Weite Teile Baden-Württembergs haben eine unruhige und sturmumtoste Nacht hinter sich. Allerdings hat sich Sturmtief „Ylenia“ zunächst wie erwartet vor allem im Norden und Osten Deutschlands ausgetobt, im Südwesten waren bis in den Morgen nur Ausläufer zu spüren.

Die aber hatten es vor allem in Südbaden in sich: Auf Schwarzwaldgipfeln erwartete der Deutsche Wetterdienst Orkanböen von bis zu 130 Stundenkilometern. Polizei und Feuerwehr standen zwar bereit, größere Schäden wurden aber bislang nicht bekannt, wie mehrere Polizeisprecher am Donnerstagmorgen mitteilten. Am Bodensee wurde der Katamaranverkehr zwischen Konstanz und Friedrichshafen eingestellt.

Viele Bäume stürzten in der Nacht um und landeten auf Straßen. Im Landkreis Heilbronn fuhren zwei Autos über umgefallene Bäume. Verletzt wurde niemand. Mehrere Bauzäune und Mülltonnen wurden von den Böen durch die Gegend getrieben.

Bahn stellt Fernverkehr in mehreren Bundesländern ein

Vor allem in den nördlichen und östlichen Teilen Deutschlands war „Ylenia“ deutlich stärker zu spüren. Auf dem Brocken im Harz wurden in der Nacht in der Spitze Windgeschwindigkeiten von bis zu 156 Stundenkilometern gemessen. Unter anderem wurden umgestürzte Bäume, lose Dachziegel, abgesagte Flüge und verspätete Züge gemeldet. Die Feuerwehren und Polizeileitstellen berichteten am frühen Donnerstagmorgen von zahlreichen Einsätzen, größere Schäden blieben vorerst aber aus.

Die Deutsche Bahn stellte den Fernverkehr in mehreren Bundesländern ein. In Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg verkehren keine Züge des Fernverkehrs, wie das Unternehmen mitteilte. Auswirkungen gebe es auch in anderen Bundesländern.

Flugausfälle am Hamburger Flughafen – Verbindung nach Zürich betroffen

Am Flughafen Hamburg fallen am Donnerstag rund ein Dutzend Flüge aus. Betroffen sind Verbindungen von und nach München, Frankfurt, Kopenhagen, Zürich und Istanbul, wie eine Sprecherin des Airports mitteilte.

Dies seien Flüge verschiedener Airlines. Die Lufthansa hatte in der Nacht bereits mitgeteilt, dass sie vorsorglich 20 Flüge gestrichen habe. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt sind nach Betreiberangaben Verbindungen mit Berlin, Hamburg und München betroffen.

Baum stürzt auf Wuppertaler Schwebebahn

In Wuppertal stürzte ein etwa 40 Meter hoher Baum um und fiel auf die Schienen der Schwebebahn. Die Feuerwehr sei mit einem Kran- und einem Leiterwagen im Einsatz gewesen, habe den Baum noch in der Nacht zersägt und weggeräumt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Zuvor hatte der WDR berichtet. Laut dem Bericht sollen Statiker noch prüfen, ob die Schwebebahn am Donnerstag planmäßig an der Stelle fahren kann.

Die Hochwasserstände an der niedersächsischen Nordseeküste blieben zum Teil niedriger als erwartet. In Schleswig-Holstein hingegen gab es eine Sturmflut. In Husum, am Eidersperrwerk und in Büsum beispielsweise lagen die Hochwasserwerte am frühen Donnerstagmorgen über 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser.

Feuerwehr Berlin ruft Ausnahmezustand aus

Die Feuerwehr Berlin rief am frühen Donnerstagmorgen den Ausnahmezustand aus. Seit 2.00 Uhr sei ein starker Anstieg an wetterbedingten Einsätzen zu verzeichnen. Mehrere Freiwillige Feuerwehren seien in den Dienst gerufen worden, um die Berufsfeuerwehr zu unterstützen.

Eine Corona-Teststation in Kleve am Niederrhein hielt dem Sturm am Mittwochabend nicht stand.

Eine Corona-Teststation am Niederrhein hat dem Sturm am Mittwochabend nicht standgehalten.
Eine Corona-Teststation am Niederrhein hat dem Sturm am Mittwochabend nicht standgehalten. | Bild: Guido Schulmann

Der Wind zerstörte das Zelt des Drive-in-Testzentrums in Nordrhein-Westfalen, wie die Feuerwehr mitteilte. Verletzt wurde nach Feuerwehrangaben niemand.

Schule in NRW fällt aus

In Nordrhein-Westfalen sagte Landesschulministerin Yvonne Gebauer (FDP) den Unterricht für Donnerstag ab. Auch in mehreren Regionen Niedersachsens oder etwa Bayerns dürfen Schülerinnen und Schüler am Donnerstag wegen der Wetter-Gefahren zu Hause bleiben. In Baden-Württemberg können Eltern in betroffenen Regionen am Donnerstag selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken. „Falls der Weg zur Schule aufgrund extremer Wetterlagen vor Ort nicht zumutbar ist, können Eltern ihr Kind vom Unterricht befreien lassen“, teilte das Kultusministerium am Mittwoch mit.

Ab Donnerstagnachmittag lässt der Wind von Tief „Ylenia“ laut DWD zwar langsam nach. Die Verschnaufpause dürfte jedoch nur kurz sein. Bereits für Freitagmittag wird das nächste Orkantief – „Zeynep“ genannt – von den Britischen Inseln kommend erwartet.

Laut DWD wird wahrscheinlich wieder vor allem die nördliche Hälfte betroffen sein. Doch die Prognosen seien hierbei nicht ganz sicher: „Die Modelle haben da immer noch sehr unterschiedliche Simulationen“, sagte der Pressesprecher und Meteorologe Andreas Friedrich am Mittwoch. Die Wetterlage sei sehr dynamisch. (dpa/sk)