Mal ehrlich: Haben Sie eigentlich schon Ihr Leben geregelt? Also für den Notfall vorgesorgt? Sind Ihre Angehörigen in der Lage, alle Entscheidungen in Ihrem Sinne zu treffen, wenn Sie selbst das nicht mehr können? Ein Blick in die verschiedenen Statistiken zeigt: Bei den meisten Menschen in Deutschland besteht hier noch deutlicher Nachholbedarf. Und es ist auch gar nicht so einfach, alle wichtigen Dinge zu organisieren. Denn mit einem Formular ist es längst nicht getan. Viele gesetzliche Vorschriften gilt es zu beachten, die richtige Form muss eingehalten werden. Wenn es darum geht, sein Leben zu regeln, tun sich eine Vielzahl von Fragen auf: Reicht es denn überhaupt, ein Testament aufzusetzen? Wann wird eine Vorsorgevollmacht nötig? Ist eine Bankvollmacht immer ausreichend?
Menschen aus der ganzen Region, vom Bodensee, aus dem Schwarzwald und vom Hochrhein, erzählen in den kommenden Wochen im Rahmen unserer Serie „Das Leben regeln“ von den wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens – und davon, wie schwierig es war, sie zu treffen. Das Wissen um die Vorgaben, die man einhalten muss, ist dabei allerdings nur ein Aspekt. Fast noch entscheidender ist die inhaltliche und emotionale Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben und Lebensende. Hier sind häufig Mut und auch Überwindung gefragt.
Zur Popularität eines Stammtisch-Themas fehlt es der Materie „Das Leben regeln“ an Charme und Unbeschwertheit. Keineswegs aber an inhaltlichem Gewicht. Und das längst nicht nur für ältere Generationen. Immer ist es der Tod, eine schwere Krankheit oder ein schrecklicher Unfall, wenn es darauf ankommt, dass das Leben geregelt ist. In Deutschland verloren im Jahr 2013 fast 22 000 Menschen ihr Leben bei einem Unfall. Manchmal kann es schnell gehen. Umso wichtiger ist die richtige Vorsorge zur richtigen Zeit.
Der Humanist Albert Schweitzer (1875-1965) formulierte es so: „Das einzig Wichtige im Leben sind Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir ungefragt weggehen und Abschied nehmen müssen.“ Doch in der Realität haben Angehörige nicht selten mit der Regelung eines ungeordneten Nachlasses, dem Treffen von essenziellen Entscheidungen, von denen sie nicht wissen, ob sie richtig sind, und dem Zusammensuchen der wichtigsten Unterlagen zu kämpfen. Eine zusätzliche Belastung zur Trauer, die jeder seinen Nachkommen im Vorfeld ersparen kann.
Aber wer spricht schon gerne übers Sterben? In seiner Familie, mit dem Partner, im engen Bekannten- und Freundeskreis? Und zu welchem Zeitpunkt? In den Ferien, am Wochenende, beim Abendessen? Auch diese Fragen werden im Rahmen der Serie „Das Leben regeln“ auftreten. Wenn auch kein Leben wie das andere ist und viele Umstände individuell betrachtet werden müssen, so gibt es doch eine Reihe grundlegender Themen, von solch allgemeiner Bedeutung, mit denen sich jeder auseinandergesetzt haben sollte. Die Serie „Das Leben regeln“ bietet hier eine erste Orientierung. Verschiedene Schwerpunkte werden aufgezeigt, wobei jeweils auch namhafte Experten zu Wort kommen. Denn die Kenntnis der Fakten hilft beim Angehen der einzelnen Aspekte.
Diese Themen werden im Rahmen der Serie genauer vorgestellt:
Das Testament bietet viele Möglichkeiten, hat aber Besonderheiten. Weithin bekannt ist das Testament zur Regelung des Nachlasses: Es legt fest, wie das Vermögen an die Erben verteilt wird, und erklärt den letzten Willen des Betroffenen. Eine Allensbach-Studie im Auftrag der Postbank ergab, dass im Jahr 2012 rund 18 Prozent aller Deutschen ab 16 Jahren ein Testament abgefasst hatten. Doch nicht jedes Testament ist gleich. Es wird unterschieden zwischen notariellem Erbvertrag, notariellem Testament und handgeschriebenem Testament. Bei Ehepartnern ist das sogenannte Berliner Testament möglich: Der überlebende Ehepartner wird alleiniger Vollerbe. Welche Form für das gewünschte Ergebnis die richtige ist, oder ob überhaupt ein Testament gebraucht wird, muss jeder selbst entscheiden. Liegt zum Zeitpunkt des Todes keines vor, gilt die gesetzliche Erbfolge, die im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt ist.
Die Sorgerechtsverfügung betrifft die Zukunft minderjähriger Kinder. Vor allem für Eltern mit kleinen Kindern stellt sich die Frage, was mit dem Nachwuchs passiert, wenn beide Elternteile versterben sollten. Ob Unfall oder Krankheit: Im vergangenen Jahr wuchsen in Baden-Württemberg 700 Kinder als Vollwaisen auf. Eine dramatische Situation für die Kinder, die in ihrer Trauer um die Eltern besonderen Halt brauchen. Wo wären sie im Ernstfall am besten aufgehoben: Bei Verwandten, bei guten Freunden? Hier können Eltern im Vorfeld wichtige Anhaltspunkte für eine dann anstehende Entscheidung des Familiengerichts geben.
