Mitten im Fürstenberger Wohngebiet befindet sich das Karate-Fitness Dojo Konstanz. Hier, unweit der Kula-Bar, bereiten sich zwei junge Konstanzerinnen auf eine weite Reise vor. Und die wird es in sich haben, denn Kaltrina Osmani und Sara Reister nehmen an der JKA-Karate-Weltmeisterschaft in Japan statt. Vom 24. bis 27. Oktober dürfen sie sich mit den besten Karatekas der Welt messen.
Ein besonderes Privileg und eine große Ehre für den Karate-Club selbst, findet auch Markus Rues: „Es ist eine sehr schöne Sache, mit dabei zu sein. Wenn die Mädels kämpfen, dann geht der Puls gerne mal auf über 200“, sagt der Präsident des Dojos, der gleichzeitig auch der Trainer von Osmani und Reister ist.

Auch die beiden Kämpferinnen freuen sich sehr auf das bevorstehende Turnier. „Es ist unglaublich aufregend“, so Osmani. „Ich selbst vergesse zwar manchmal, dass es bald nach Japan geht. Und dann möchte ich schnell wieder trainieren, weil genug Training gibt es vor so einem Turnier nicht“, sagt sie. „Es ist eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität“, so Reister.
Während die anstehende WM das erste große Turnier für die 16-Jährige ist, könnte Osmani – im Fall eines Gewinns – ihren zweiten internationalen Titel in diesem Jahr feiern. Denn die 20-Jährige ist amtierende Europameisterin. Im April triumphierte sie bei der Europameisterschaft im belgischen Gent. EM-Siegerin und dann auch noch der WM-Pokal? Osmani kommt allein beim Gedanken daran ins Schwärmen: „Das haben mich schon viele gefragt“, entgegnet sie.
Dennoch möchte sie vorerst realistisch bleiben, zumal der Trainer den beiden jungen Kämpferinnen bewusst macht, wie schwer es bei so einer WM sein kann. „Japan ist der Favorit“, so Rues. Daran gebe es keine Zweifel. Dahinter reihen sich Australien, Tschechien, Chile und Südafrika mit Chancen auf Erfolg ein.
„Im Karate ist die Tagesform oftmals entscheidend. Auch das Losglück kann ein Faktor sein“, so Rues. Aspekte, die die Mädchen im Laufe der Jahre als Karatekas verinnerlicht haben. So wie auch andere Werte, die der japanische Kampfsport vermittelt.
Wie eine große Familie
„Karate hat sehr viel mit Respekt zu tun. Das mag man im ersten Moment nicht denken, da es eine Kampfsportart ist“, erzählt Sara Reister. Aber: „Durch Karate lernt man Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit.“ Das sei auch für andere Lebensbereiche sehr wertvoll, sagt die 16-jährige Schülerin.
Als sie mit Karate anfing, war sie gerade einmal vier Jahre alt. „Mein großer Bruder hat ebenfalls Karate gemacht, ich habe es mir also von ihm abgeguckt.“ Kaltrina Osmani hingegen fing mit zwölf Jahren an. „Der Chef meines Papas trainiert auch hier, und meine Mutter meinte, ich würde Bewegung brauchen“, erzählt sie schmunzelnd.
Ähnlich familiär verhält es sich auch im Konstanzer Karate-Dojo. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Trainer Markus Rues. Das sei auf den respektvollen Umgang zurückzuführen, der den Karatesport ausmacht und den Karatekas schon von klein auf vermittelt wird.
Für einen kleinen Teil dieser Familie geht es bald in den Fernen Osten. Von der Hauptstadt Tokio geht es ins rund 100 Kilometer entfernte Takasaki, wo die WM stattfindet. Nach der Ankunft am Sonntag heißt es erst einmal, sich auszuruhen. Danach geht es direkt mit den Trainingseinheiten los. Die Zeit zur freien Verfügung wollen die beiden Mädchen ausgiebig nutzen. Vor allem, um die japanische Küche auszuprobieren. Darauf freuen sie sich sehr, fast so sehr wie auf die Weltmeisterschaft – von der sie mit Trophäen und Medaillen zurückkehren wollen.