Riesige Musikkassetten und Zauberwürfel aus Pappe, dazu ein überdimensionaler Pac-Man des gleichnamigen Kult-Videospiels – schon allein durch die liebevoll gestaltete Bühnendekoration fühlten sich diejenigen der rund 600 Besucher, die in jenem Jahrzehnt aufwuchsen, in ihre Kinder- und Jugendzimmer versetzt. Aber auch in jedem der zehn Programmpunkte wurden die Achtziger wieder lebendig. Dafür sorgten die bestens gelaunten Akteure der Narro-Zunft.

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Angefangen von Benni Marder in seiner Paraderolle als Polizist, der aus seinem Fundkoffer nicht nur typische 80er-Jahre-Accessoires wie Stirnband und Top-Gun-Brille hervorkramte, sondern auch daran erinnerte, dass es lange vor der Dating-App Tinder möglich war, sein Liebesglück zu finden: Ein kurzer Brief mit der Frage "Willst Du mit mir gehen?" habe schließlich auch funktioniert. Für diese Feststellung erntete Marder nicht nur zustimmendes Nicken im Publikum, sondern tosenden Applaus.

Stilechtes Accessoire: Benni Marder als Polizist mit 80er-Jahre-Stirnband.
Stilechtes Accessoire: Benni Marder als Polizist mit 80er-Jahre-Stirnband. | Bild: Peter Rosa

Nachdem die Youngsters, der Nachwuchs der Narro-Zunft, mit einem Tanz aus dem Musical "Rocky Horror Picture Show" über die Bühne wirbelten, nahmen die Ministranten das TV-Programm der 80er – natürlich in einem Röhrenfernseher – unter die Lupe. Werbung für Fruchtzwerge flimmerte genauso über die Mattscheibe wie ein damals beliebter Aerobic-Kurs. Zugabe-Rufe kassierten die Minis für ihren Auftritt als Village People – das Publikum sang lautstark zu "YMCA" mit.

YMCA: Die Ministranten als Indianer, Bauarbeiter, Cowboy und Soldat bei ihrem Tanz zum Hit der Village People.
YMCA: Die Ministranten als Indianer, Bauarbeiter, Cowboy und Soldat bei ihrem Tanz zum Hit der Village People. | Bild: Peter Rosa

Ein Kappenabend wäre kein Kappenabend, wenn die Akteure nicht das Stadtgeschehen auf die Schippe nehmen und die Obrigkeiten durch den Kakao ziehen würden. Die Ehemaligen der Junggesellen – grandios als Traumschiff-Besatzung – nahmen sich unter anderem des Themas Brückensperrung an: "Der Aarberg ist dadurch quasi von der Außenwelt abgeschnitten – die CDU muss schon Brötchen verteilen." Und Oberbürgermeister Philipp Frank bekam im wahrsten Sinne des Wortes sein Fett weg: "Unser OB tritt nicht von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen – er stolziert von Friteuse zu Friteuse."

Unter den Gästen: Landrat Martin Kistler (links) und Oberbürgermeister Philipp Frank.
Unter den Gästen: Landrat Martin Kistler (links) und Oberbürgermeister Philipp Frank. | Bild: Peter Rosa

Spitze Pfeile – oder in diesem Fall eher Patronen aus Maschinenpistolen – schossen die Junggesellen als A-Team in Richtung der östlichen Nachbarn ab: "Was machen zwei Tiengener, die sich mit Stroh bewerfen? Gedanken austauschen." Niemand der Gäste, darunter OB Philipp Frank, Landrat Martin Kistler, Stadträte und Vertreter befreundeter Zünfte aus Stühlingen, Weilheim und Eschbach, nahm die närrischen Neckereien krumm, sondern erfreute sich am kurzweiligen 80er-Jahre-Programm.

85. Kappenabend der Narro-Zunft Waldshut Video: Peter Rosa

Die Lumpenhunde gruben den Fernseh-Klassiker "Wetten dass...?" inklusive Moderator Thomas Gottschalk wieder aus. Die Zunftmädels der Hansele und Geltentrommler überzeugten mit einem Medley der erfolgreichsten Tanzfilme wie "A Chorus Line", "Footloose" und "Flashdance". Begeisterungsstürme gab es für Jonas Kittel und Jed Vincent Rimmele als Tanzpaar aus dem Kultfilm "Dirty Dancing".

Wette gewonnen: Felix von den Lumpenhunden balancierte einen Traktor auf vier Bierkrügen.
Wette gewonnen: Felix von den Lumpenhunden balancierte einen Traktor auf vier Bierkrügen. | Bild: Peter Rosa

Nach einem kurzen Zwischen-Auftritt von Vize-Zunftmeister Stephan Vatter als Uriella sorgten die "6 am Hochrhy" als männermordende Witwen für jede Menge Lacher, bevor die muntere Truppe vom „Zu-wie-ä-Handbrems“ („ZWH“) die ZDF- als ZWH-Hitparade auferstehen ließ. Dabei durften Frank Zander mit "Hier kommt Kurt", Mike Krüger mit "Der Nippel" oder Falco mit "Der Kommissar" natürlich nicht fehlen.

Ein bisschen Frieden: Sängerin Nicole bei der Hitparade, die die Truppe von „Zu-wie-ä-Handbrems“ („ZWH“) wieder aufleben ließ.
Ein bisschen Frieden: Sängerin Nicole bei der Hitparade, die die Truppe von „Zu-wie-ä-Handbrems“ („ZWH“) wieder aufleben ließ. | Bild: Peter Rosa

Einen Höhepunkt – nicht nur im übertragenen Sinne – bildete der letzte Programmpunkt der Kappenabende, als Florian Amrein auf einem Surfbrett, getragen von seinen Zunftratskollegen als Baywatch-Rettungsschwimmer, über den Köpfen des Publikums durch die Grieshaberhalle surfte.

Baywatch lässt grüßen: Rettungsschwimmer Florian Amrein surft, getragen von seinen Zunftratskollegen, durchs Publikum.
Baywatch lässt grüßen: Rettungsschwimmer Florian Amrein surft, getragen von seinen Zunftratskollegen, durchs Publikum. | Bild: Peter Rosa

Zunftmeister Joe Keller lobte seine Narren zurecht für diese gelungenen Kappenabende, die in völliger Eigenregie und ohne externe Kräfte reibungslos über die Bühne gingen. Ob hinter der Bar, beim Bedienen an den Tischen, vor und hinter der Bühne – jedes Mitglied sorgte durch seinen Einsatz dafür, dass alles wie am Schnürchen funktionierte. Dieter Bohlen, der sich kurz zuvor beim Hitparaden-Auftritt noch mit Thomas Anders zoffte, hätte über die Kappenabende gesagt: "Das war mega."

Mega-witzig: Dieter Bohlen (rechts) und Thomas Anders spielten natürlich ihren Hit "Cherri Cherri Lady".
Mega-witzig: Dieter Bohlen (rechts) und Thomas Anders spielten natürlich ihren Hit "Cherri Cherri Lady". | Bild: Peter Rosa
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