Der Getriebespezialist ZF Friedrichshafen plant offenbar, sich von Teilen eines seiner traditionellen Geschäftsfelder zu trennen. Der scheidende ZF-Chef Wolf-Henning Scheider habe das Achsengeschäft des Friedrichshafener Automobilzulieferers „zum Verkauf gestellt“, berichtet das Manager-Magazin.

Allein mit Achsen setzt ZF im Pkw-Bereich jährlich etwa drei Milliarden Euro um, was einem hohen einstelligen Anteil am Konzernumsatz von insgesamt gut 38 Milliarden Euro entspricht.

ZF-Sprecher: „ZF veräußert Shuttle-Geschäft nicht“

Ein ZF-Sprecher sagte dem SÜDKURIER, man wolle das Achsgeschäft „nicht mehrheitlich veräußern“, allerdings mit Hilfe externer Geldgeber noch erfolgreicher machen“. Es komplett abzugeben, stehe aber „nicht auf dem Plan“.

Gerüchte, wonach auch Aktivitäten rund um autonom fahrende Shuttle-Busse abgestoßen werden sollten, trat er entgegen. „Unser Shuttle-Geschäft ist ein Kernfeld der Mobilität der Zukunft, das ZF nicht veräußern wird.“ Das Manager-Magazin hatte auch hier berichtet, es stehe ein Verkauf an.

Klar ist aber, dass die Fortschritte beim autonomen Betrieb von Fahrzeugen hinter den einst hohen Erwartungen zurückliegen – nicht nur bei ZF, sondern branchenweit. ZF hatte schon vor einiger Zeit angekündigt, sich aus der Entwicklung von Robo-Autos zurückzuziehen und sich auf Anwendungen im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs und bei Nutzfahrzeugen zu fokussieren.

Ein zentrales Produkt ist ein autonom fahrender Kleinbus, der maßgeblich von der Konzerntochter 2getthere entwickelt wird und auch schon in ausgewählten Kommunen fährt. Der Serienstart der Fahrzeuge ist aber deutlich hinter Plan.

Wolf-Henning Scheider, Vorstandschef von ZF, steht auf der IAA 2019 vor dem Modell eines autonomen Shuttle-Busses. Der Konzern ...
Wolf-Henning Scheider, Vorstandschef von ZF, steht auf der IAA 2019 vor dem Modell eines autonomen Shuttle-Busses. Der Konzern dementiert Verkaufsgerüchte bislang. | Bild: Sean Gallup

Achsgeschäft fährt keine hohen Gewinne ein

Das Achsgeschäft wiederum hat einen großen Stellenwert und erwirtschaftet bei den Friedrichshafenern allein im PKW-Bereich jährlich rund drei Milliarden Euro Umsatz. Gleichzeitig gilt es in Fachkreisen als renditeschwach. Aus Branchenkreisen verlautete, ZF mache sich seit längerem Gedanken um die Zukunft dieses Bereichs. Offenbar liegen dabei mehrere Optionen auf dem Tisch.

Möglich wäre dem Vernehmen nach, dass ein industrieller Partner bestimmte Bereiche des Geschäftsfelds übernimmt und eigenständig weiterführt. In Frage käme aber auch die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, in dem die Technologien gemeinsam weiterentwickelt werden. Klar ist das aber nicht, ZF schweigt zu Details.

Auch Zukunftsfeld E-Achsen betroffen?

Ob von den Umwälzungen auch das Geschäft mit integrierten E-Achsen für Elektro-Fahrzeuge betroffen sein könnte, ist noch unklar. Diese gelten als Zukunftsprodukt, die sich insbesondere durch den Hochlauf batterieelektrischer Fahrzeuge stark im Markt verbreiten werden. ZF hat hier erste Produkte erfolgreich eingeführt. Allerdings ist die Konkurrenz, etwa durch Bosch, Conti, Schaeffler oder Valeo, auch erheblich.

Das könnte Sie auch interessieren

Friedrichshafen offenbar nicht direkt betroffen

Indes geht es bei den jetzigen Verkaufs-Plänen offenbar rein um Pkw-Anwendungen, nicht um entsprechende Nutzfahrzeugprodukte, wie es von informierter Seite hieß. Die Produktion der Auto-Achsen ist weltweit angesiedelt, in Deutschland, aber auch etwa in China. Am Friedrichshafener Stammsitz werden keine Pkw-Achsen gefertigt.

ZF hat ein Problem mit der Rendite

Klar ist, dass ZF Geld für Investitionen braucht, um die kommende Transformation zu finanzieren. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass man beim Achsgeschäft, über die Beteiligung von Partnern nachdenkt. Operativ verdiente der Konzern im ersten Halbjahr noch gut 850 Millionen Euro. Der Umsatzrendite liegt bei vier Prozent und damit weit unter den Zielvorstellungen.

Von der Profitabilität steht ZF damit besser da, als manche Konkurrenten, etwa Conti, aber deutlich schlechter als zu Beginn der Amtszeit des amtierenden ZF-Chefs Scheider. Dieser wird zum Jahresende beim Friedrichshafener Getriebebauer ausscheiden und zu einem Schweizer Beteiligungsunternehmen wechseln.