hatten bis dahin Narrenversle eingereicht. Bis Einsendeschluss am Fasnet-Mendig-Abend kamen weitere hinzu.

Eine derartige Beteiligung ist rekordverdächtig, wohingegen die Zahl der Kinder beim analogen Auswerfen in den Straßen am Fasnet-Zieschdig in den zurückliegenden Jahren beträchtlich schrumpfte. Die krakeelenden Rasselbanden, die am Fasnet-Zieschdig um freigiebige Pflumeschlucker-Hansele herum vom Schnitzerbuckel zur Vorstadt und dann wieder in die Innenstadt zurückziehen, sind zum Bedauern der Akteure nämlich sehr überschaubar. Wurst, Wecken, Orangen und Gutsele scheinen mittlerweile kein allzu großer Anreiz zu sein, sich bei jedwedem Wetter einen Mittag lang die Seele aus dem Hals zu schreien. Doch in dieser Corona-Fasnet ist halt alles anders.

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Bei der Gelegenheit stellt sich die Frage: Wer sind die „Uuswerfer“? Thomas und Roland Weishaar sowie Jürgen Blattert sind die derzeit aktiven Bewahrer dieses alten Brauches, der aus einer Zeit stammt, als eine Wurst noch kostbar, Süßigkeiten ein seltenes Gut waren. Unterstützt werden sie von Heinrich Weishaar, der allerdings nicht mehr ins Häs steigt, sondern für den Transport von Wurst und Wecken zuständig ist. In diesem Jahr bringen die „Uuswerfer“ ihre närrische Gabe frei Haus zu allen Sprüche-Klopfern. Zuvor unterziehen sich die vier Akteure einem Corona-Test.

Lieferung in den Norden

Im Falle der Einsendungen aus Hannover und Baden-Baden stellt die zugesicherte Frei-Haus-Lieferung die Initiatoren freilich vor eine ungeahnte Herausforderung. Wer die „Uuswerfer“ kennt, ahnt, dass sie auch für derlei Unwägbarkeiten eine praktische Lösung parat haben. Thomas Weishaar organisierte flugs einen Cousin, der heute Wurst und Wecken an besagter Adresse im niedersächsischen Norden abliefert. Ob dessen alemannische Sprachkenntnisse ausreichen, das Gesagte, respektive Gebrüllte, zu verstehen, sei dahingestellt. Auch für Baden-Baden fand sich eine Lösung. Dort kennt Narrenvater Clemens Podeswa einen Fliesenlegermeisterkollegen, der närrisch gesinnt die Wurst-und-Wecken-Zustellung ausführt.

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Die „Uuswerfer“ freuen sich darüber, dass alle Kinder sich für ihre Beiträge bunt kostümierten. Einige versuchten sich als Narrenmarsch-Musiker am Instrument, bei anderen spielte der Narrenmarsch im Hintergrund. Obschon sich, was die Narrenversle anbelangt, Übungsbedarf zeigt. „Wenn die hoorig‘ Katz kei Leberwurscht gibt, müssen die Sprüche mal wieder geübt werden“, schmunzeln die Akteure, freuen sich aber gleichermaßen über ideenreiche neue Spruch-Kreationen, die der momentanen Situation angepasst sind. Und darüber, dass der Joschte-Beck in diesem Jahr die Wecken spendiert.