Die Patientenverfügung gibt Sicherheit bei medizinischer Behandlung. Selbstbestimmung ist ein wichtiges Recht – auch und gerade, wenn es um medizinische Behandlung geht. Mit einer Patientenverfügung lässt sich der Wille bekunden, auch wenn der Betroffene selbst diese Entscheidungen beispielsweise aufgrund einer schweren Krankheit nicht mehr treffen kann. Die Bandbreite der Inhalte wird individuell bestimmt und kann von apparativer Lebensverlängerung bis hin zur Gabe von Medikamenten reichen, die lebensverkürzend wirken. Wichtig ist es dabei, eine vertraute Person zu bestimmen, die im Ernstfall den Willen des Betroffenen deutlich vertritt. Der Wunsch nach Selbstbestimmung bis zum Schluss ist in Deutschland groß, wie eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2012 zeigt: Demnach hat etwa ein Viertel aller Deutschen eine Patientenverfügung, und rund die Hälfte der Bürger plant, eine solche zu verfassen.
Mit der Vorsorgevollmacht werden mehrere Lebensbereiche abgedeckt. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt kontinuierlich an. Viele von ihnen sind nicht mehr in der Lage, selbst Entscheidungen zu treffen, und gelten als nicht mehr geschäftsfähig. Für diesen Fall kann eine Person des Vertrauens bestimmt werden, die im Ernstfall entsprechend der eigenen Wünsche handelt. Eine Vorsorgevollmacht kann eine Vielzahl von Bereichen umfassen, wie beispielsweise Finanzangelegenheiten, Aufenthaltsbestimmung und die Gesundheitsvorsorge. Nahe Familienangehörige sind übrigens ohne eine Vollmacht nicht befugt, in diesen Bereichen zu handeln. Das absolute Vertrauensverhältnis zu der bevollmächtigten Person ist unverzichtbar.
Bankvollmachten sichern Zugriffe auf die Finanzen des Betroffenen. Wer glaubt, dass es bei Bankvollmachten keine Unterschiede gibt, der irrt sich. Sie können sehr eingeschränkt erteilt werden oder größeren Handlungsspielraum bieten. Schwierig wird es, wenn niemand eine Vollmacht hat, denn im Todesfall wird das Konto gesperrt. Je nachdem, wie ein Konto angelegt wurde, kann das schlimmstenfalls sogar bedeuten, dass selbst der Ehepartner dann keinen Zugriff mehr hätte.
Die richtige Ordnung und Aufbewahrung der Unterlagen ist wichtig. Die besten Vorsorgeunterlagen sind sinnlos, wenn sie im Ernstfall nicht gefunden werden. Darum ist eine klare Ordnung wichtig, die eine Person des Vertrauens kennt, die auch Zugang zu den Unterlagen und Dokumenten hat. Dabei müssen und dürfen sich nicht alle wichtigen Dokumente im heimischen Regal befinden. Beschäftigt man sich mit der Ordnung, ist das auch eine gute Gelegenheit, über den Verbleib der Haustiere nachzudenken und dafür Vorkehrungen zu treffen. Denn sicher gibt es bessere Lösungen für Hund und Katze als das Tierheim.
Der Umgang mit dem digitalen Erbe ist ein für viele neues Thema. Nicht nur materielle Dinge bleiben im Todesfall zurück, auch digital hinterlassen Menschen ihre Spuren. Und die können sehr vielfältig sein: von E-Mail-Postfächern über soziale Netzwerke bis hin zu Online-Abonnements. Auch für den digitalen Lebensbereich empfiehlt es sich, Strukturen anzulegen, mit deren Hilfe der Nachlass geregelt werden kann. E-Mails mit Produktempfehlungen und Geburtstagsglückwünsche via sozialem Netzwerk sind für die Hinterbliebenen natürlich emotional belastend. Je nachdem, welche Verträge online abgeschlossen wurden, können aber auch finanzielle Auswirkungen die Folgen sein.
Vorkehrungen für anstehende Entscheidungen im Todesfall. Das Leben ist endlich, doch was soll nach dem Tod passieren? Ein sehr sensibles und persönliches Thema. Hier ist es sinnvoll, den Angehörigen die eigenen Vorstellungen mitzuteilen. Auch in diesem Bereich stehen bedeutende Entscheidungen an: Das beginnt mit der Frage einer möglichen Organspende und geht bis hin zu Wünschen für die Bestattung.
Im Rahmen der Serie wird deutlich: „Das Leben regeln“ ist eine wichtige, aber auch eine schwierige Materie. Dennoch ist es ist ein Themenfeld – und das wird bei jedem der Gesprächspartner deutlich –, mit dem es sich leichter leben lässt, wenn es erst einmal angegangen ist.
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