Philipp Dittmann

Fußball-Oberliga: Auch 2017 haben die Fußballer des FV Ravensburg viel vor. Im wfv-Pokal steht der Titelverteidiger im Viertelfinale. „Diesen Titel wollen wir verteidigen“, sagt FV-Trainer Wolfram Eitel offensiv. In der Oberliga beträgt der Rückstand des Tabellenvierten acht Punkte auf Rang zwei (SC Freiburg II), der zur Relegation berechtigen würde. Spitzenreiter Bissingen ist neun Zähler entfernt. „Nur auf den Pokal zu schauen, habe ich keine Lust“, erklärt Eitel. „Wir müssen jede Woche ein Highlight-Fieber entfachen, jedes Spiel als Endspiel sehen. Wenn wir das schaffen, ist auch in der Liga noch einiges möglich.“

Um den Konkurrenzkampf hochzuhalten, absolvieren mit Felix Widmann und Simon Kraft zwei Spieler aus der U23 die Vorbereitung in der Oberliga-Mannschaft. Felix Bonelli hingegen kann den größeren Aufwand aufgrund aktueller beruflicher Verpflichtungen nicht wie geplant leisten. Mit dabei ist Neuzugang Alexander Klotz, der vom Landesligisten FC Ostrach ins Wiesental wechselte. Es bleibt abzuwarten, wie zügig er sich an das Tempo in der Oberliga gewöhnt. Mit seiner Art ist der schnelle und freche Stürmer, der zudem klasse Standards schlägt, aber ein Spielertyp, der den Ravensburgern bislang fehlte. „Jeder kann sich in der Vorbereitung zeigen und aufdrängen“, sagt Eitel.

Wer im Kader der Ersten bleibt und ob für einen der Neuen ein anderer Spieler in die zweite Mannschaft zurückgestuft wird, werden die nächsten Wochen zeigen. Außer Felix Schäch (muskuläre Probleme) nehmen derzeit alle Spieler am Training teil. Mit dem Fitnesszustand seiner Spieler ist Eitel zufrieden. Außer Schäch weisen nur Steffen Wohlfarth und Jonas Wiest krankheits- und verletzungsbedingt einen Trainingsrückstand auf. Das erste Punktspiel steigt am 18. Februar in Göppingen, eine Woche später erwartet der FVR den Karlsruher SC II. „Einen guten Start mit vielen Punkten“ wünscht sich Eitel, der trotz ordentlicher Vorrunde, „in der Rückrunde den einen oder anderen Punkt mehr holen“ möchte. Viele enge Spiele endeten unentschieden, neun Remis sind zu viel, wenn man ganz vorn angreifen möchte. „Unter den ersten fünf“ wolle Eitel am Ende auf jeden Fall landen.

Ist sogar mehr drin für die Ravensburger, die sportlich von 20 Spielen nur zwei verloren? „Der Traum ist es immer, von jedem Trainer, Spieler oder Funktionär, aufzusteigen. Das Problem ist: Das wollen alle anderen auch“, antwortet Eitel. Gerne würden die Verantwortlichen ihren Verein in naher Zukunft in der Regionalliga sehen. Ein Vorteil der Ravensburger ist gleichzeitig der große Nachteil. Weit und breit spielt keine Mannschaft so hoch wie der FVR, weshalb die Turmstädter jährlich viele Spieler der Region zu sich lotsen können. Höherklassig ausgebildete Kicker findet man in Oberschwaben aber kaum. „Wir sind eben nicht im Stuttgarter Ballungsraum“, weiß Eitel. Dort ansässige Vereine profitieren von den vielen Spielern, die es nicht in eine Profi-Mannschaft schaffen.

In Ravensburg ist das schwieriger. „Wenn du jemanden findest, der dich sportlich weiterbringt, hast du ein großes Gesamtpaket zu stemmen“, erklärt Eitel. Ausbildung oder Beruf nehmen in der Oberliga noch eine wichtige Rolle ein. Dazu muss eine Wohnung gefunden werden. Und zuallererst muss der Spieler davon überzeugt werden, ins ländliche Oberschwaben zu ziehen. Um sich in der Spitze zu verstärken, müssen die Verantwortlichen um den Sportlichen Leiter Peter Mörth enorme Anstrengungen auf sich nehmen. Transfers von Spielern aus der Regionalliga oder vielleicht sogar 3. Liga sind zudem eine finanzielle Frage und immer auch mit einem gewissen Risiko verbunden. Der Vertrag mit Emil Noll, einem langjährigen Profi, der im Sommer nach Ravensburg wechselte, wurde in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Kein einziges Spiel hat Noll, der die gesamte Zeit über verletzt war, für den FVR bestritten.

Solche Nebenschauplätze sollen den Fokus nicht vom Wesentlichen lenken. Auch die Nachricht, dass die drei Punkte aus dem Spielberg-Spiel (Abbruch wegen Haselnusswürfen Ravensburger Zuschauer) endgültig verloren sind (wir berichteten), werde die Mannschaft nicht aus dem Konzept bringen. „Wir konzentrieren uns nur auf die Aufgaben, die wir beeinflussen können“, so Eitel.

Während der restlichen Saisonmonate gelte es, die Kräfte zu dosieren und regelmäßig zu regenerieren. Zu Jahresbeginn war das Team drei Tage im Trainingslager in Tenero am Lago Maggiore. Am vergangenen Samstag stand bei Verbandsligist FV Olympia Laupheim das erste Testspiel auf dem Programm. Marcel Fetscher, Felix Widmann und Jascha Fiesel schossen beim 3:1-Sieg die Tore. Laut Eitel war die Partie „ein gelungener Testspiel-Auftakt. Es war schön zu sehen, dass jeder den Konkurrenzkampf annimmt. Die taktischen Vorgaben wurden gut umgesetzt. Trotzdem ist so ein Spiel am Beginn einer Vorbereitung ein Muster ohne Wert.“ Auf dem Weg zu großen Zielen war dieser kleine aber der erste wichtige Schritt.