So reagieren Freunde und Verwandte: "Ach so"

Nun, sie reagieren gar nicht. Denn mal ehrlich, bei wem ist das persönliche Einkaufsverhalten schon ständig Gesprächsthema, wenn man sich trifft oder telefoniert? Eben. Der Vorteil: Ich komme nicht in Versuchung, mich ständig für meine Fasten-Entscheidung zu rechtfertigen. Und wenn ich dann doch mal erwähne, dass ich beim Onlineshopping gerade kurzgetreten bin, kommt als Antwort vielleicht mal ein "Ach so". Ist ja auch, wenn man ehrlich ist, nicht allzu spektakulär. Nichts, was stark ins eigene Leben eingreift oder irgendjemanden Außenstehenden stören könnte. Außer vielleicht unseren Paketboten. Der klingelt derzeit eher selten bei uns. Die Gefahr, dass er irgendwann vergessen könnte, dass es uns auch noch gibt, besteht bis Ostern aber vermutlich nicht.

Bei Redakteurin Nicole Rieß klingelt der Postbote derzeit selten, denn sie verzichtet auf Waren aus dem Online-Handel.
Bei Redakteurin Nicole Rieß klingelt der Postbote derzeit selten, denn sie verzichtet auf Waren aus dem Online-Handel. | Bild: Aldo Gora

Meine ersten Tage: kein Unterschied

Es ist ja nicht so, dass ich vor dem Entschluss, vorübergehend auf den digitalen Einkauf zu verzichten, ein exzessiver Onlineshopper gewesen wäre. Gut, vor Weihnachten zum Beispiel war unsere Paketbox regelmäßig gut gefüllt – obwohl ich auch viel vor Ort gekauft habe. Aber es sollten viele Leute beschenkt werden, die Zeit war immer knapp und auch in den Läden einer großen Stadt findet man nun mal nicht alles, was man sucht. Nachdem ich dem Onlineshoppen nun aber komplett abgeschworen hatte, kann ich sagen: Es ist gar nicht so schwer, auf etwas zu verzichten, das zum Leben nicht notwendig ist. Bis auf dieses eine Mal...

Die Schwierigkeiten: Manche Dinge gibt es nur im Netz

Ich gebe es zu: Ein Mal habe ich bislang gesündigt – und dabei wird es vermutlich auch bleiben. Ich hatte vor dem spontanen Fasten-Entschluss, das Versprechen abgegeben, ein Abschiedsgeschenk für die Leichtathletiktrainerin meiner Tochter zu besorgen. Und das war etwas, das ich nur im Netz kaufen konnte. Einen Teil davon gibt es einfach nicht in Läden zu kaufen, den anderen hätte ich zwar vermutlich auch in einem Geschäft finden können. Doch warum so viel Zeit aufwenden, die man auch sinnvoller verbringen kann? Warum so viel Geld ausgeben, wenn es im Internetshop deutlich billiger ist? Und warum so viel Kohlenstoffdioxid in die Luft pusten, nur um wegen eines kleinen Präsents durch die Weltgeschichte zu fahren? Dann doch lieber einmal das Fasten brechen. Schlechtes Gewissen? Fehlanzeige!

Die Vorteile: Ich kaufe bewusst ein

Es ist zugegeben nicht immer ganz einfach zu verzichten, wenn täglich E-Mails im Postfach landen, die Versprechungen machen wie "Letzte Chance: PORTOFREI!" oder "NUR HEUTE 20 % Rabatt sichern". Vielleicht könnte man ja doch mal eine neue Jacke gebrauchen. Und für eine spontane Geburtstagseinladung einen kleinen Lego-Bausatz in der Schublade liegen zu haben, schadet doch auch nicht. Wenn man aber anfängt, all diese verlockenden Angebote zu ignorieren, ist es bald gar nicht mehr so schwer. Denn tatsächlich braucht man die meisten Sachen ja nun mal nicht – und was man wirklich braucht, das kauft man dann eben vor Ort im Fachgeschäft. Aber nicht einmal das habe ich seit Beginn der Fastenzeit gemacht. Das bedeutet, dass ich eigentlich eine Menge Geld gespart haben müssten. An Ostern schaue ich mal auf den Kontoauszug. Und übrigens: Die Papiertonne ist neuerdings erstaunlich leer.

Und nun?

Wenn das Leben ein paar Wochen ohne Onlineshopping weitergeht, dann tut es das vermutlich auch ein paar Wochen mehr. Das ist gut zu wissen. Und auch wenn ich das Geld, das ich bisher im Netz ausgegeben habe, nicht in Geschäfte getragen, sondern lieber gespart habe, ist meine Erkenntnis: Vor dem Kaufen macht es wenig Sinn, zuerst zu überlegen, wo man kauft – sondern ob man es wirklich braucht. Wenn ich das nächste Mal wirklich etwas brauche und es ohne allzu großen zeitlichen, finanziellen und mobilen Aufwand in meinem Wohnort kaufen kann, werde ich das tun. Aber auch der Paketbote wird bestimmt bald mal wieder bei uns klingeln.

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