Es ist kurz nach Mitternacht. Dimitrios Sapanazidis steht erleichtert mit einem goldenen Gürtel über der Schulter im Ring und grinst etwas gequält in die Kamera. Kein Wunder, hat er doch gerade fünf knallharte Runden Kickboxen hinter sich. Der Lohn: Der gebürtige Grieche aus Überlingen wurde zum zweiten Mal innerhalb von nur sechs Monaten Super-Weltmeister des Verbandes All Fight System Organisation (AFSO).
Schwerer Kampf
Allerdings war der Kampf dieses Mal deutlich schwerer, denn Youssouf Ouattara, der Mann von der Elfenbeinküste, der für das Fight District Gym aus Lausanne in der Schweiz angetreten war, zeigte erbitterte Gegenwehr. Am Ende gab es eine hauchdünne Punkterichter-Entscheidung. Letztlich entschieden sich zwei für den Überlinger und einer für den Ivorer.
Deutlich klarer war der WM-Kampf des Peruaners Renato Mansilla, der mit seiner Frau Laura Torre de Mansilla in Gottmadingen das MT Kombat Sports leitet. Es ging um den Weltmeisterschaftsgürtel im Muay Thai. Sein Gegner, der Däne Kristian Thomsen vom Gladiators Fighting Gym aus Bern, zeigte enorme Nehmerqualitäten. Letztlich war der Sieg von Renato Mansilla nie gefährdet.
Duell mit Nasenbluten
Eine wahre Schlacht mit heftigem Nasenbluten lieferten sich Charly Glaser von der Kampfsportakademie Esslingen und Aylina Engel vom Fightclub M47 aus Haßloch. Beide gelten als einer der hoffnungsvollsten Talente Deutschlands. Nun hat sich Charly Glaser bereits zum zweiten Mal einen WM-Gürtel gesichert. Und das mit den deutlich klareren Treffern.
Veranstalter, Organisator und Trainer Sebastian Harms-Mendez vom Muay Thai Gym Mendez feierte mit der Bodensee Fightnight einen runden Geburtstag. Zur zehnten Auflage überreichten ihm Freunde und ehemalige Wegbegleiter als Anerkennung einen extra angefertigten roten Gürtel, was ihn sichtlich berührte.
Bei der Bodensee Fightnight X standen insgesamt 19 Kämpfe auf dem Programm. Was es so aber noch nie gab, war die Vielzahl der regionalen Athleten, die unter anderem aus Überlingen, Gottmadingen, Konstanz, Jestetten und Bodnegg kamen. Mit zahlreichen Athleten aus der Schweiz wurde das Ganze aber auch international. Allerdings musste Harms-Mendez eine Woche vor der Veranstaltung die Absage der holländischen Kämpfer hinnehmen.
Emotional war der Auftritt von Sandra Märte, die für das Muay Thai Gym Mendez antrat. Die 40-Jährige beendete mit diesem Kampf ihre aktive Karriere. Sie unterlag allerdings klar Johanna Denkena vom SCS München. Den deutlichsten Sieg erkämpfte sich Maximilian Schmucker vom Gastgeber. Er setzte gegen Francesco Viviona aus Bern einen krachenden Kick zum Kopf, von dem sich der Schweizer minutenlang erholen musste.
Veranstalter Harms-Mendez im Interview
Haben uns von Jahr zu Jahr verbessertSebastian Harms-Mendez vom Überlinger Muay Thai Gym Mendez
Herr Harms-Mendez, wie fällt Ihr Fazit aus?
Die Bodensee Fightnight war ein absoluter Erfolg. Sowohl sportlich als auch aus organisatorischer Sicht. Fünf unserer Kämpfer haben super gekämpft. Schade war es nur für Sandra Märte, dass sie ihren letzten Kampf nicht gewinnen konnte. Beeindruckend war aus meiner Sicht auch Maximilian Schmucker, der in seinem dritten Kampf den dritten K.o. einfuhr. Der Weltmeisterschafts-Titel von Dimitrios Sapanazidis war ebenfalls großartig, vor allem weil der Gegner sehr unangenehm war und wir im Kampf das Konzept umgestellt haben.

2014 gab es im Dorfgemeinschaftshaus Nußdorf die erste Bodensee Fightnight. Was waren damals Ihre Ziele?
Damals war ich im dritten Jahr selbstständig. Ich wollte schon immer eine eigene Fightnight aufbauen. Wichtig war für mich, dass die Kämpfe auf Augenhöhe stattfinden. Anfangs haben wir mit minimalem Mitteln versucht, das Beste zu machen. Mittlerweile haben wir uns Jahr für Jahr verbessert. Ich denke, wir haben uns international einen sehr guten Namen erarbeitet.
Sieben der Veranstaltungen waren am Standort Mühlhofen. Wie wichtig ist er Ihnen?
Ich würde ihn für keinen anderen Standort mehr eintauschen. Die Halle ist optimal, die Gemeinde ist absolut einmalig und steht komplett hinter der Veranstaltung.
Wann findet die elfte Auflage statt?
Im März des kommenden Jahres.