Frauenfußball: – Die Stimmung ist gut, beim Landesliga-Aufsteiger SV Niederhof, auch wenn das Nachholspiel gegen Tabellenführer SV Titisee mit 0:1 verloren ging. Schließlich steht der Neuling nach vier Spielen mit neun Punkten auf dem dritten Tabellenplatz. Neun Punkte? Wie das? Ging da nicht kürzlich ein Spiel am „grünen Tisch“ verloren?

Nein, das war einmal... Es klingt zwar märchenhaft, aber ist absolut kein Märchen, was Jenniffer Eckert, Verantwortliche für den Frauenfußball beim SV Niederhof, zu erzählen weiß. Im Gegenteil: Zunächst wähnte sich die Fußballerin im falschen Film, den ihr der Sportrichter des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) vorspielte. Kurzerhand schrieb Eckert das Drehbuch für den zweiten Teil selbst – mit Happy End.

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Was war passiert? Der SV Niederhof begrüßte kürzlich eine Spielerin, die vom SV Eschbach kam. Dessen Spielgemeinschaft mit dem ESV Waldshut war vom Spielbetrieb abgemeldet worden. „Wir haben sofort das Spielrecht für sie beantragt und einen Tag vor dem Spiel bei der SG Efringen-Kirchen/Istein erhalten“, erzählt Jenniffer Eckert.

Problem: Freigabe erfolgt „zu früh“ wegen Corona

Wegen der Corona-Hygienevorschriften gab Trainer Ralf Lauber den Spielbogen vor dieser Partie bereits um 14 Uhr frei. Das Passfoto der neuen Spielerin wurde allerdings erst eine Stunde später hochgeladen. Vor Ort, das Spiel wurde um 17 Uhr angepfiffen, hatte der Schiedsrichter wegen Problemen mit dfb.net, dem Internet-Tool des DFB, keinen Zugriff auf das Foto. Diesen Umstand trug er nach dem Spiel, das vom SV Niederhof mit 4:1 gewonnen wurde, als Meldung im Spielbericht ein. Versehen mit dem Zusatz, dass eine Legitimierung der Spielerin durch ein amtliches Dokument nicht erfolgt sei.

Folge des Hinweises: Die SBFV-Kontrollstelle legte Einspruch gegen die Spielwertung ein. Der zuständige Sportrichter annullierte das Ergebnis, mit dem Hinweis, dass sich die Spielerin nicht anderweitig ausgewiesen hat.

Jenniffer Eckert (SV Niederhof): „Ich habe mich in die Vielzahl der Satzungen, Ordnungen und Ausführungsbestimmungen ...
Jenniffer Eckert (SV Niederhof): „Ich habe mich in die Vielzahl der Satzungen, Ordnungen und Ausführungsbestimmungen eingearbeitet. Für einen sportrechtlichen Laien im Ehrenamt durchaus eine anspruchsvolle Aufgabe.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Für Jenniffer Eckert war es das Signal, sich in die Vielzahl der Satzungen, Ordnungen und Ausführungsbestimmungen einzuarbeiten: „Als sportrechtlicher Laie im Ehrenamt durchaus eine anspruchsvolle Aufgabe“, schmunzelt sie. Und sie wurde fündig: „Erstens wurde das Bild nachweislich hochgeladen – und zwar vor Spielbeginn, wie es die Spielordnung vorschreibt. Dass es vor der Freigabe des Bogens hochgeladen sein muss, steht da nicht.“ Außerdem fand sie eine Formulierung, die den Unparteiischen eine gewisse Verantwortung beimisst: „Unter „Pflichten des Schiedsrichters steht, dass er die „erfassten Eingaben auf Vollständigkeit prüft und, falls erforderlich, die notwendigen Ergänzungen veranlasst.“

Verband will Formulierungen überprüfen

Eckerts Begründungen in der Berufung gegen den Punktabzug hätten das Urteil indessen nicht gekippt, betont Max Rauwolf (Mannheim), Vorsitzender des SBFV-Rechtsausschusses, aber zumindest für neuen Diskussionsstoff im Gremium gesorgt: „Wir werden uns mit den Formulierungen befassen. Man kann sie, je nach Sichtweise, tatsächlich unterschiedlich interpretieren. Im Sinne der Vereine, werden wir hier prüfen und gegebenenfalls nachbessern.“

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Warum wurde der Punkteabzug wieder rückgängig gemacht? „Wir haben die Tatsache berücksichtigt, dass das Bild rechtzeitig zur Verfügung stand und es an jenem Wochenende erhebliche Probleme mit dfb.net gab. Alle SBFV-Sportrichter wurden angewiesen, entweder diesbezügliche Urteile zu revidieren oder nicht zu fällen – wenn alles korrekt war. Wurde ein Bild erst zehn Minuten nach Spielbeginn hochgeladen, gibt es natürlich ein Urteil.“

„Wir sollten mehr miteinander reden“

Unabhängig davon hofft Rauwolf, dass die Probleme mit dfb.net nun behoben seien: „Wir werden aber darüber reden müssen, dass die Möglichkeit geschaffen wird, dass Vereine im Spielbogen nach dessen Freigabe und noch vor Spielbeginn, noch eventuell notwendige Korrekturen vornehmen können.“

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Grundsätzlich lerne man aus dem gesamten Vorfall: „Was spricht dagegen, dass Vereinsvertreter den Schiedsrichter, gerade bei kurzfristig erledigten Sachen, fragt, ob auch alles in Ordnung ist – und notfalls eben den Ausweis vorlegt.“ Umgekehrt wäre es kein Fehler gewesen, hätte der Unparteiische in diesem speziellen Fall die Vereinsvertreter informiert, dass das Bild nicht sichtbar sei: „Wir sollten mehr miteinander reden“, so Rauwolfs pragmatisches Fazit.