Was als Freundschaftsspiel zwischen den C-Jugendteams des SV Litzelstetten und des JFV Singen II begann, hat am Sonntag ein besonders trauriges Ende genommen. Nachdem der 47-jährige Vater eines Gästespielers den 15-jährigen Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht geschlagen hatte, rückte die Polizei mit zwei Streifenwagen an und zog einen Schlussstrich unter einen dunklen Nachmittag, der allen Beteiligten noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Das Spiel an sich sei ein ganz normaler Test in der Vorbereitung auf die Rückrunde gewesen, sagt der Litzelstetter Jugendleiter Gian Vito Diliso, der als Betreuer der gastgebenden Mannschaft vor Ort war. „Überhaupt nicht brutal, völlig normal“, erinnert er sich.

Trainer entscheiden gemeinsam über vorzeitigen Abpfiff

Die Teams hatten sich auf eine längere Spielzeit von dreimal 30 Minuten geeinigt, und gegen Ende, als die Kräfte nachließen, sei es etwas ruppiger geworden auf dem Rasen. „Da haben wir beschlossen: Wir hören auf, bevor sich einer verletzt“, sagt Diliso. „Beide Trainer haben zusammen entschieden, dass wir das Spiel vorzeitig abpfeifen, um die Situation zu deeskalieren.“

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Nach dem Ende der Partie sei ein Singener Spielervater auf den Unparteiischen zugegangen. Der Vater war laut Polizeibericht „über den Abbruch des Spiels und die Leistung des Schiedsrichters (...) derart erbost, dass er dem Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht schlug“. Der Unparteiische – ein Litzelstetter B-Jugendspieler mit Schiedsrichter-Lizenz – pfeift laut Diliso immer wieder freiwillig Freundschaftsspiele im Nachwuchsbereich.

„Es ist bei Testspielen nicht immer einfach, einen Schiedsrichter vom Verband zu bekommen“, sagt Diliso. Vom Sonntag bleiben dem 15-Jährigen nun ein blaues Auge und Schmerzen. „Am Abend ging es ihm den Umständen entsprechend“, sagt der Jugendleiter des SVL, „ob er weiter pfeifen wird, weiß ich nicht.“

Gian Vito Diliso macht sich Sorgen

Als sich die Lage etwas beruhigt hatte, hätten sich die Spieler beider Teams die Hand gegeben und seien zusammen in die Kabine gegangen, erklärt Gian Vito Diliso, der sich auch um seine 13 bis 14 Jahre alten Jungs sorgt.

„Für die Jugendlichen und Kinder war es schockierend. Wenn die Polizei mit zwei Streifenwagen zu einem Freundschaftsspiel kommt, ist das für viele traumatisch. Wir werden das pädagogisch aufarbeiten. Das sind schreckliche Bilder, die nicht auf den Fußballplatz gehören“, sagt er. „Wir haben in der Mannschaft drei Jugendliche, die sich für den nächsten Schiedsrichter-Lehrgang anmelden wollten. Ob sie das jetzt noch tun werden, ist nicht klar.“

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Die Singener Trainer und Betreuer hätten sich sehr gut verhalten. „Sie haben sich gleich entschuldigt. Am Abend haben sich auch die Offiziellen bei uns gemeldet“ sagt Diliso. Der 37-Jährige selbst ist immer noch geschockt: „In dieser Art habe ich so etwas zum Glück noch nie erlebt, auch wenn viele Spiele oft emotional waren.“

JFV Singen mit deutlichen Worten

Vorstand, Trainerstab und Spieler des JFV Singen verurteilen in einer Mitteilung „das krasse Fehlverhalten des Zuschauers vorbehaltlos und entschuldigen sich bei dem betroffenen Jugendlichen, aber auch bei allen anderen involvierten Personen“. Der Verein distanziere sich von solchen Handlungen. „So etwas hat nichts mit Sport zu tun – einfach fürchterlich, dass es zu solch einer unschönen Tat kommen konnte“, schreiben die Singener weiter.

Der Fairplay-Gedanke liege dem Jugendförderverein sehr am Herzen und sei in den Leitlinien verankert. „Umso mehr schmerzt uns solch eine Aktion“, schreiben die Verantwortlichen. Dem 47-Jährigen werde vom Verein ein Stadionverbot für die Spiele wie auch für die Trainingseinheiten ausgesprochen. „Die Stadt Singen wird dem gleichziehen und ebenfalls ein Hausverbot für alle städtischen Sportanlagen aussprechen“, heißt es in der Presse-Mitteilung des JFV weiter.

Strafverfahren gegen den 47-Jährigen

Beim Südbadischen Fußballverband ist indessen noch nichts eingegangen. „Es wird ein Urteil geben, wenn wir von beiden Vereinen Stellungnahmen bekommen haben. Dann wird die Sache an den Strafsachbearbeiter weitergeleitet“, erklärt Bezirksjugendwart Hans-Peter Restle.

Wie es in strafrechtlicher Sicht weitergeht, steht indessen fest. Der 47-jährige Singener müsse „sich nun in einem Strafverfahren wegen der begangenen Körperverletzung verantworten“, schreibt die Polizei in einer Mitteilung – nach diesem Freundschaftsspiel mit einem traurigen Ende.